Vergleich: In Tannay lebt ein Mittelstandspaar besonders schlecht

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160'000 Fr. EinkommenEin Bergdorf stellt 2135 Gemeinden in den Schatten

Seid ihr verheiratet, habt keine Kinder und verdient zusammen 160’000 Franken im Jahr? Um Geld zu sparen, solltet ihr nach Oberems VS ziehen. Besonders Pech habt ihr, wenn ihr in Tannay VD lebt.

Darum gehts

  • Nachdem das Institut für Schweizer Wirtschaftspolitik (IWP) für 20 Minuten bereits ermittelte, in welchen Gemeinden Singles am meisten sparen können, analysierte es nun, wo es Ehepaare ohne Kinder finanziell am besten haben.

  • Diese Werte betreffen dich, wenn du zusammen mit deinem Partner oder deiner Partnerin etwa 160’000 Franken pro Jahr verdienst und keine Kinder hast.

  • In Oberems VS bleibt dir am meisten Geld zum Leben übrig. Tannay VD schneidet im Ranking am schlechtesten ab.

  • Liegt das gemeinsame Bruttojahreseinkommen bei 100’000 Franken, 260’000 Franken oder zwei Millionen Franken, findest du am Dienstag die entsprechenden Informationen.

Oberems VS stellt beim grossen 20-Minuten-Gemeindevergleich alle anderen 2135 Schweizer Gemeinden in den Schatten: Im Walliser Bergdorf haben verheiratete Paare ohne Kinder, die zusammen 160’000 Franken im Jahr verdienen, nach Abzug von Abgaben, Steuern und Miete mit 106’500 Franken am meisten Geld zum Leben zur Verfügung. Ganz anders in Tannay VD: Dort bleiben entsprechenden Paaren gerade mal 77’500 Franken übrig – ein Unterschied von rund 29’000 Franken. Das hat das Wissenschaftlerteam um Przemyslaw Brandt vom Institut für Schweizer Wirtschaftspolitik (IWP) exklusiv für 20 Minuten berechnet.

Die fünf Top-Gemeinden im grossen Ranking liegen allesamt in Bergregionen: Nach Oberems VS bleiben Paaren ohne Kinder aus dem Mittelstand auch beispielsweise in Randa VS, Flims GR, Anniviers VS und Laax GR viel Geld zum Leben übrig. Die Flop-Gemeinden hingegen liegen alle am Genfersee, so schneiden nach Tannay VD auch Cologny VS, Coppet VD, Saint-Sulpice VD und Genf bezüglich Mietkosten und Steuern sehr schlecht ab.

Top-Gemeinde: Oberems VS

Das auf über 1300 Höhenmetern gelegene Walliser Bergdorf ist für Ehepaare ohne Kinder finanziell gesehen ein Traum: So zahlen sie bei einem gemeinsamen Einkommen von 160’000 Franken gerade mal 17’000 Franken Steuern im Jahr und auch die Mietkosten liegen mit 1400 Franken pro Monat am unteren Ende.

«Es freut mich natürlich, dass wir auf dem ersten Platz sind», sagt der Gemeindepräsident von Oberems, Hubert Hischier, etwas überrascht. Dass Oberems für verheiratete Paare aus der Mittelschicht so ideal ist, war ihm nicht bewusst: «Klar sind bei uns die Steuern und die Mieten tief, aber dafür verdient man in der Region auch schlechter.»

Wenn man in Oberems wohne, müsse man für die Arbeit in der Regel ins Tal runterfahren. Der nächstgrössere Ort Leuk ist mit dem Auto in etwa zwanzig Minuten über eine kurvenreiche Strasse zu erreichen, es gibt aber auch eine Luftseilbahn, die das 140-Seelen-Dorf mit dem Talgrund verbindet. Die tiefen Steuern seien unter anderem den Wasserzinsen zu verdanken, sagt Hischier. Auf dem Gemeindegebiet von Oberems liegen zwei Wasserkraftwerke, die der Gemeinde viel Geld in die Kassen spülen.

Das sagen die Einwohnerinnen und Einwohner zur Top- bzw. Flop-Platzierung ihrer Gemeinden.

20min/Mikko Stamm

«Es ist schon ein Paradies, das wir hier haben», sagt Léon (26), der sich als waschechter Oberemser bezeichnet. Ihm gefallen besonders das Dorfleben und der starke Zusammenhalt, den es unter den Bewohnenden gebe: «Es ist alles sehr familiär hier.» Die tiefen Steuern und Mietkosten sind für ihn ein zusätzliches Argument, um auch in der Zukunft im Bergdorf zu bleiben und dort eine Familie zu gründen. Das, obwohl das Dorf etwas abgelegen liege und er für seine Arbeit als Vermögensberater immer den Weg ins Tal auf sich nehmen müsse. «Wenn man in Zürich wohnt und arbeitet, hat man ja sicher auch zwanzig Minuten Arbeitsweg.»

Flop-Gemeinde: Tannay VD

Vom Finanzhimmel in den Bergen zur Finanzhölle am See: Die 1700-Einwohner-Gemeinde Tannay, die direkt am Genfersee liegt und zur Agglomeration von Genf gezählt werden kann, ist für Ehepaare ohne Kinder aus dem Mittelstand ein besonders hartes Pflaster: Bei einem gemeinsamen Einkommen von 160’000 Franken zahlen sie dort satte 24’000 Franken Steuern pro Jahr – 7000 Franken mehr als in der Top-Gemeinde Oberems. Noch schlechter sieht es bei den Mieten aus, so zahlen entsprechende Paare pro Monat im Schnitt 3100 Franken Miete – auf das Jahr gerechnet 20’400 Franken mehr als in Oberems. Doch schon bei einem Umzug ins etwa 30 Kilometer entfernte Le Chenit im Waadtländer Jura könnte ein Paar aus Tannay Mietkosten von 19’000 Franken einsparen.

Wie lebt es sich in der Steuer- und Miethölle Tannay? «Es ist wirklich teuer hier», sagt die Bewohnerin Karina (35). Doch auch in Tannay bleibe ihr und ihrem Mann genug Geld übrig, um ab und zu in den Urlaub zu fahren und auszugehen. Ein Umzug in eine günstigere Gemeinde käme für sie nicht infrage: «Die Lebensqualität ist wirklich gut hier.» Das sieht auch Kee (47) so. Er arbeitet in Genf bei der UNO und mag es, etwas ausserhalb der Grossstadt zu leben: «In Tannay ist alles sehr familiär, die Bewohnenden sind freundlich und die Lage direkt am Genfersee ist traumhaft.» Ihm sei bewusst, dass er bei einem Umzug viel Geld sparen könnte, doch wegen der guten Lebensqualität und der Nähe zu Genf nehme er die hohen Kosten in Kauf.

Wo würdest du lieber wohnen?

Serie Swiss Taxometer

In einer Serie über mehrere Monate beleuchtet 20 Minuten, welche Wohnorte finanziell besonders attraktiv sind und welche weniger. Ein exklusiver Vergleich aller 2136 Gemeinden zeigt gewaltige Unterschiede. Alle bereits publizierten Artikel findest du hier:

Singles

Verheiratete Paare

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