Stromausfälle, Stau im Hafen, Immobilien-Bubble – Krisen in China bedrohen unseren Black Friday und Weihnachten

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Stromausfälle, Stau im Hafen, Immobilien-Bubble Krisen in China bedrohen unseren Black Friday und Weihnachten

Der Welthandel stockt, weil es in China Probleme gibt. iPhones werden teurer, Barbies kommen nicht an: Die Folgen werden noch im nächsten Jahr zu spüren sein.

Darum gehts

  • In China gibt es zahlreiche Probleme für den Welthandel.

  • 20 Minuten sagt dir, mit welchen Folgen du nun rechnen musst.

  • Die Folgen dürften noch bis nächstes Jahr zu spüren sein.

Blackout, Warenstau, Immobilien-Bubble – in China häufen sich aktuell die Probleme. Darunter leide die ganze Weltwirtschaft, denn China sei der Wachstumsmotor und die Werkbank der Welt, sagt Matthias Geissbühler, Investment-Chef bei Raiffeisen Schweiz.

Die chinesische Regierung sei unter zunehmendem Druck. Aussenpolitisch durch den Handelszoff mit den USA und innenpolitisch wegen der wachsenden Kluft zwischen Arm und Reich. «Die Regierung versucht nun verzweifelt, die Zügel in der Hand zu behalten», sagt Geissbühler. Dabei werde teilweise auch massiv in die Wirtschaftsfreiheit eingegriffen.

Der Raiffeisen-Experte sagt, was derzeit in China passiert und wie schlimm das Ganze noch wird. Ausserdem benennt er die Folgen für die Schweiz und fürs Portemonnaie.

Schiffstau

Das ist passiert: Als im Sommer im chinesischen Hafen Yantian ein Corona-Fall auftrat, wurde alles rigoros abgeriegelt. Danach stauten sich die Schiffe und der Welthandel lahmte. Die Nachwirkungen sind noch immer zu spüren; im Hafen von Los Angeles fehlen weiterhin Waren, weil sie noch in China oder auf Schiffen ist. «Das gibt eine Kettenreaktion», sagt Geissbühler.

Das droht in der Schweiz: Die Waren fehlen auch hierzulande. «Jetzt wird es heikel, weil die Promotionstage wie Black Friday anstehen. Wenn dann die Lager immer noch halb leer sind, werden die Preise für Spielzeug wie Barbies oder Gadgets wie das neue iPhone steigen», sagt Geissbühler. Möglich hält er Preissteigerungen von fünf Prozent, wie es in den USA der Fall war. Er schliesst auch nicht aus, dass es wieder zu einer solchen Schliessung eines kompletten Hafens bei einem Corona-Fall kommt, weil China eine konsequente No-Covid-Strategie fährt.

Chip-Mangel

Das ist passiert: Der Handelsstreit mit den USA und die Lieferkettenprobleme wegen Corona führten zu einem Mangel an Computer-Chips. «Die Folgen sind wie beim Stromausfall, es kann nicht produziert werden», sagt Geissbühler. Das gilt für die Produktion in China, aber auch weltweit in den Fabriken, die keine Chips aus China oder Taiwan geliefert bekommen. Autohersteller wie Opel mussten wegen des Stillstands Werke schliessen. Sony kriegt keine Chips für die PS5. Zwar haben Chip-Hersteller den Bau neuer Werke angekündigt, doch das sind laut Geissbühler komplexe Projekte. Weil die Fabriken steril sein müssen, dauere es bis zu 18 Monate, bis eine solche fertig gebaut ist.

Das droht in der Schweiz: «Es gibt fast nichts mehr ohne Chips, ob Auto, Handy oder Geschirrspülmaschine», sagt Geissbühler. Auch Schweizer Produzenten sind deshalb auf die Chips angewiesen. Wie bei den Lieferkettenproblemen wegen des Stromausfalls rechnet Geissbühler mit Knappheit und steigenden Preisen zu Weihnachten und auch noch im nächsten Jahr bei elektronischen Konsumgütern wie Konsolen, Handys und PCs. Laut dem Branchenverband Auto-Schweiz gehen auch viele Auto-Zulieferer und -Hersteller davon aus, dass sich die mangelnde Versorgung noch weit bis in das nächste Jahr erstrecken wird.

Evergrande

Das ist passiert: Der Immobilienriese taumelt und die Weltwirtschaft bibbert vor einer Pleite wie 2008 bei Lehman Brothers. Hunderte Milliarden Schulden hat der Konzern, der nun sein Tafelsilber verkauft, sogar der firmeneigene Fussballklub Guangzhou, der grösste im Land, steht nun vor der Auflösung. Unter der Evergrande-Krise leidet das ganze Baugewerbe in China, das über zehn Prozent der Wirtschaftsleistung des Landes ausmacht. Die chinesische Regierung will den überhitzten Immobilienmarkt deshalb beschränken, sagt Geissbühler.

Das droht in der Schweiz: Sollte die chinesische Regierung den Immo-Markt noch weiter beschränken, leiden die diversen global tätigen Schweizer Firmen mit Nähe zur Bauindustrie noch mehr, wie Geissbühler sagt. Die Lifte von Schindler, das Zement von Holcim oder die Bauchemikalien von Sika werden dann viel weniger gefragt sein.

Blackouts

Das ist passiert: China will den Kohleanteil reduzieren und stärker auf erneuerbare Energien setzen. Doch weil die Kohle nun fehlt, kommt es zu zahlreichen Stromlücken. Die Blackouts haben vor allem Auswirkungen auf die Produktion in China, sagt Geissbühler. Bei zahlreichen Herstellern wie Apple und Tesla, die im Land produzieren, stockt nun die Produktion.

Weniger Wachstum wegen Stromausfällen

Die Stromausfälle in China werden sich auch auf die Volkswirtschaft des Landes auswirken, sagten Analystinnen und Analysten des japanischen Finanzhauses Nomura. Das wiederum werde auch Auswirkungen auf die globalen Märkte haben. Darum hat das Finanzinstitut die Prognose für das Wachstum des Bruttoinlandsproduktes von China in diesem Jahr von 8,2 Prozent auf 7,7 Prozent gesenkt.

Das droht in der Schweiz: «In der Schweiz ist der Einfluss nicht direkt spürbar, weil viele Schweizer Hersteller hierzulande produzieren», sagt Geissbühler. Aber wegen der stockenden Produktion wird es laut dem Raiffeisen-Experten zu Lieferengpässen kommen. «Konsumgüter wie Staubsauger, Kochherde oder PCs, aber auch Kleider und Schuhe von Nike oder On könnten zu Weihnachten knapp, ausverkauft oder einiges teurer sein», so Geissbühler.

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