Schaufenster-Bummeln bei Cartier an der Bahnhofsstrasse geht, doch das Luxus-Shoppen wird immer teurer.
Hohe Preise«Unverschämt»: Haben Luxusmarken endgültig übertrieben?
Wann ist teuer zu teuer – und gibt es ein Preislimit im Luxussegment? Die Kritik gegen die teils exorbitant hohen Preise mancher Marken wird immer lauter.
Wie viel ist zu viel des Guten? Luxusartikel werden immer teuer. Einen Mantel aus Vikunja-Wolle von Loro Piana gibt es für 20’000 Franken und einen Handtuch-Rock von Balenciaga kannst du dir für rund 800 um die Hüften binden. Die Birkin Bag von Hermès bekommst du angeblich nur, wenn du vorher Tausende Franken bei der Luxusmarke ausgegeben hast.
Luxusteile werden immer teurer: In den vergangenen Jahren haben Marken wie Chanel und Louis Vuitton ihre Preise drastisch erhöht. Das zeigt eine Analyse des Finanzdienstleisters HSBC. Eine Speedy-Tasche von Louis Vuitton kostet heute rund 1550 Franken – eine Verdoppelung seit 2019. Die grosse Chanel-Flap-Handtasche kostet heute rund 11'420 Franken – das sind 80 Prozent mehr als vor fünf Jahren.
Wie beeinflussen die steigenden Preise für Luxusartikel dein Kaufverhalten?
So rechtfertigt sich Chanel
Bruno Pavlovsky, Präsident der Modemarke Chanel, erklärt gegenüber der «Financial Times», dass die Preisanpassungen der letzten Jahre eine Reaktion auf die Inflation seien. Sie seien ausserdem nötig, um sich gegenüber anderen Marken zu positionieren.
Er sagt: «Es geht nicht darum, der teuerste Anbieter zu sein, sondern nur darum, dass die Preise auf dem Niveau der Branche liegen.» Und weiter: «Wir möchten niemanden von der Marke abkoppeln.»
Verliert der Luxus seine Fans?
Dabei findet die Abkopplung der Kundschaft von Luxusmarken womöglich bereits statt. Denn Zurückhaltung im Kaufverhalten wird bereits deutlich. Das weiss auch Johann Rupert, Vorsitzender der luxuriösen Schweizer Richemont-Gruppe. Er warnte im September letzten Jahres, dass Inflation und höhere Kosten die Nachfrage selbst bei gut betuchten europäischen Käufern dämpfen. Er sagte: «Wir sehen einen gewissen Engpass bei den Menschen.»
Aber wer kauft überhaupt noch Luxussachen? Luca Solca, Analyst bei Bernstein, schätzt gegenüber der «New York Times» ein, dass die obersten fünf Prozent der Luxuskunden inzwischen mehr als 40 Prozent des Umsatzes der meisten Luxusgütermarken ausmachen.
«Die Preise sind wirklich absurd geworden.»
Der Mode-Influencer und It-Boy Bryan Yambao kritisierte auf Instagram die XXL-Preise: «In der gesamten Branche sind die Preise wirklich absurd geworden.» Zu dem Post verleitete ihn ein 6000-Dollar-Mantel von Miu Miu, der aus einfacher Wolle besteht. Er schrieb: «Ich denke, es ist ein guter Zeitpunkt für die meisten Marken, ihre Preise zu senken.»
Auch der Branchenblog «Diet Prada» widmet dem Thema einen Post. Darin heisst es: «Luxusmarken erwürfeln sich ihre Preise und sprechen damit ein noch kleineres Publikum mit dickerem Geldbeutel an, aber kaufen die das auch? Laut Citi-Kreditkartendaten ist der Umsatz mit Luxusgütern in den USA seit dem Höchststand nach der Pandemie stetig zurückgegangen.»
In den Kommentaren heisst es: «Die Preise sind unverschämt.» Und: «Noch verrückter ist, dass die meisten dieser Produkte hässlich und basic sind! Und die Qualität ist absolut mies geworden.»
Es wäre auch in Ordnung, wenn Luxusmode-CEOs und ihre Aktionäre etwas weniger verdienen würden.
Auch die Stylistin Karla Welch, die Stars wie Olivia Wilde oder America Ferrera einkleidet, lehnt sich gegen die Luxusbranche auf. Sie teilt bei Instagram: «Liebe Fashion CEOs, produziert weniger und ihr werdet mehr verkaufen. Wir brauchen nicht so viel Kleidung.»
Sie schliesst ab mit den Worten: «Es wäre auch in Ordnung, wenn ihr und eure Aktionäre etwas weniger verdienen würden. Ihr werdet trotzdem gut dastehen.»
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