Loro Piana: Luxusmarke bezahlt indigene Bauern in Peru nicht

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Loro Piana«Stille Sklaverei»: Luxusmarke bezahlt indigene Bauern nicht

Über 9000 Franken kostet ein Pullover der gehypten Marke Loro Piana, die zahlreiche Stars tragen. Jetzt kommt heraus: Die Luxusbrand soll indigenen Bauern in Peru nur einen winzigen Bruchteil des Verkaufspreises abgeben.

Celina Euchner
von

Loro Piana ist eines der Aushängeschilder des Trends um den «Stillen Luxus» (Englisch: «Quiet Luxury»), Stars wie Angelina Jolie, Mark Zuckerberg und Sofia Richie tragen die Marke regelmässig. Den Kleidungsstücken des Luxuslabels sieht man kaum an, dass sie mehrere Tausend Franken kosten. Einen Pullover aus Vikunja-Wolle kannst du bei dem Unternehmen, das zum Konzern LVMH gehört, für rund 9000 Franken kaufen.

Das ist «Stiller Luxus»

«Quiet Luxury» oder «Stiller Luxus» ist ein Trend im Luxussegment, der auf schlichte Eleganz setzt. Statt auffälliger Logos und Verzierungen, dreht sich bei Brands wie Brunello Cucinelli, Loro Piana oder The Row alles um hochwertige Materialien, feine Handwerkskunst und zeitlose Designs. Ein schlichtes T-Shirt kostet schnell mal mehrere Hundert Franken, Pullis oft mehrere Tausend.

Käuferinnen und Käufer dieser Dinge suchen nach unaufdringlichem Luxus, der Qualität und Authentizität betont, anstatt mit Statussymbolen zu prahlen.

Eine Recherche von «Bloomberg» zeigt nun, dass trotz des XXL-Preisschildes am Pullover keine fairen Löhne an die Arbeiterinnen und Arbeiter gezahlt werden, die bei der Zulieferung der Wolle helfen. Laut des Berichts zahlt Loro Piana den indigenen Einwohnerinnen und Einwohnern der Gemeinde Lucanas in Südwest-Peru rund 250 Franken für die Menge an Fasern, mit denen ein 9000-Franken-Pulli hergestellt wird.

Findest du 9000 Franken für einen Pullover gerechtfertigt?

Zahlreiche Helfer arbeiten gratis

Doch das Geld reicht nicht, um alle Personen zu bezahlen, die helfen, die Tiere, die unter Artenschutz stehen, in freier Wildbahn aufzuspüren und zu scheren. Der Scherprozess ist kompliziert und nur wenige Gramm Wolle können pro Tier weiterverarbeitet und somit an Loro Piana weitergegeben werden. Zahlreiche der ansässigen Bäuerinnen und Bauern helfen gratis.

Das macht Vikunja-Wolle so selten

Vikunjas sind eine südamerikanische Kamelart, die in den Anden beheimatet ist. Sie sind eng mit den Lamas und Alpakas verwandt. Die Wolle der Vikunjas ist besonders wertvoll, da sie sehr fein, weich und warm ist. Sie wird oft als das «Gold der Anden» bezeichnet.

Die Vikunjas produzieren nur eine geringe Menge an Wolle pro Jahr, da sie nur einmal im Jahr geschoren werden können. Zudem ist die Gewinnung der Wolle sehr aufwendig, da die Tiere wild leben und daher einzeln eingefangen werden müssen. Aufgrund dieser Faktoren ist die Vikunjawolle sehr selten und teuer.

Loro Piana sieht sich als «wirtschaftliche Stütze»

Loro Piana bezieht die Wolle seit Jahrzehnten aus dem Dorf in den peruanischen Anden. Seit 1994 sei das Unternehmen gar der einzige Kunde der indigenen Einwohnerinnen und Einwohner Lucanas. Doch eine Untersuchung aus dem Jahr 2018 ergab, dass 80 Prozent der Bewohnerinnen und Bewohner vom Handel mit der Wolle nicht leben können. Auch die peruanische Behörde für Wildtiere und Forstwirtschaft bestätigt gegenüber «Bloomberg», dass der Vikunja-Handel «die Lebensqualität der Mitglieder der bäuerlichen Gemeinden nicht verbessert.»

Loro Piana sieht das anders. Das Unternehmen, das für seine extrem hochpreisigen «Quiet Luxury»-Stücke bekannt ist, gibt an: «Loro Piana ist eine wichtige wirtschaftliche Stütze vor Ort, die die Nachfrage und den Wert der Vikunja-Faser unabhängig von der Marktdynamik schützt und stärkt.»

Die Bezahlung einiger indigener Bauern in den Anden sorgt online für Unmut. (Symbolbild)

Die Bezahlung einiger indigener Bauern in den Anden sorgt online für Unmut. (Symbolbild)

Imago

«Das ist kein stiller Luxus, das ist stille Sklaverei»

Im Internet äussern zahlreiche Personen ihren Unmut zur Bezahlung der Arbeiterinnen und Arbeiter in den Anden. «Das ist kein stiller Luxus, das ist stille Sklaverei», heisst es in einem Instagram-Post des Mode-Watchdog-Blogs «Diet Prada».

Auch die Aussagen des Unternehmens kommen im Netz nicht gut an. Ein Kommentar lautet: «Für Loro Piana gibt es einfach keine Ausrede. Sie können nicht so tun, als wüssten sie nicht, dass sie die indigenen peruanischen Arbeiter ausbeuten. Die kaufen ihre Vikunja-Wolle dort seit über einem Jahrzehnt.»

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