Künstliche Intelligenz (KI) – Computer schreibt Maturaarbeit

Aktualisiert

KI im SchulzimmerKI schreibt Matura- und Masterarbeiten – Schulen und Unis sind ratlos

Die künstliche Intelligenz ist endgültig in Schweizer Klassenzimmern angekommen. Das stellt Schulen vor neue Herausforderungen.

Besteht die KI eine Gymi-Prüfung? 20 Minuten hat es getestet.

20min/Tarek El Sayed

Darum gehts

  • Die neue Generation künstlicher Intelligenz schreibt Texte auf einem nie da gewesenen Niveau.

  • Für Dozierende wird es schwierig, KI-Texte von selbstverfassten Arbeiten zu unterscheiden.

  • Diese Entwicklung stellt Schulen und Universitäten vor grosse Herausforderungen.

Eine Maturaarbeit, die komplett von künstlicher Intelligenz (KI) geschrieben wurde? Das plante Nils Landolt, Primarlehrer und Gründer Schulwandel Stiftung diesen Sommer – und wurde harsch dafür kritisiert

Doch seit das neue Sprachmodell ChatGPT vorgestellt wurde, scheint diese Möglichkeit realistischer denn je. Die künstliche Intelligenz schreibt Texte, Zusammenfassungen und Interpretationen auf einem Niveau, welches man bis anhin von KIs nicht gewohnt war.

Ist die Schule noch zeitgemäss? 

Für Landolt zeigt diese Entwicklung: «Unser Bildungssystem ist überholt. Es braucht dringend Veränderung.» Für den Lehrer, der vor einem Jahr eine Privatschule gründete, ist klar: «In einzelnen Fächern zu lernen ist nicht mehr zeitgemäss. Viel wichtiger ist, dass Schüler Kompetenzen wie zwischenmenschlichen Umgang, Medienkompetenz oder kritisches Denken lernen.»

Natürlich berge KI auch Gefahren, so Landolt: «Man muss KI immer ethisch hinterfragen. Sind die Daten, mit denen die KI lernt, mit Fehlern behaftet, werden es auch die Antworten der KI sein.» Umso wichtiger sei es für Kinder, spielerisch zu lernen, wie eine KI funktioniert und wie sie zu ihren Antworten kommt.

Chance für Universitäten?

Dass Bildungsinstitute angesichts immer leistungsfähigerer KIs besser rechtfertigen müssen, wieso es sie überhaupt noch braucht, sagt auch Robert Lepenies. Er ist Präsident der Karlshochschule in Deutschland.

Lepenies fand heraus: Die neueste Generation künstlicher Intelligenz kann Essays auf Bachelor- und Masterstufe schreiben, die die Professoren nicht mehr von denen unterscheiden können, die Studierende geschrieben haben. 

Schweizer Unis sind ratlos

Er geht davon aus, dass sich ChatGPT wie ein Lauffeuer verbreiten wird. «Klar besteht die Chance, dass Studierende Bachelor- oder Masterarbeiten von einer KI schreiben lassen werden. Viele Prüfungsformen, die wir heute kennen, werden bald undenkbar.» Wie konkret der Wandel der Hochschulen aufgrund der neuen KI-Modelle aussehen wird, ist laut Lepenies noch nicht klar, aber: «Genau jetzt ist die Zeit für Hochschulen, Schulen und diverse weitere Berufsfelder, das ernst zu nehmen.»

Neben den Risiken und Herausforderungen sieht er aber auch Chancen: «Die KI kann Routinearbeiten erledigen und effizienter machen. So bleibt mehr Zeit, um sich auf akademische Schwerpunkte zu konzentrieren.»

Künstliche Intelligenz ist in Gymis präsent

An Schweizer Gymnasien hat KI laut Lucius Hartmann, Präsident des Vereins Schweizerischer Gymnasiallehrerinnen und -lehrer, die Ansprüche an den Unterricht und an die Prüfungen verändert. «Bereits heute wird von Maturandinnen und Maturanden nicht mehr nur erwartet, einen deutschen Text auf Französisch zu übersetzen. Eine Aufgabenstellung könnte zum Beispiel sein, eine kritische Beurteilung zu schreiben.»

Generell könne man festhalten, dass die Aufgaben in den letzten Jahrzehnten komplexer geworden seien. «Auch um vorzubeugen, dass mit einfachen Mitteln geschummelt wird.» Keine Sorgen macht sich Hartmann bei den Maturaarbeiten. «Schülerinnen und Schüler erhalten eine gute Betreuung. So können wir sicherstellen, dass sie das Thema wirklich selbstständig erarbeiten und verstehen.»

Sollen Schulen KI im Unterricht einbinden?

Keine News mehr verpassen

Mit dem täglichen Update bleibst du über deine Lieblingsthemen informiert und verpasst keine News über das aktuelle Weltgeschehen mehr.
Erhalte das Wichtigste kurz und knapp täglich direkt in dein Postfach.

Deine Meinung

168 Kommentare