So viel verdient ein Bauer an deinen gekauften Kartoffeln in Coop und Migros

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PreisdruckSo viel verdient Bauer Stefan an den Kartoffeln aus Coop und Migros

Stefan Krähenbühl fordert fairere Preise für die Bauern. Und zeigt, wie viel er kriegt, wenn du seine Kartoffeln bei Coop oder Migros kaufst.

Darum gehts

  • Bio-Bauer Stefan Krähenbühl legt offen, wie viel er für seine Produkte erhält.

  • Er kritisiert die niedrigen Anteile, die Bauern vom Endverkaufspreis ihrer Produkte erhalten.

  • Die Produktionskosten lägen nahe am Betrag, den Krähenbühl von Zwischenhändlern erhalte, wodurch in der Landwirtschaft kaum Gewinn erzielt werde.

  • Migros und Coop weisen Vorwürfe zurück und betonen, faire Preise durch Verhandlungen oder Branchenorganisationen zu garantieren.

Stefan Krähenbühl ist Bio-Bauer und liebt es, auf seinem Hof im freiburgischen Greng Kartoffeln und Gemüse anzubauen. Betrachte man den Verkaufspreis seiner Produkte in den Regalen seiner Endabnehmer Coop und Migros, ist er zwiegespalten: «Die Bauern sollten einen höheren Teil vom Verkaufspreis im Handel erhalten.»

So hoch ist der Anteil von Bauer Stefan am Verkaufspreis

Am Beispiel seiner Bio-Kartoffeln lasse sich das gut veranschaulichen. Bio-Kartoffeln werden im Coop und der Migros durchschnittlich für 3.10 Franken verkauft. Er selbst erhält von seiner verkauften Ware an den Zwischenhändler 85 Rappen pro Kilo: «Ich erhalte somit 27 Prozent von dem, was die Konsumenten an Coop und Migros bezahlen.» Das sei einer der Gründe, weshalb bei steigenden Produktionskosten und Risiken viele Bauern den Anbau einstellen würden.

Nach dem Richtpreis des Branchenverbands «Swiss Patat» sollte der Freiburger nämlich 1.02 Franken pro Kilo vom Zwischenhändler erhalten: «Die Differenz ergibt sich aufgrund von Mängeln, Gewichtsverlust und Lagerverlusten.» Sprich: Der Bauer erhält eigentlich den festgelegten Branchenpreis, je nachdem wie viele seiner Produkte weiter verwertbar seien, werde ihm aber ein Teil des Betrags abgezogen. Zudem übernehme das Risiko an der Lagerung seiner im Herbst geernteten Produkte bis in den Frühling der Bauer selbst.

So viel gibt der Bauer für die Produktion aus

80 bis 90 Rappen pro Kilogramm Kartoffel seien die Produktionskosten für Krähenbühl. «Diese sind auch abhängig von der Höhe des Ertrags- oder Ernteausfalls», sagt er. Somit seien die Produktionskosten etwa gleich hoch wie der Betrag, den er von dem Zwischenhändler erhalte: «Gewinn ist in der Landwirtschaft abhängig von Wetter, Verkaufserlös und Jahr», sagt Krähenbühl. Der Anbau lohne sich nur für Betriebe mit effizienten Strukturen und guter Kostenstruktur, sagt der Bio-Bauer. Gewinnbringend könne er nur produzieren aufgrund der optimierten Menge.

Seinen Zwischenhändler kritisiere er aber nicht. «Es ist so, dass die Produktpreise der Bauern von den Zwischenhändlern gedrückt werden. Das liegt aber nur daran, weil sie diesen Preisdruck wiederum von Supermärkten und Detailhändlern spüren.» Es sei ein Teufelskreis, der beendet werden müsse, so Krähenbühl.

Erhalten die Schweizer Bauern zu wenig vom Verkaufspreis?

Auch Faire Märkte Schweiz kritisiert Supermärkte

In dem kürzlich von Faire Märkte Schweiz veröffentlichten Preismonitoring kritisiert deren Präsident Stefan Flückiger, dass Migros und Coop zu hohe Margen auf ihre Bio-Produkte berechnen, 20 Minuten berichtete. «Problematisch dabei ist, dass so vom Konsumentenfranken weniger bei den Bäuerinnen und Bauern ankommt», so Flückiger.

Bauer Krähenbühl teilt die Meinung von Flückiger: «Bei Bio-Produkten kommt anteilsmässig weniger Geld bei den Bauernfamilien an als bei konventionellen Produkten.» Das könne es nicht sein, soll doch der biologische Anbau gefördert werden: «Die teureren Bio-Preise sind die Folge der Prozentmargen und schrecken die Konsumenten ab, Bio zu kaufen.»

«Bei Bio-Produkten kommt anteilsmässig weniger Geld bei den Bauernfamilien an als bei konventionellen Produkten», meint Flückiger.

«Bei Bio-Produkten kommt anteilsmässig weniger Geld bei den Bauernfamilien an als bei konventionellen Produkten», meint Flückiger.

20min/Matthias Spicher

Das sagen Migros und Coop

Den Vorwurf, einen zu hohen Preisdruck auf die Bauern auszuüben, weist die Migros entschieden zurück: «Die Preise unseres Gemüses kommen durch Verhandlungen in gegenseitigem Einvernehmen zustande beziehungsweise sie orientieren sich an Richtwerten, die von den Branchenorganisationen festgelegt werden», so Mediensprecherin Carmen Hefti. Es handle sich um Marktpreise und es bestehe kein Produktionszwang für die Bauern. Trotz höherer Kosten bei Bio-Produkten durch separate Verarbeitungs- und Transportwege, kleinerer Mengen und Zertifizierungskosten, erziele Migros mit diesen Produkten ähnliche Gewinne wie mit konventionellen Waren.

Auch Coop betont, faire und marktgerechte Preise zu garantieren. «Diese werden in beziehungsweise über Branchenorganisationen festgelegt. Wir bieten Produzenten, die an Mehrwertprogrammen wie der Knospe von Bio Suisse teilnehmen, höhere Preise», sagt Mediensprecher Kevin Blättler. Ausserdem würden zwischen dem Beschaffungspreis und dem Verkaufspreis von Coop gerade bei Bioprodukten diverse Kosten anfallen: «Unter anderem Lizenzgebühren oder Vermarktungsmassnahmen zur Förderung von Labelprodukten.» Insgesamt würden die Produzenten über dem Durchschnitt entschädigt.

Bauern erhalten Direktzahlungen

Pro Jahr zahlt der Bund den Landbauernfamilien rund 2,8 Milliarden Franken Direktzahlungen. Laut dem Schweizer Bauernverband ist für alle Direktzahlungen die Erfüllung des ökologischen Leistungsnachweises vorausgesetzt. Dazu gehöre bedarfsgerechte Düngung, angemessener Pflanzenschutzmitteleinsatz, Mindestflächen für den ökologischen Ausgleich, geeignete Fruchtfolge oder Bodenschutzmassnahmen. Die Unterstützung der Landwirtschaft mit Direktzahlungen unterstreiche den Willen von Bevölkerung und Politik, eine einheimische Produktion zur Sicherung der Ernährungssicherheit aufrechtzuerhalten.

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