Schutz vor Corona – Kommen wir aus dem Impfen nicht mehr raus?

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Schutz vor CoronaKommen wir aus dem Impfen nicht mehr raus?

Das BAG empfiehlt die Auffrischimpfung bereits nach vier Monaten. Bedenken kursieren, dass das Impfen kein Ende mehr nimmt. Ein Impfstoff-Experte der ETH klärt auf.

Darum gehts

Gesundheitsminister Alain Berset (SP) hatte es bereits angekündigt, am Dienstag wurde es offiziell: Das Bundesamt für Gesundheit (BAG) und die Eidgenössische Kommission für Impffragen (EKIF) empfehlen die Auffrischimpfung mit einem mRNA-Impfstoff neu bereits ab vier Monaten nach der Grundimmunisierung. Bisher galt eine Wartefrist von sechs Monaten.

Das Intervall werde verkürzt, weil die Auffrischimpfung ersten Daten zufolge neben Delta auch den Schutz vor einer Infektion mit Omikron stark erhöhe, sagte EKIF-Präsident Christoph Berger an einer Medienkonferenz.

«5er-Abo fürs 2022»

Die frühere Boostermöglichkeit trifft aber nicht nur auf Begeisterung. Auch weil Moderna-Europachef Dan Staner im Interview mit 20 Minuten offen liess, wie wahrscheinlich eine alle paar Monate fällige Boosterimpfung ist. Dies sei «schwer zu sagen», so Staner. Viele Leserinnen und Leser befürchten, in eine Boosterschlaufe zu geraten.

«Eben: Ab sofort alle vier Monate impfen! Bis Sommer gibt es noch mindestens vier neue Varianten! Bravo!», empört sich «LoLa44». «Nikneim» kommt auf «mindestens ein Fünfer-Abo fürs 2022»: «Jetzt der Booster, dann die Omrikon-Impfung, dann die Omrikon-Zweitimpfung, dann der Delta-Zweitbooster, der Omrikon-Booster, der Omrikon-Zweitbooster.»

Manche Leserinnen und Leser äussern auch Bedenken wegen gesundheitlicher Schäden und sprechen von einem «Impftripp, der kein Ende nimmt».

«Gefahr einer Impfstoffüberdosis besteht nicht»

Impfstoff-Experte Klaus Eyer versteht, dass der bereits fällige Booster viele Menschen frustriert und skeptisch macht. Gesundheitliche Bedenken bezüglich Überdosierung brauche aber niemand zu haben. «Die Gefahr einer Impfstoffüberdosis besteht nach dem derzeitigen Erkenntnissstand nicht», sagt der Assistenzprofessor am Institut der Pharmazeutischen Wissenschaften der ETH.

Eyer begründet dies damit, dass der Körper in Sachen Impfung und Dosis eine hohe Toleranz hat. «Booster stärken die Immunantwort auf ein Virus, und führen zu einem erhöhten Level an Schutz.»

«Keinen langfristigen Einfluss auf Gesundheitszustand»

Dass bereits nach vier Monaten erneut ein Impfstoff gespritzt wird, belastet laut Eyer den Organismus nicht. Die Frist zwischen Impfungen habe keine langfristigen Einfluss auf den Gesundheitszustand des Körpers, sondern auf die Immunantwort. «Vier Monate sind für das Immunsystem schon eine lange Zeit.» Eine aktive Impfantwort dauere in der Regel zwei bis vier Wochen, danach seien die Antigene abgebaut.

Ein theoretisches Problem seien zu eng aufeinanderfolgende Impfungen, sagt Eyer. «Da reden wir aber nicht von Monaten oder Wochen, sondern von Tagen.» Würden jemandem theoretisch innerhalb weniger Tage mehrere Dosen gespritzt, fiele der Impfschutz schlechter aus. «Weil sich die Dosen anreichern und die Antikörper weniger gut entwickeln, aber man würde nicht erwarten, dass sich zusätzliche gesundheitliche Probleme ergäben.»

«Auffrischimpfung höchstens einmal im Jahr nötig»

Eyer kann sich nicht vorstellen, dass künftig alle vier Monate eine Auffrischimpfung gegen Covid nötig ist. Bei der Corona-Impfung verhalte es sich wie bei gewissen Kinderimpfungen. «Es ist nicht ungewöhnlich, zuerst einen Grundschutz aufzubauen und diesen danach zu boostern.» Auch die Starrkrampfimpfung zum Beispiel werde zuerst in kurzen Abständen verabreicht und danach erst nach längerer Zeit aufgefrischt.

Er rechne momentan damit, dass die Auffrischimpfung im Falle von Corona höchstens einmal im Jahr nötig sein werde, so Eyer. Anders sehe es hingegen aus, wenn eine komplett neue Variante auftauche, die den Impfschutz umgehe. «Da müsste dann der Impfstoff angepasst werden.»

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