Ölpreis-Schock – Jetzt erhöhen erste Tankstellen den Benzinpreis

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Ölpreis-SchockJetzt erhöhen erste Tankstellen den Benzinpreis

Drei Rappen teurer ist der Liter Benzin seit dieser Woche bereits – und er könnte nochmals zehn Rappen teurer werden. Auch beim Heizöl steigen die Preise.

Darum gehts

  • Der Preis fürs Rohöl ist auf einem Mehrjahreshoch.

  • Das spürst du schon jetzt bei manchen Tankstellen.

  • Auch das Heizen wird teurer.

Der Ölpreis ist so hoch wie seit drei Jahren nicht mehr und ein Ende ist noch nicht in Sicht. 82 Dollar kostete ein Fass der Sorte Brent Spar zwischenzeitlich am Mittwoch. Analysten der Bank of America rechnen damit, dass der Preis in diesem Jahr aber noch auf über 100 Dollar steigen könnte. Die Folge wäre eine fatale Energiekrise, warnen die Ökonomen.

An den Aktienmärkten herrscht nun Panik. Die Börsianer rechnen damit, dass es wegen der hohen Energiepreise zu generellen Preissteigerungen kommt. Entsprechend stark stürzen derzeit die Aktienkurse zahlreicher Aktienindexe.

Was ist passiert? Wird Autofahren jetzt teurer? Und droht uns nun ein kalter Winter? 20 Minuten beantwortet die offenen Fragen zum Ölpreis-Schock.

Was ist passiert?

Für das Mehrjahreshoch nach jahrelangem Rückgang gibt es mehrere Gründe. Weil viele Länder Corona-Massnahmen fallen liessen, läuft die Wirtschaft wieder auf Hochtouren und die Nachfrage nach Energierohstoffen ist gross.

«Auch fahren die Leute seit dem Homeoffice-Ende wieder öfters mit dem Auto und fliegen wieder mehr», sagt der ZKB-Rohstoffexperte Simon Lustenberger zu 20 Minuten. Zudem gab es Produktionsunterbrüche etwa im Golf von Mexiko wegen Hurrikans.

Haben wir zu wenig Öl?

Nein. «Es gibt genug Öl», sagt Lustenberger. Doch die 23 erdölproduzierenden Länder im Bündnis Opec+ wollen der hohen Nachfrage nur bedingt nachkommen. Sie kündigten an, die tägliche Fördermenge ab November um 400’000 Fass à 159 Liter auszubauen. «Das reicht aber nicht, um das Angebotsdefizit am Ölmarkt zu beseitigen», sagt Lustenberger.

Wird jetzt das Benzin teurer?

Ja, an manchen Orten ist es das schon. Die Tankstellen von BP und von der Zürcher Scall GmbH erhöhten die Literpreise fürs Benzin vor zwei Tagen um drei Rappen, wie es auf Anfrage heisst. Bei Shell kostet der Liter Bleifrei etwa 5 Rappen mehr als noch im September, wie ein News-Scout meldet. Scall-Geschäftsführer Muhedin Skalonjic rechnet damit, dass die Preise diesen Winter noch mindestens um zehn Rappen steigen könnten.

Viel teurer wird es laut ZKB-Experte Lustenberger aber nicht. Denn der Preisanstieg an der Zapfsäule ist nie so gross wie an den Rohstoffmärkten. Dies, weil die Steuern einen Grossteil des Benzinpreises in der Schweiz ausmachen (siehe Box).

So setzt sich der Benzinpreis zusammen

Etwa drei Viertel, der in der Schweiz verbrauchten Treibstoffe für den Strassenverkehr, das heisst Benzin und Diesel, werden als Fertigprodukte importiert. Der Rest wird in der Raffinerie Cressier hergestellt. Der Preis für importiertes Benzin setzt sich aus drei Hauptblöcken zusammen: Beschaffungskosten am internationalen Erdölmarkt inklusive Fracht zur Schweizer Grenze (Rhein), staatliche und öffentlich-rechtliche Abgaben (die mehr als die Hälfte des Preises ausmachen) sowie Vertriebskosten im Inland. (Quelle: Avenergy)

Muss ich auch fürs Heizen mehr bezahlen?

Ja. Der Heizölpreis sei bereits jetzt 15 Franken höher als vor sechs Wochen, sagt Marco Büchli, Abteilungsleiter Treibstoffe und Heizöl beim Lieferanten Oel-Brack. «Wir hatten in den letzten Wochen heftige Aufwärtsbewegungen», so Büchli.

Um wie viel mehr steigt der Preis noch?

Das hängt davon ab, wie kalt der Winter wird. Je kälter, desto höher steigt die Nachfrage. «Steigende Nachfrage führt zu höheren Preisen, dementsprechend erwarten wir eine Preisentwicklung nach oben», sagt eine Unternehmenssprecherin vom Energielieferanten Agrola.

Marco Büchli von Oel-Brack erwartet zwar keine weiteren Sprünge beim Heizölpreis. Sollten die Analysten aber recht behalten und der Rohölpreis etwa über 90 Dollar pro Fass klettern, könnten die Heizölpreise nochmals steigen. Büchli schätzt, dass es dann wohl zehn bis 15 Franken pro 100 Liter teurer würde. «Das wäre sehr unangenehm», so Büchli. Denn ab nächstem Jahr wird auch noch die CO₂-Abgabe auf Heizöl um 6.85 Franken erhöht.

Wann wird alles wieder günstiger?

Diesen Winter dürften die Energiepreise hoch bleiben. Besserung mit einem grösseren Angebot und tieferen Preisen erwartet ZKB-Analyst Lustenberger im Frühling. «Dann werden die Länder der Opec+ wieder mehr produzieren und die Produktion in den USA wird sich auch erholen», so Lustenberger.

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