Hedgefonds-Debakel - Credit Suisse feuert Topshots – 900 Millionen Franken Verlust erwartet

Aktualisiert

Hedgefonds-DebakelCredit Suisse feuert Topshots – 900 Millionen Franken Verlust erwartet

Der Ausfall eines Hedgefonds aus den USA kostet die schweizerische Grossbank Credit Suisse 4,4 Milliarden Franken. Der Chef der Investment Bank, Brian Chin, und Risikochefin Lara Warner verlieren ihre Jobs.

Darum gehts

  • Die Zahlungsunfähigkeit eines US-Hedgefonds hat für Credit Suisse personelle Konsequenzen.

  • Brian Chin, CEO der Investment Bank, tritt von seiner Funktion in der Geschäftsleitung zurück.

  • Lara Warner, Chief Risk & Compliance Officer, gibt ihre Funktion in der Geschäftsleitung ab.

Die Credit Suisse verkündet personelle Änderungen: Brian Chin, CEO der Investment Bank, und Lara Warner, Chief Risk & Compliance Officer, werden von ihren Funktionen zurücktreten. Die Bank zog «infolge der jüngsten wesentlichen Entwicklungen im Zusammenhang mit einem in den USA ansässigen Hedgefund» den Antrag auf Entlastung der Mitglieder des Verwaltungsrats und der Geschäftsleitung für die nächste ordentliche Generalversammlung zurück. Der Verwaltungsrat passte zudem seinen Antrag auf eine Dividendenausschüttung an. Die Anträge über die variable Vergütung der Geschäftsleitung zog er ebenfalls zurück.

Der Verwaltungsratspräsident beantragte zudem, auf sein Vorsitzhonorar von 1,5 Millionen Franken zu verzichten, das ihm für den Zeitraum von der ordentlichen Generalversammlung 2020 bis zur ordentlichen Generalversammlung 2021 zugeteilt worden wäre. Der Verwaltungsrat habe diesem Vorschlag zugestimmt und ihn genehmigt, heisst es in einer Medienmitteilung der Credit Suisse.

Brian Chin, CEO der Investment Bank, tritt mit Wirkung zum 30. April 2021 von seiner Funktion in der Geschäftsleitung zurück. Lara Warner, Chief Risk & Compliance Officer, tritt mit Wirkung zum 6. April 2021 von ihrer Funktion in der Geschäftsleitung zurück. Beide werden die Bank verlassen.

Personelle Konsequenzen

Christian Meissner wird per 1. Mai 2021 zum CEO der Investment Bank und Mitglied der Geschäftsleitung ernannt. Er ist seit Oktober 2020 Co-Leiter von IWM Investment Banking Advisory und Vice Chairman Investment Banking der Credit Suisse. Davor hatte er verschiedene leitende Positionen bei Investmentbanken inne, unter anderem als Leiter Global Corporate & Investment Banking bei der Bank of America Merrill Lynch. Von 2004 bis 2008 war er bei Lehman Brothers als Co-Leiter EMEA Investment Banking und anschliessend als Co-Chief Executive Officer EMEA tätig gewesen.

Joachim Oechslin wird per 6. April 2021 zum interimistischen Chief Risk Officer ernannt und nimmt auf Interimsbasis Einsitz in die Geschäftsleitung. Er war von Januar 2014 bis Februar 2019 als Chief Risk Officer und Mitglied der Geschäftsleitung der Credit Suisse Group AG tätig und fungierte danach als Senior Advisor und Chief of Staff des CEO der Credit Suisse Group. Davor war Oechslin ab 2007 als Chief Risk Officer bei der Munich Re tätig.

Thomas Grotzer wird per 6. April 2021 zum interimistischen globalen Leiter Compliance ernannt. Er ist seit 2016 General Counsel und Mitglied der Geschäftsleitung der Credit Suisse (Schweiz) AG. Davor hatte er verschiedene Führungspositionen in der Funktion General Counsel der Credit Suisse inne, unter anderem bei General Counsel Switzerland und Private Banking & Wealth Management. Bevor er zur Credit Suisse stiess, war Thomas Grotzer bei UBS als General Counsel für APAC Wealth Management in Hongkong tätig.

Alle drei werden Thomas Gottstein unterstellt sein.

Verstärkte Aufsicht

«Im März 2021 wurde das Tactical Crisis Committee des Verwaltungsrats aktiviert», schreibt Credit Suisse weiter. Dieses bestehe aus dem Verwaltungsratspräsidenten, den Vorsitzenden des Audit Committee und des Risk Committe sowie dem Vorsitzenden des Conduct and Financial Crime Control Committee.

Der Verwaltungsrat habe zudem zwei Untersuchungen bezüglich der Supply-Chain-Finance-Funds-Angelegenheit und der wesentlichen US-Hedgefund-Angelegenheit eingeleitet. Externe Stellen sollen diese durchführen. Diese Untersuchungen werden von einem Sonderausschuss des Verwaltungsrats beaufsichtigt. Sie beschränken sich nicht nur auf die unmittelbaren Folgen dieser Angelegenheiten, sondern werden auch weitergehende Auswirkungen und relevante Erkenntnisse thematisieren.

4,4 Milliarden Franken Kosten

Der Ausfall eines Hedgefonds aus den USA kommt Credit Suisse also teuer zu stehen. Die Belastung dürfte sich laut der Deutschen Presse-Agentur auf etwa 4,4 Milliarden Schweizer Franken belaufen, teilte das Geldhaus am Dienstag in Zürich mit. Für das abgelaufene erste Quartal rechnet das Management daher vor Steuern insgesamt mit einem Verlust von etwa 900 Millionen Franken. Die Bank hat deshalb den Rückkauf eigener Aktien ausgesetzt.

Die hinter der UBS zweitgrösste Bank der Schweiz hatte in der vergangenen Woche vor hohen Verlusten gewarnt, da ein bedeutender US-Hedgefonds sogenannten Nachschussforderungen der Credit Suisse und einiger anderer Geldhäuser nicht nachgekommen sei. Nach Informationen von dpa-AFX und anderen Medien handelte es sich dabei um den Archegos-Fonds des Investors Bill Hwang.

(DPA/mur)

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