Das bedeutet das Hedgefonds-Desaster für die Credit Suisse

Publiziert

Milliarden-AbschreiberDas bedeutet das Hedgefonds-Desaster für die Credit Suisse

Die Grossbank hat die Finanzwelt mit einer Meldung zu möglichen Milliardenverlusten überrascht. Nun hat die CS gleich zwei Skandale um taumelnde Finanzvehikel am Hals. Beide werden wohl sehr teuer.

Darum gehts

  • Der CS hadert mit zwei Skandalen.

  • Die Bank muss wohl mehrere Milliarden abschreiben.

  • Die Finanzwelt ist überrascht.

Die Credit Suisse (CS) ist unter Druck. Ein US-Hedgefonds hat Zahlungsausfälle und kann den Forderungen der Schweizer Grossbank und anderer Institute nicht mehr nachkommen. Deshalb verschickte die CS am Montag eine Mitteilung, in der sie einen möglichen Verlust ankündigte.

Die Bank schreibt darin, dass es noch zu früh für eine Einschätzung sei, wie hoch der Verlust ausfallen könnte. Dieser könnte das Ergebnis im ersten Quartal aber «signifikant» beeinflussen. Zu einem späteren Zeitpunkt wolle die CS ein Update geben.

«Die Meldung der Credit Suisse kam völlig unerwartet», sagt der Finanzökonom Jürg Fausch von der Hochschule Luzern (HSLU) zu 20 Minuten. «Sie muss wohl zwei Milliarden Dollar abschreiben. Es könnten aber auch weit mehr sein, die ganze Situation muss erst noch aufgearbeitet werden», so Fausch.

Drei Milliarden Verlust mit Greensill

Es ist der zweite Skandal innerhalb kurzer Zeit für die CS. Teuer zu stehen kommen dürfte auch die Zusammenarbeit mit der Firma Greensill Capital, die Insolvenz anmeldete. Es drohen juristische Konsequenzen, mehrere Investoren wollen die Bank verklagen. Der Verlust könnte sich auf drei Milliarden Dollar belaufen, wie eine mit der Angelegenheit vertraute Person gegenüber der «Financial Times» sagte.

«Es kommt derzeit viel zusammen bei der CS», sagt Finanzökonom Fausch. «Der Aktienmarkt schätzt die aktuelle Lage um die CS als relativ gravierend ein und hat entsprechend schnell auf die aktuelle Situation reagiert.» So fiel der Kurs der CS-Aktie zeitweise um 16 Prozent im Vergleich zum Vortag.

«Substantieller Gewinnrückgang»

Der zwei Milliarden-Abschreiber könnte die CS übers Jahr gesehen in die roten Zahlen bringen. Zumal die Bank im vergangenen Jahr einen Gewinn von 2,7 Milliarden Franken erzielte (siehe Box). Ob ein Verlust daraus resultiert, werde sich zeigen, so Fausch.

«Die CS hat in den letzten Jahren viel für ihre Stärkung gemacht. Deshalb könnte sie einen potentiellen Zwei-Milliarden-Abschreiber verschmerzen – obwohl sich dies substantiell auf das Geschäftsergebnis auswirken wird», so Fausch.

CS macht 2,7 Milliarden Gewinn

Die Credit Suisse hat im vergangenen Jahr wegen der Folgen der Corona-Krise und der Kosten für alte Rechtsstreitigkeiten weniger verdient. Der Überschuss sank laut eigenen Angaben um 22 Prozent auf 2,7 Milliarden Franken. Ein Grund für den Gewinnrückgang war die auf fast 1,1 Milliarden Franken erhöhte Vorsorge für Kreditausfälle infolge der Pandemie. 2019 hatte der Wert noch bei lediglich 324 Millionen Franken gelegen.

Die CS-Kundinnen und Kunden sollten nicht für die möglichen Milliardenverluste aufkommen müssen. Fausch erwartet nicht, dass es zu unmittelbaren Auswirkungen für die Kundinnen und Kunden der Bank etwa in Form von höheren Gebühren kommt, wie er sagt. Die CS will auf Anfrage keinen Kommentar über die Mitteilung zur Verlustwarnung geben.

Deine Meinung

67 Kommentare