Lisanza, Italien: Meteorologe zum Bootsunglück auf dem Lago Maggiore

Aktualisiert

Lisanza, IT«Besatzung hat die Gewitterzellen nicht beachtet oder falsch eingeschätzt»

Vier tote Personen bei einem Bootsunglück auf dem Lago Maggiore: Ein Meteorologe ordnet ein, was das Boot zum Kentern brachte und wie sich das Gewitter über dem See verhielt.

Trümmerteile des Boots schwimmen im Lago Maggiore.

Vigili del Fuoco

Darum gehts

  • Während eines Sturms ist am Sonntagabend ein Touristenboot auf dem Lago Maggiore bei Lisanza IT gekentert.

  • Vier Personen kamen dabei ums Leben.

  • Laut einem Meteorologen war das Gewitter wenig überraschend.

Ein Touristenboot ist am Sonntagabend um 19 Uhr auf dem Lago Maggiore gekentert. Grund dafür sei ein plötzlicher Sturm mit einer starken Windböe, heisst es in den italienischen Medien. Beim Unglück kamen vier Personen ums Leben. Laut dem Meteorologen Michael Eichmann war die Region des Lago Maggiores bereits an den Vortagen anfällig für Unwetter. «Das gestrige Gewitter war wenig überraschend. In der Nacht von Samstag auf Sonntag kam es zum Beispiel auch schon im Tessin zu Gewittern mit starkem Platzregen. Es zeigt, dass die Atmosphäre auf der Alpensüdseite aktuell generell sehr labil geschichtet und somit anfällig für Gewitter mit Unwetterpotenzial ist.»

Gemäss dem Radar hätte sich die entsprechende Gewitterzelle bereits um 17 Uhr etwas südlich von Como gebildet. «Ein starkes Gewitter ist bei Lisanza dann um 19 Uhr aufgezogen.» Der Meteorologe geht davon aus, dass eine sogenannte Böenwalze das Boot zum Kentern brachte. «Solche Böenwalzen können im Vorfeld eines Gewitters hohe Geschwindigkeiten mit sich bringen und wenn sie ein Boot treffen, dieses je nach Angriffsfläche auch kippen.»

Wie Eichmann sagt, wäre er selbst wegen der Wetterprognosen gestern nicht aufs Wasser gegangen. Er geht jedoch davon aus, dass die Besatzung des Bootes die Gewitterzellen nicht beachtet oder falsch eingeschätzt hat. «Die anderen Gewitterzellen in der Region bewegten sich alle von Nordosten in Richtung Südwesten. Das war bei der Gewitterzelle von Lisanza etwas anders – diese bewegte sich nämlich eher von Ost nach West. Dieses ausscherende Verhalten einer Gewitterzelle kann man öfters bei starken Gewitter oder Superzellen feststellen. Dementsprechend haben die Verantwortlichen vielleicht gedacht, dass dieses Gewitter an ihnen vorbeiziehen werde.» 

19 Personen konnten gerettet werden

Insgesamt 23 Touristen und zwei Besatzungsmitglieder hatten sich an Bord des 16 Meter langen Ausflugsbootes befunden. Die Feuerwehr gab an, dass 19 Personen danach gerettet worden seien. Berichten zufolge schafften es viele der Betroffenen, etwa 150 Meter an Land zu schwimmen. Fünf Personen wurden in umliegende Spitäler gebracht. An Bord des Schiffs hatte eine Geburtstagsfeier stattgefunden.

An Bord sollen Italiener, Briten und Israelis gewesen sein. Auf Anfrage von 20 Minuten beim Schweizer Aussendepartement hiess es: «Gemäss unseren Abklärungen und Informationen der italienischen Behörden, sind beim Bootsunglück vom 28. Mai 2023 auf dem Lago Maggiore keine Schweizer Staatsangehörigen zu Schaden gekommen.»

Trauerst du oder trauert jemand, den du kennst?

Hier findest du Hilfe:

Dargebotene Hand, Sorgen-Hotline, Tel. 143

Seelsorge.net, Angebot der reformierten und katholischen Kirchen

Muslimische Seelsorge, Tel. 043 205 21 29

Jüdische Fürsorge, info@vsjf.ch

Lifewith.ch, für betroffene Geschwister

Verein Regenbogen Schweiz, Hilfe für trauernde Familien

Pro Juventute, Beratung für Kinder und Jugendliche, Tel. 147

Pro Senectute, Beratung älterer Menschen in schwierigen Lebenssituationen

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