Wegen Winter-Rückkehr zittern Bauern: So wappnen sie sich gegen Frost

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Zurück in den WinterBauern fürchten sich vor Frost – «Hoffe, meine Erdbeeren überleben»

Während die Bauern fieberhaft Schutzmassnahmen ergreifen, droht die neue Kälteperiode die Früchte ihrer Arbeit zu zerstören.

Darum gehts

  • Nach den warmen Rekordtemperaturen werden Schnee und Frost auch in tieferen Lagen erwartet.

  • Vor allem für Obstbauern könnte die plötzliche Kälte problematisch sein und die Ernte gefährden.

  • Bei Frost seien Frühblüher wie Erdbeeren, Äpfel und Aprikosen in den frühen Wachstumsphasen besonders empfindlich.

  • Verschiedene Schutzmassnahmen wie Vliese, Frostkerzen und Beregnung werden eingesetzt.

Letztes Wochenende erlebte die Schweiz ungewöhnlich hohe Temperaturen, gefolgt von einem Wetterumschwung mit Schneefällen und Minustemperaturen. Dieser abrupte Temperatursturz zu dieser Jahreszeit könnte insbesondere für Schweizer Obstbauern problematisch sein und die Ernte gefährden:

Erdbeeren

Privat

Erdbeeren sind gegenüber Frost besonders anfällig, da die Kälte direkt an der Erdoberfläche am intensivsten sei: «Aufgrund des warmen Wetters stehen viele meiner Erdbeeren bereits in Blüte. Frost kann diese und auch die Knospen zum Absterben bringen und einen Teil meiner Ernte vernichten», erklärt Bauer Stefan Minder aus Rohrbach BE. Er hat bereits Vorsichtsmassnahmen getroffen und ein Vlies über seine 50 Aaren grosse Freiluft-Plantage gelegt: «Aktuell liegen die Temperaturprognosen um den Gefrierpunkt, doch mein Vlies bietet Schutz bis minus drei Grad. Ich hoffe daher, dass sie die kommenden Nächte überstehen.» Minder zeigt sich jedoch besorgt über die ausbleibende Bestäubung durch Bienen in den nächsten zwei Wochen, was die Qualität der Beeren beeinträchtigen könnte.

Äpfel und Birnen

Auch die Apfel- und Birnenbäume von Stefan Anderes aus Egnach TG sind durch das warme Wetter bereits in Blüte. Grosse Sorgen über Frostschäden macht er sich jedoch nicht: «Dafür müsste es einige Grade kälter werden als die vorhergesagten null bis minus ein Grad im Thurgau.» Sollte es dennoch kälter werden, ständen Massnahmen wie Gasheizungen, Feuer und Frostkerzen bereit. «Effektiv ist auch die Kroneberegnung, die jedoch nur wenige im Thurgau nutzen.»

Aprikosen

Privat

Die Aprikosen von Michael Zurbuchen aus Opfershofen TG, die wegen der frühen Wärmeperiode bereits drei cm gross sind, gelten als etwas anfälliger. «Als Vorsichtsmassnahme haben wir Frostkerzen verteilt und ein Hagelnetz sowie eine Folie über die Bäume gespannt», erklärt er. Zurbuchen geht davon aus, dass die erwarteten Temperaturen wahrscheinlich keine Schäden auf seiner zwei Hektar grossen Aprikosenplantage verursachen werden, schliesst es jedoch nicht vollständig aus: «Das hängt von den Windverhältnissen und der Bewölkung ab.» Klare Nächte könnten kälter sein, da die gespeicherte Bodenwärme ohne Wolken schneller entweiche.

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Spargel

Susanne Spaltenstein mit ihrem Mann Rolf in ihrem Hofladen in Flaach ZH.

Susanne Spaltenstein mit ihrem Mann Rolf in ihrem Hofladen in Flaach ZH.

zVg

Da die weissen Spargeln von Bäuerin Susanne Spaltenstein in Flaach ZH unterirdisch heranwachsen, macht sie sich keine Sorgen um diese: «Durch den Erddamm sind sie geschützt.» Eine Gefahr bestehe eher bei ihren grünen und violetten Spargeln, da diese über der Erde wachsen: «Diejenigen Triebe, die bereits dem Licht ausgesetzt sind, können durch den Frost erfrieren.» Da aber bei jeder Pflanze mehrere Triebe verteilt über die Saison heranwachsen, sind nur jene betroffen, die zum Frostzeitpunkt über der Erde seien. Sobald es wieder wärmer werde, werden neue Stangen nachwachsen.

Weintrauben

Nach Martin Wiederkehr, Geschäftsführer des Weinbauzentrums in Wädenswil ZH, seien die empfindlichsten Phasen für Weinreben die Zeit kurz nach dem Knospenaufbruch: «Schon ab einer Temperatur von minus ein Grad würden diese absterben.» Für die Weinbauern wäre dies ein tragischer Verlust: «Diese Reben sind teils 25 bis 50 Jahre alt, sie werden gehegt und gepflegt wie ein Baby.» Glücklicherweise seien die Prognosen in etwas höheren Lagen wärmer, je nach klarem oder bedecktem Himmel und dem vorherrschenden Mikroklima müsse man aber gewappnet sein: «Der unterste Teil der Weinberge ist der gefährdetste, da die von oben herabfliessende Kälte sich dort staut.» Mit kleinen Heizgeräten, Frostkerzen, Beregnung und Windmaschinen soll auch hier Abhilfe geschafft werden. Mit letzterem versuche man, wärmere Luft in höheren Schichten nach unten zu bringen und so die Temperaturen im Weinberg zu erhöhen.

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