Seltene Schafe gerissen: Gruppe Wolf Schweiz kritisiert Walliser Züchter

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Seltene Schafe gerissen«Züchter jammern, aber haben keine Schutzmassnahmen ergriffen»

Ein Walliser Ehepaar gibt nach Wolfsrissen seine Schafzucht auf. Die Gruppe «Wolf Schweiz» wehrt sich gegen die Darstellung, Herdenschutz sei unrealistisch.

Darum gehts

  • Seit 23 Jahren züchten Elise und Beat Spycher Walliser Landschafe, eine seltene Schafrasse.

  • Nachdem fünf Tiere von einem Wolf gerissen wurden, geben sie ihre Zucht nun auf. 

  • Die Gruppe «Wolf Schweiz» kritisiert die Aussage, es sei auf der Alp kein Herdenschutz möglich gewesen.

Elise und Beat Spycher haben ihre Schafzucht in Eisten VS aufgegeben. Nachdem ein Wolf fünf Tiere – es handelt sich dabei um seltene Walliser Landschafe – gerissen hatte, sahen sie keine Möglichkeit mehr, ihr Engagement fortzuführen. Dem «Walliser Boten» erzählten sie von ihrer Entscheidung und den Hintergründen. Nun hat die Gruppe «Wolf Schweiz» darauf reagiert.

«Die Züchter, die jetzt jammernd aufgeben, haben es während 17 Jahren verpasst, die amtlich anerkannten zumutbaren Herdenschutzmassnahmen zu ergreifen», schreibt Geschäftsführer David Gerke, der für die Grünen im Solothurner Kantonsrat sitzt, in einer Mitteilung. 

Wolfsschützer: «Herdenschutz ist problemlos möglich»

«Herdenschutz ist auf dieser Alp nicht unmöglich, sondern problemlos möglich. Das sagt der Kanton in seiner Herdenschutzplanung und sage ich als ehemaliger Hirt auf dieser Alp», so Gerke weiter. In einem Beitrag auf Facebook führt er weiter aus: Er sei 2006 und 2007 zwei Sommer als Schafshirte auf der Alp Mattwald gewesen, wo die fünf Walliser Landschafe gerissen worden seien. 

Die Risse in diesem Jahr sei die erste grössere Serie an Wolfsrissen. «Tun mir vom Wolf gerissene Schafe leid? Definitiv ja», schreibt er. Und weiter: «Alle gerissenen Tiere waren ohne Herdenschutz.» Es sei amtlich anerkannt, dass Herdenschutz auf der Alp Mattwald mit einer Anpassung der Bewirtschaftung möglich sei.

Man habe 17 Jahre den Herdenschutz nicht geplant und damit den Tod der Tiere in Kauf genommen. Es sei klar gewesen, dass der Wolf irgendwann kommen werde.

Muss der Wolf stärker reguliert werden?

Schafsbesitzerin: «Herdenschutz ist unrealistisch»

«Völlig unrealistisch» nennt die Besitzerin der gerissenen Schafe, Elise Spycher, den Herdenschutz. «Um die Schafe komplett vor dem Wolf schützen zu können, müsste ich sie jede Nacht im Stall einsperren und sie tagsüber hinter einem vier Meter hohen Zaun weiden lassen», sagte sie zum «Walliser Boten». Ein Herdenschutzkonzept sei umgesetzt worden, indem eine Hirtin die Herde bewacht habe, sagt ihr Mann Beat. Nachts seien die Tiere auf eine gesicherte Koppel gebracht worden. Das habe aber nicht funktioniert.

Elise Spycher äussert Verständnis für den Wolfsschutz, betont aber die negativen Folgen für die Landwirte und die Biodiversität. Die Bedeutung der traditionellen Landwirtschaft für den Erhalt der Kulturlandschaft sei von grosser Wichtigkeit. «Wenn immer mehr Bauern und Tierhalter aufgeben, verbuschen die Weiden, die Biodiversität nimmt ab, Tierrassen verschwinden und unsere Nahrungsgrundlage geht verloren», sagt Spycher.

Für das Züchterpaar war der Verzicht auf die Schafzucht eine schmerzhafte Entscheidung. Sie hatten ihre Erfahrung und Expertise in der Zuchtleitung und im Zuchtverein «Walliser Landschaf» eingebracht, mussten jedoch letztendlich aufgeben.

Die Tiere, die nicht einem Wolfsriss zum Opfer gefallen sind, wollen sie nun an andere Schafhalter verkaufen. 

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