Wolfsriss: Wolf reisst vom Aussterben bedrohte Schafe

Publiziert

WallisTrauriges Ende einer Leidenschaft – Schafszüchter kapitulieren vor dem Wolf

Der Wolf riss fünf Walliser Landschafe des Züchterpaares Spycher während der Sömmerung auf der Alp. Nun geben die Besitzer der Schafe ihre Zucht auf.

Darum gehts

  • Seit 23 Jahren züchten Elise und Beat Spycher Walliser Landschafe, eine vom Aussterben bedrohte Schafrasse.

  • Fünf Schafe des Züchterpaares Spycher wurden nun während der Sömmerung in der Nacht auf den 2. Juli vom Wolf gerissen.

  • Die Züchter sahen keine andere Möglichkeit und gaben die Zucht ihrer Walliser Landschafe auf.

Das Schafzüchterpaar Elise und Beat Spycher-Andenmatten stand vor einer bitteren Entscheidung. Nachdem der Wolf fünf ihrer geliebten Walliser Landschafe gerissen hat, sehen sie keine andere Möglichkeit, als ihre Schafzucht aufzugeben. Die zunehmende Präsenz des Wolfs in der Region stellt eine immer grössere Herausforderung dar.

Erhaltungszucht ProSpecieRara

Als sie von der Hirtin über das Verschwinden einiger Schafe informiert wurden, ahnten sie bereits das Schlimmste. Von 15 Schafen ihrer Sömmerung auf der Mattwaldalpe fand sie vier Tiere, vom Wolf gerissen, vor. Ein Schaf blieb vermisst. Die Zucht der Walliser Landschafe war das Lebenswerk des Paares, in welche es seit über 23 Jahren viel Zeit, Liebe und Engagement investiert hatte. Doch die steigende Wolfspräsenz machte die Schafhaltung zu einem ständigen Balanceakt zwischen Schutz und traditioneller Weidehaltung, wie sie erklären. Ihre Tiere waren Teil eines Projekts von ProSpecieRara zur Erhaltung dieser urtümlichen Schafrasse. «Unsere Zucht war eine Erhaltungszucht der vom Aussterben bedrohten Rasse», erklärt sie gegenüber dem «Walliser Bote». 

Schutzmassnahmen unrealistisch

Die Tiere waren für sie nicht nur Teil ihrer Schafzucht, sondern individuelle Lebewesen, mit denen sie eine tiefe Verbundenheit empfanden. «Im ersten Moment habe ich Wut empfunden gegenüber den Wolfsschützern, dann kam der Schmerz und jetzt empfinde ich nur noch eine tiefe Trauer», sagt Elise Spycher. Die Anforderungen, um die Schafe vollständig vor dem Wolf zu schützen, seien unrealistisch. Nacht für Nacht im Stall einsperren und tagsüber hinter hohen Zäunen halten sei keine Lösung gewesen – weder für die Züchter noch für die Schafe.

Muss der Wolf stärker reguliert werden?

Erhalt der Kulturlandschaft sichern

Elise Spycher äussert Verständnis für den Wolfsschutz, betont aber die negativen Folgen für die Landwirte und die Biodiversität. Die Bedeutung der traditionellen Landwirtschaft für den Erhalt der Kulturlandschaft sei von grosser Wichtigkeit. «Wenn immer mehr Bauern und Tierhalter aufgeben, verbuschen die Weiden, die Biodiversität nimmt ab, Tierrassen verschwinden und unsere Nahrungsgrundlage geht verloren», sagt Spycher. Für das Züchterpaar war der Verzicht auf die Schafzucht eine schmerzhafte Entscheidung. Sie hatten ihre Erfahrung und Expertise in der Zuchtleitung und im Zuchtverein Walliser Landschaf eingebracht, mussten jedoch letztendlich aufgeben.

Die vom Wolf verschonten Tiere einzusperren, war für die Spychers keine Option. Stattdessen entschlossen sie sich, ihre Schafe an Tierhalter zu verkaufen, die in Gebieten mit geringerer Wolfspräsenz leben. So hoffen sie, dass ihre geliebten Tiere in einer Umgebung leben können, die ihrem natürlichen Verhalten und ihren Bedürfnissen entspricht, und sie vor der ständigen Bedrohung durch den Wolf bewahrt bleiben.

Aktivier jetzt den Bern-Push!

Nur mit dem Bern-Push von 20 Minuten bekommst du die aktuellsten News aus der Region Bern, Freiburg, Solothurn und Wallis blitzschnell auf dein Handy geliefert.

Und so gehts: In der 20-Minuten-App tippst du rechts oben auf «Cockpit». Dort auf «Mitteilungen» und dann «Weiter». Dann markierst du bei den Regionen «Bern», tippst noch einmal «Weiter» und dann «Bestätigen». Voilà!

Wir sind auch auf Instagram. Folg uns für Posts, Storys und Gewinnspiele aus der Region – und schick uns deine Bilder und Inputs: 20 Minuten Region Bern.

Keine News mehr verpassen

Mit dem täglichen Update bleibst du über deine Lieblingsthemen informiert und verpasst keine News über das aktuelle Weltgeschehen mehr.
Erhalte das Wichtigste kurz und knapp täglich direkt in dein Postfach.

Deine Meinung

311 Kommentare