Israel: Aussenministerin Baerbock streitet mit Netanyahu über Gaza-Bilder

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Krieg der BilderEklat zwischen Baerbock und Netanyahu: «Sind nicht wie die Nazis»

Die deutsche Aussenministerin Annalena Baerbock ist vergangene Woche nach Israel gereist. Hinter verschlossenen Türen soll es dort zum Disput zwischen ihr und Netanyahu gekommen sein.

Darum gehts

  • Die deutsche Aussenministerin Annalena Baerbock war zu Besuch beim israelischen Premier Benjamin Netanyahu.

  • Dort sollen beide heftig aneinandergeraten sein.

  • Grund dafür war die Deutungshoheit über die Situation in Gaza: Netanyahu legte Bilder vor, die unbeschwerte Menschen am Strand zeigten.

Der Krieg in Gaza dauert nun schon mehr als ein halbes Jahr an – und seither wird von verschiedenster Seite heftige Kritik am Vorgehen Israels dort verübt. Nun sorgte dies auf diplomatischer Ebene für einen Eklat: Die deutsche Aussenministerin Annalena Baerbock hat Ministerpräsident Benjamin Netanyahu bei einem persönlichen Treffen in Jerusalem heftig kritisiert – dieser soll daraufhin laut geworden sein. Das berichtet der israelische Nachrichtensender Channel 13.

Grund für die Auseinandersetzung sollen Bilder aus dem Gazastreifen gewesen sein, die ein ganz anderes Bild davon zeichnen, wie das Leben dort derzeit für die Zivilisten ist: mit spielenden Kindern am Strand und gut gefüllten Märkten voller Lebensmittel. Diese Bilder hatte Netanyahu beim Baerbock-Besuch präsentiert, um zu zeigen, dass die Zustände dort nicht so schlimm seien wie immer behauptet. Baerbock wollte Netanyahu daraufhin als «Gegenbeweis» Bilder hungernder Kinder in Gaza zeigen. Laut Channel 13 hat sie deutliche Kritik geäussert. Sie forderte Netanyahu auf, die Bilder nicht zu zeigen.

Deutscher Botschafter dementiert Gesprächsverlauf

Netanyahu soll daraufhin äusserst wütend reagiert und darauf beharrt haben, dass die Fotos echt seien. «Wir sind nicht wie die Nazis», soll er gesagt haben. Damit bezog er sich auf die Nationalsozialisten, die während des Zweiten Weltkriegs immer wieder Propaganda-Filme, so beispielsweise aus dem Warschauer Ghetto oder dem KZ Ausschwitz, gedreht hatten. Damit wollten sie den Eindruck erwecken, dass alles in Ordnung sei. Baerbock habe daraufhin gefragt, ob er damit sagen wolle, dass internationale Medien und Mediziner in Gaza nicht die Wahrheit sagen würden.

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Wie das Gespräch zwischen beiden endete, ist nicht bekannt – auch nicht, ob es genau so stattgefunden hat. Das Auswärtige Amt äusserte sich eher uneindeutig zu dem Gespräch. Der deutsche Botschafter in Israel, Steffen Seibert, schrieb auf X: «Die Kernpunkte des einstündigen Gesprächs zwischen Aussenministerin Baerbock und Premierminister Netanyahu sind falsch und irreführend.» Laut dem Nachrichtenmagazin «Spiegel» ist Seibert, früher Sprecher unter der Bundesregierung von Angela Merkel, bekannt dafür, «heikle Enthüllungen mit ähnlichen Floskeln» zu entwerten.

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