Harvey Weinsteins Urteil aufgehoben: Opfer will erneut aussagen

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UrteilsaufhebungHarvey Weinstein: Angebliches Opfer will erneut aussagen

Das Gericht in New York hob Harvey Weinsteins Verurteilung aus dem Jahr 2020 auf. Einige seiner angeblichen Opfer haben sich zu dem Entscheid geäussert.

Darum gehts

  • Harvey Weinsteins Missbrauchsverurteilung aus dem Jahr 2020 wurde aufgehoben.

  • Mehrere seiner Opfer äussern sich zu dem Entscheid.

  • Die Anwältin von Mimi Haley, welche Teil des Prozesses vor vier Jahren war, sagt, ihre Klientin würde in Betracht ziehen, erneut auszusagen.

Harvey Weinsteins (72) Verurteilung wegen diverser Sexualverbrechen wurde am Donnerstag von einem Berufungsgericht in New York aufgehoben. Nun melden sich mehrere seiner angeblichen Opfer zu Wort.

Die Schauspielerin Ashley Judd meint gegenüber der BBC, es sei ein «harter Tag» für die Überlebenden. «Wir wissen, was passiert ist, und die Wahrheit ist konsequent», so die 56-Jährige. Judd war die erste Person, die mit Anschuldigungen gegen Weinstein an die Öffentlichkeit ging.

«Überlebende sagen oft, dass der Betrug und die moralischen Verletzungen, die uns im System zugefügt werden, schlimmer sind als die sexuelle Invasion unseres Körpers, die wir erleben mussten», so die Amerikanerin.

«Die Opfer haben diesen Kampf verloren, aber nicht den Krieg.»

Gloria Allred

Die Anwältin von Mimi Haley, Weinsteins Ex-Assistentin, die er vergewaltigt haben soll, meldete sich ebenfalls zu Wort. Ihre Klientin ziehe in Betracht, erneut auszusagen, falls es zu einem zweiten Prozess komme. «Obwohl der Aussage-Prozess zermürbend und retraumatisierend war für Mimi», so Gloria Allred und fügt an: «Die Opfer haben diesen Kampf verloren, aber nicht den Krieg. Wir werden weiterhin für Gerechtigkeit einstehen.»

Weinsteins Anwalt Arthur Aidala an einer Pressekonferenz in New York am Donnerstag.

Weinsteins Anwalt Arthur Aidala an einer Pressekonferenz in New York am Donnerstag.

AFP

Auch die Organisation «The Silence Breakers» gab an einer Pressekonferenz bekannt, sie würden sich von dieser «zutiefst ungerechten Entscheidung» nicht unterkriegen lassen. Psychologieprofessorin Tomi-Ann Roberts, die Weinstein 1984 sexuell belästigt haben soll, hofft, dass die Urteilsaufhebung die «MeeToo»-Bewegung wiederbelebt.

Weinsteins Anwalt Arthur Aidala sieht die Aufhebung als Gewinn für das Rechtssystem. «Aus den Tiefen unserer Herzen und unseren Hunderten von Jahren an Erfahrung wussten wir, dass Harvey Weinstein keinen fairen Prozess bekam.» Es gebe viele unbeliebte Menschen auf der Welt, jedoch verdienten diese auch, dass das Recht fair angewendet werde. Sein Klient sei bereit für einen neuen Prozess und dankbar über den Entscheid.

Hast du den Harvey-Weinstein-Prozess mitverfolgt?

Harvey Weinstein: Prozess 2020 war fehlerhaft

Die Aufhebung der Verurteilung bezieht sich auf den Prozess im Jahr 2020. Weinstein wurde wegen sexueller Nötigung an seiner Produktionsassistentin Mimi Haley und Vergewaltigung der Schauspielerin Jessica Mann zu 23 Jahren Haft verurteilt.

Das New Yorker Gericht kam nun zum Schluss, dass der Richter zugelassen habe, «dass Weinstein in einem Kreuzverhör verhört wird, das ihn in einem ‹höchst nachteiligen› Licht darstellt». Zudem wurden Zeugenaussagen zugelassen, die sich auf angebliche frühere sexuelle Handlungen bezogen, für die Weinstein nicht verurteilt wurde und die nicht Teil des Prozesses waren. Nun muss laut der «New York Times» Manhattans Bezirksstaatsanwalt Alvin Bragg entscheiden, ob er ein neues Verfahren einleitet.

Trotz der Aufhebung der Verurteilung von 2020 bleibt Weinstein hinter Gittern. Unabhängig von dem Prozess wurde er in Kalifornien letztes Jahr für die Vergewaltigung eines italienischen Models für schuldig befunden. Dafür muss er sechzehn Jahre Gefängnis absitzen.

Bist du oder ist jemand, den du kennst, von sexualisierter, häuslicher, psychischer oder anderer Gewalt betroffen?

Hier findest du Hilfe:

Polizei nach Kanton

Beratungsstellen der Opferhilfe Schweiz

Lilli.ch, Onlineberatung für Jugendliche

Frauenhäuser in der Schweiz und Liechtenstein

Zwüschehalt, Schutzhäuser für Männer

LGBT+ Helpline, Tel. 0800 133 133

Alter ohne Gewalt, Tel. 0848 00 13 13

Dargebotene Hand, Sorgen-Hotline, Tel. 143

Pro Juventute, Beratung für Kinder und Jugendliche, Tel. 147

Beratungsstellen für gewaltausübende Personen

Hast du oder hat jemand, den du kennst, ein Trauma erlitten?

Hier findest du Hilfe:

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