Gutter Oil: Illegales Dealen mit Speise- und Frittieröl

Bei der Praktik Spit Oil wird die scharfe Brühe des beliebten Feuertopfs wiederverwendet. Beim Gutter Oil handelt es sich um altes Öl aus der Gosse.

Bei der Praktik Spit Oil wird die scharfe Brühe des beliebten Feuertopfs wiederverwendet. Beim Gutter Oil handelt es sich um altes Öl aus der Gosse.

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Gutter OilSpeiseöl aus der Gosse: Diese illegale Praktik sorgt für Ekel

In einigen Stadtteilen Asiens werden Frittieröl und Essensreste in Strassenabflüssen und Restaurantküchen gesammelt, um erneut damit zu kochen. Seit Jahren kämpfen die Behörden dagegen an.

Luise Faupel
von

Eine Frau rührt in einer Mülltonne und schöpft mit einer Kelle oben schwimmendes Öl aus dieser. Eine andere hebt einen Gullydeckel an und schöpft ebenfalls Öl und andere Speisereste hinaus. Solche Szenen sieht man aktuell vermehrt auf Tiktok, obwohl die Praktiken nicht neu sind: Bei Spit Oil und Gutter Oil wird bereits benutztes Speiseöl aus Restaurantküchen und altes Öl aus der Gosse wiederverwendet.

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Im Geheimen gefilmt

Das Videomaterial, das auch in den Tiktoks verwendet wird, stammt laut «Washington Post» aus einem von Radio Free Asia produzierten Film: Restaurantmitarbeitende werden darin gefilmt, wie sie gebrauchtes Frittieröl und anderes Abfallöl, sogenanntes Gutter Oil, in Abflussrinnen und Mülleimern sammeln, um es daraufhin wiederzuverwenden.

Ausschnitte aus diesem Video kursieren zurzeit auf Tiktok.

Radio Free Asia / 20 Minuten

Gutter Oil bedeutet übersetzt Rinnen- oder Gossenöl. Bei der Praktik werden Abfallöle, gebrauchtes Frittieröl oder andere Abfallfette von Restaurants aus Abwasserkanälen gesammelt und in illegalen Einrichtungen verarbeitet und recycelt. Von dort gelangt es dann wieder in Restaurants und Haushalte. Der Begriff entstand daraus, dass die Fettreste häufig aus den Fettabscheidern der Kanalisation bezogen werden.

Nicht nur (tierische) Fette, sondern auch übrig gebliebene Tierteile, Schweinehäute, innere Organe oder abgelaufenes Fleisch werden genutzt. Das daraus resultierende Produkt wird illegal als Kochöl verkauft.

Schuld an dieser Praktik sei vor allem der grosse wirtschaftliche Druck, der Restaurantbesitzerinnen und -besitzer in China zu solchen Massnahmen zwinge, so die NZZ.

Spit Oil von Restaurantgästen

Neben Gutter Oil gibt es noch die Praktik Spit Oil. Von Spit Oil spricht man, wenn in einem Restaurant von Gästen zurückgelassene Essensreste gesammelt und erneut benutzt werden. Ein Beispiel ist die scharfe Hot-Pot-Brühe des beliebten Gerichts Feuertopf. Hier bleibt oft viel Brühe übrig, wenn der Tisch abgeräumt wird.

In den heimlich gefilmten Videos sieht man Restaurantmitarbeitende, die weggeworfene Lebensmittelabfälle in Müllcontainern anderer Restaurants sammeln oder altes Chili-Öl abschöpfen und dann erneut servieren.

Was ist daran gefährlich?

Beide Praktiken zur Wiederverwendung von Ölen werden von Fachleuten als bedenklich eingestuft: Die Abflussrinnen-Öle enthalten verstärkt Cholesterin, Transfettsäuren, Schwermetalle und Bakterien, aber auch krebserregende Stoffe, wie Kohlenwasserstoffe und Toxine.

Frittieröl in einer Pfanne.

Frittieröl in einer Pfanne.

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Neben einer Vergiftung kann Gutter Oil laut Studien das Risiko für Magen- und Leberkrebs erhöhen. Spit Oil dagegen kann die Ausbreitung von Krankheitserregern fördern. Musst du als Tourist oder Touristin Sorge haben? Fachleute geben Entwarnung: Gutter Oil und Spit Oil sind vor allem in ärmeren Stadtteilen Asiens und in Bereichen der Gastronomie, die wenig reguliert sind, ein Problem.

Zum Tode verurteilt

Beide Praktiken sind in Asien, insbesondere China, aufgrund der Gesundheitsrisiken und ethischen Bedenken illegal. Laut «The Economist» zählt der Handel mit gesundheitsschädlichen Speiseölen zu den grössten Problemen in der Lebensmittelsicherheit Chinas.

Ein Mann in der chinesischen Provinz Jiangsu wurde zu lebenslanger Haft verurteilt, wegen Gutter Oil. (Symbolbild)

Ein Mann in der chinesischen Provinz Jiangsu wurde zu lebenslanger Haft verurteilt, wegen Gutter Oil. (Symbolbild)

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Asiatische Behörden kämpfen laut «The Wall Street Journal» seit Jahren gegen die Praxis an. Laut der chinesischen Nachrichtenagentur Xinhua ist Zhu Chuanfeng aus der chinesischen Provinz Jiangsu 2014 zum Tode mit zweijährigem Aufschub verurteilt worden, weil er Gossenöl hergestellt und verkauft hatte. Auch Wei Ying-chung, Vorsitzender eines taiwanischen Lebensmittelunternehmens, wurde 2016 im Zusammenhang mit Gutter Oil zu vier Jahren Haft verurteilt.

Das Problem bleibt bestehen

Bereits 2013 deckten chinesische Behörden laut «Washington Post» einen Ölproduktionsring auf, der sich über 13 Städte und über 100 Menschen erstreckte. Die Behörden schätzten damals, dass die Produkte auf dem Schwarzmarkt einen Wert von etwa 1,6 Millionen Franken erbracht hätten. Doch trotz wiederholter Razzien und strenger Strafen bleibt das Problem laut «The Independent Singapore News» bestehen.

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