Beschränkter Zugang - Wirte zittern vor Covid-Zertifikat

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Beschränkter ZugangWirte zittern vor Covid-Zertifikat

Die Kantone wollen, dass der Bundesrat noch diese Woche eine Zertifikatspflicht für Restaurants beschliesst. Die Betreiberinnen und Betreiber wehren sich vehement dagegen.

Darum gehts

  • Der Schweizer Gastroverband Gastrosuisse rechnet damit, dass der Bundesrat am Mittwoch in Richtung eines Covid-Zertifikats für die Gastrobranche vorpreschen wird.

  • «Wir sind nicht Pandemietreiber und lehnen ein solches Zertifikat für unsere Gäste ab», sagt der Präsident von Gastro St. Gallen.

  • «Es würde mir wehtun, wenn ich meine Gäste kontrollieren und solche ohne Zertifikat gar abweisen müsste», so ein weiterer Vertreter der Branche.

Das Covid-Zertifikat soll künftig zum Eintrittsticket in die Beiz werden: Die Kantone würden es begrüssen, wenn der Bundesrat noch diese Woche eine Ausweitung der Zertifikatspflicht auf gewisse Anlässe, Tätigkeitsbereiche oder Betriebe, etwa Restaurants, beschliessen würde. Das sagten Vertreter der Gesundheitsdirektorenkonferenz (GDK) gestern auf Anfrage von 20 Minuten. Würden diese Pläne umgesetzt, dürften nur noch Geimpfte, Genesene oder Getestete in Restaurants.

Auch Urs Karrer, Vize-Präsident der Corona-Taskforce, sagte an einer Medienkonferenz am Mittwoch, eine ausgeweitete Zertifikatspflicht sei «durchaus eine denkbare Option». Der Ruf nach dem Zertifikat lässt Vertreterinnen und Vertreter der Gastrobranche zittern.

«Wir sind nicht Pandemietreiber»

«Wir sind nicht Pandemietreiber und lehnen ein solches Zertifikat für unsere Gäste ab», sagt Walter Tobler, Präsident von Gastro St. Gallen. «Es kann nicht sein, dass wieder alles auf dem Buckel der Gastronomie ausgetragen wird. Fährt jemand zu schnell durch eine Gemeinde, muss auch nicht der Bürgermeister die Busse zahlen.» Ferienrückkehrer und Haushaltungen trügen viel mehr zum Infektionsgeschehen bei als ein Restaurantbesuch.

Es liege auf der Hand, dass sich nicht alle Menschen und damit potenzielle Gäste impfen lassen wollen. «Daher hätte eine Zertifikatspflicht für die Betreiberinnen und Betreiber hohe Umsatzeinbrüche zur Folge.»

Aufwand für Kaffee sei zu gross

Auch Urs Pfäffli, Präsident von Gastro Zürich-City, wehrt sich gegen eine Zertifikatspflicht. «Wir sind gegen eine Zertifikatspflicht – um einen Kaffee zu trinken, ist der Aufwand zu gross.» Sollte es doch so weit kommen, wollten sie nicht Polizist spielen. «Die Zertifikate der Gäste müsste die Polizei kontrollieren.» Laut Pfäffli dürfe diese Pflicht nicht mit einer zusätzlichen Belastung für die Wirtinnen und Wirten einhergehen. «Dafür sind wir auch nicht ausgebildet.»

Widerstand leistet auch Florian Eltschinger, Co-Inhaber des Gastronomie-Unternehmens Remimag aus Rothenburg LU. «Es würde mir wehtun, wenn ich meine Gäste kontrollieren und solche ohne Zertifikat gar abweisen müsste.» Den Zugang über das Zertifikat zu beschränken, sei diskriminierend.

Zertifikat führe zu Diskriminierung und Spaltung

Zudem hält Eltschinger den Aufwand für zu gross. «Irgendwann muss es mal aufhören. Das Zertifikat wäre ein erneuter Aufwand für uns neben den bestehenden und ausreichenden Schutzkonzepten, die wir schon erfolgreich umsetzen.»

Der Schweizer Gastroverband Gastrosuisse rechnet damit, dass der Bundesrat am Mittwoch in Richtung eines Covid-Zertifikats für die Gastrobranche vorpreschen wird. Gastrosuisse wehre sich dagegen, schreibt der Verband in einer Medienmitteilung. «Täglich kehren 2,5 Millionen Menschen im Restaurant, im Café oder in der Bar ein. Die Ausweitung des Zertifikats führt zu einer Diskriminierung und droht die Gesellschaft zu spalten.»

Covid-Zertifikat im Ausland

In Nachbarländern ist das Zertifikat für Beizen und andere Betriebe bereits Realität. In Italien müssen Besucherinnen und Besucher von Restaurants und Museen den Greenpass vorweisen. Auch Frankreich regelt den Zugang zu Restaurants und Fernzügen mit dem Gesundheitspass. Auch werden in Kinos, Theatern oder Museen nur Geimpfte, Genesene oder Getestete zugelassen.

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