Angriff auf Kiew: Ein Schweizer erlebt bange Nächte in der Ukraine

Publiziert

Schweizer in Kiew«Wir haben die Situation hier total unterschätzt»

Kiew wurde in der Nacht auf Freitag erneut mit Drohnen und Marschflugkörpern angegriffen. Ein Schweizer ist derzeit vor Ort. Er erzählt von seinen Ängsten und Nächten im Badezimmer.

Darum gehts

  • Kiew steht unter Beschuss.

  • Ein Schweizer (53) besucht derzeit Familie in der ukrainischen Hauptstadt.

  • Gegenüber 20 Minuten erzählt er von seinen Erfahrungen.

15 Marschflugkörper und 21 Angriffsdrohnen über Kiew: Die ukrainische Hauptstadt erlebte in der Nacht auf Freitag erneut schwere Luftangriffe. Nach Angaben der ukrainischen Generalstaatsanwaltschaft wurde ein elfjähriges Kind verletzt. Häuser und Autos seien beschädigt worden. Der nächtliche Luftalarm soll mehr als zwei Stunden gedauert haben. Das berichtet auch ein Schweizer (53), der sich derzeit in Kiew aufhält.

Am letzten Samstag ist er zusammen mit seiner Ehefrau in die Ukraine gereist, um vor Ort Familie und Freunde zu besuchen. Das, obwohl der nächtliche Beschuss Kiews durch Russland seit Anfang Mai massiv zugenommen hat. «Wir haben die Situation hier total unterschätzt. Wir wussten, dass die Stadt angegriffen wird, aber was wir in den letzten Tagen erlebt haben, haben wir nicht erwartet.»

«Wir sind teils Stunden ängstlich am Boden gelegen»

Das Ehepaar hat im Osten der Hauptstadt eine Wohnung. Über ihr Dach flogen auch in der Nacht auf Freitag etliche Raketen. «Fast jede Nacht wurden wir gegen zwei Uhr vom Alarm und dem Lärm des Abwehrsystems geweckt.» Danach heisse es, sich schnellstmöglich in einen Raum ohne Aussenwände oder Fenster zu begeben, so der Schweizer. In der Wohnung des Ehepaars ist das das Badezimmer.

«Dort sind wir teils Stunden ängstlich und mit erhöhtem Puls am Boden gelegen – schlafen konnten wir kaum.» Vor allem das Gefühl des Ausgeliefertseins bereitete dem 53-Jährigen Mühe. «Wenn man da am Boden liegt, geht einem das Worst-Case-Szenario nicht aus dem Kopf: Was wäre, wenn eine Rakete in den Block einschlägt?»

Am Wochenende fliegt das Paar zurück in die Schweiz – mit gemischten Gefühlen. «Natürlich werden wir erleichtert sein, sobald wir in Zürich landen.» Gleichzeitig sei er sich bewusst, dass ein Grossteil der ukrainischen Bevölkerung solche Möglichkeiten nicht habe. «Was wir eine Woche durchlebt haben, machen andere seit Monaten durch. Das ist unvorstellbar.»

Mit Material von DPA

Keine News mehr verpassen

Mit dem täglichen Update bleibst du über deine Lieblingsthemen informiert und verpasst keine News über das aktuelle Weltgeschehen mehr.
Erhalte das Wichtigste kurz und knapp täglich direkt in dein Postfach.

Deine Meinung

27 Kommentare