Energiekrise: Wer Solaranlagen hat, dem winkt in den nächsten Jahren viel Geld

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EnergiekriseWer Solaranlagen hat, dem winkt in den nächsten Jahren viel Geld

Die drohende Energieknappheit ist auch eine Chance: Experten glauben an einen Boom bei der Solarenergie. Haushalte mit einer Solaranlage auf dem Dach dürfen sich bald über viel Geld freuen.

Darum gehts

In den letzten Jahren wurde die Solarenergie in der Schweiz rasend schnell ausgebaut – doch seit einigen Monaten boomt sie wie verrückt. Im Jahr 2000 produzierten Solaranlagen in der Schweiz noch 11,2 Gigawattstunden, 2021 waren es über 2800. Die Schweiz produziert heute also rund 250 Mal so viel Solarstrom wie noch vor 20 Jahren.

Oder in Bildern gesprochen: Letztes Jahr gab es in der Schweiz Solaranlagen mit einer Gesamtfläche von 3000 Fussballfeldern, das ist gegenüber 2019 eine Verdoppelung und gegenüber 2017 fast eine Verdreifachung. Und der Boom dauert an: Das Bundesamt für Energie (BFE) erwartet, dass dieses Jahr nochmals ein Gigawatt als Solarstrom-Leistung hinzukommt. Damit würden die Solaranlagen in der Schweiz insgesamt gegen 4500 Gigawattstunden produzieren. Das entspricht gemäss Bundesamt für Energie etwa sechs bis sieben Prozent des Gesamtverbrauchs von 58’000 Gigawattstunden.

Auch für den Einzelnen ist der Solar-Ausbau jetzt attraktiv: Wer investiert hat, zählt jetzt zu den Gewinnern. Bisher zahlten die Energieversorgungsunternehmen meist nur wenige Rappen pro Kilowattstunde Solarstrom, neu sind es bereits an die 20 Rappen oder mehr. Ein Einfamilienhausbesitzer mit einer Solaranlage von 70 Quadratmetern Fläche, die jährlich im Schnitt 9600 Kilowattstunden produziert, spart somit einerseits hohe Stromkosten, andererseits generiert er Einnahmen von rund 1000 Franken jährlich für den Strom, den er ins Netz einspeist.

«Jetzt schafft es der Markt über Nacht»

Norbert Rücker, Energieexperte bei Julius Bär, sagt: «Der Strom, den private Haushalte mit Solaranlagen bei Überproduktion ins Netz einspeisen, ist in den letzten Jahren mit teils lächerlich tiefen Preisen vergütet worden.» Das werde sich jetzt ändern: «Steigende Preise auf dem Strommarkt werden dafür sorgen, dass die Elektrizitätswerke höhere Preise bezahlen.»

Er rechnet damit, dass die Krise einen Boom auslösen wird bei Photovoltaik-Anlagen: «Davon profitiert die Energiestrategie 2050.» Weiter beschleunigen könne man diesen Ausbau durch eine vollständige Liberalisierung des Marktes: «Wenn Privathaushalte ihren Strom da verkaufen können, wo sie den besten Preis erzielen, ist das ein weiterer Anreiz, eine Photovoltaik-Anlage zu bauen.» Bei den Nachbarländern lasse sich beobachten, wie der freie Markt die Innovation befördert habe, sagt Rücker.

Hast du selber in eine Solaranlagen investiert?

Auch Patrick Dümmler, Energie-Experte bei Avenir Suisse, sagt: «Der Spar-Anreiz ist gross, Energieeffizienz wird wirtschaftlich interessant. Der Energiemarkt schafft quasi über Nacht, was Hundertschaften von staatlich besoldeten Energieberatern in den letzten Jahrzehnten nur ansatzweise erreichten.»

Für Dümmler ist klar: «In den kommenden drei Jahren werden die Preise kaum runterkommen. Besitzer von Solaranlagen dürften also noch eine Weile von den hohen Preisen profitieren.» Wie hoch die Vergütungen noch steigen könnten, sei extrem schwer vorherzusagen. Voraussetzung für viel höhere Vergütungen seien eine komplette Öffnung des Marktes und intelligentere Systeme.

Dümmler erklärt: «An einem sonnigen Sommertag wird in ganz Europa sehr viel Solarstrom produziert. Dann hat dieser entsprechend wenig Wert.» Im Idealfall könnte ein Privathaushalt mit einer Photovoltaik-Anlage diesen Strom speichern, etwa in der Batterie des Elektro-Autos. «In der Nacht oder im Winter, wenn weniger Solarstrom produziert und mehr Strom benötigt wird, würden die Abnehmer mehr bezahlen. Könnte der private Produzent dann auch noch den höchstbietenden Abnehmer wählen, wären wohl auch bis zu 40 Rappen pro Kilowattstunde denkbar», sagt Dümmler. Leider sei die Schweiz weder technisch noch politisch nahe an diesem Idealzustand.

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