Kein Asyl für Dienstverweigerer: Ukrainischer Botschafter warnt die Schweiz vor Putins Spionen

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Kein Asyl für DienstverweigererUkrainischer Botschafter warnt die Schweiz vor Putins Spionen

Artem Rybchenko, ukrainischer Botschafter in der Schweiz, will den Handschlag zwischen Bundespräsident Ignazio Cassis und dem russischen Aussenminister nicht kommentieren.

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Darum gehts

Nach der Teil-Mobilmachung in Russland fordert Artem Rybchenko die Schweiz auf, russischen Deserteuren und Kriegsdienstverweigerern kein Asyl zu gewähren. Das sei «ein Sicherheitsrisiko», sagt der ukrainische Botschafter in einem Interview mit der «SonntagsZeitung». «Es besteht die Gefahr, dass Russland versuchen wird, über den Asylweg Agenten in die Schweiz und in die EU einzuschleusen. Wir wissen, dass die Schweiz schon in der Vergangenheit ein Ort war, an dem sich besonders viele russische Spione aufgehalten haben.»

Zudem ist Rybchenko der Ansicht, dass sich die Russen besser in ihrem Land wehren sollten, statt sich ins Ausland abzusetzen. «Die Leute in Russland haben sich bisher viel zu wenig vom Krieg distanziert.» Die jetzt aufkommenden Proteste gegen die Mobilmachung erachtet er zwar als positives Signal. «Umso mehr sollten die europäischen Staaten den Russen jetzt nicht noch zusätzliche Mittel geben, damit sie sich weiterhin verstecken können.»

«Wir sind für die Bemühungen der Schweiz dankbar»

Auf die Frage, ob die Schweiz einfach zuschauen soll, anstatt die russischen Männer zu schützen, meint Rybchenko in der «SonntagsZeitung»: «Meine Landsleute mussten flüchten, weil uns Russland einen völkerrechtswidrigen Krieg aufgezwungen hat. Vor allem Frauen und Kinder haben das Land verlassen. Die Männer sind zurückgeblieben, um die Ukraine und die Freiheit in Europa zu verteidigen. Die russischen Männer hingegen rennen einfach davon, anstatt sich im eigenen Land zur Wehr zu setzen.»

Den Handschlag zwischen Bundespräsident Ignazio Cassis und dem russischen Aussenminister Sergei Lawrow will der ukrainische Botschafter nicht kommentieren. «Klar ist, dass Russland immer wieder versucht, solche Treffen für die eigene Propaganda zu instrumentalisieren. Andererseits müssen wir eine Lösung für diesen Krieg finden. Uns ist bewusst, dass das nur funktioniert, wenn ein Dialog stattfindet. Deshalb sind wir sehr dankbar für die Bemühungen der Schweiz und von Bundespräsident Cassis.» 

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