Gemüsekrise in Grossbritannien: 3 Tomaten pro Person – so rationieren die Supermärkte das Gemüse

Aktualisiert

Gemüsekrise in Grossbritannien3 Tomaten pro Person – so rationieren die Supermärkte das Gemüse

Wegen Lieferschwierigkeiten rationieren britische Supermärkte manche Gemüse- und Obstsorten. Vor allem Tomaten fehlen. Besonders für italienische Restaurants ein Problem. 

In einem Sainsburys-Supermarkt stand die Kundschaft kürzlich vor leeren Gemüseregalen. Einige Läden rationieren bereits die Einkäufe ihrer Kundinnen und Kunden.

20 Minuten

Darum gehts

  • Leere Gemüseregale bereiten Verbrauchern in Grossbritannien Sorgen.

  • Die schwierige Lage hat nun Folgen bei den italienischen Restaurants.

  • Die Gründe für die Knappheit liegen nicht nur im Ausland.

Tomaten, Gurken und Salat sind derzeit in Grossbritannien kaum zu bekommen. In den Supermärkten stehen die Gemüseregale seit Tagen so gut wie leer. Die Regierung gibt dem schlechten Wetter in Südeuropa und Nordafrika die Schuld, höhere Transportkosten und Energiepreise tragen ebenfalls zur Knappheit bei. 

Am Montag hat die Supermarktkette Lidl aufgrund der Engpässe Verkaufsbeschränkungen für bestimmte Früchte und Gemüsesorte eingeführt. So dürfen Kunden und Kundinnen nur noch drei Peperoni, drei Tomaten und drei Gurken kaufen. Lidl folgt ähnlichen Massnahmen bei Tesco, Asda oder Aldi. Bei Morrisons wird allerdings noch strenger rationiert: Da dürfen Käufer und Käuferinnen maximal 2 Stück Frischgemüse mitnehmen.

Lidl rationiert die Tomaten ab dem 27. Februar 2023: Kunden und Kundinnen dürfen nur noch 3 Stück kaufen.

Lidl rationiert die Tomaten ab dem 27. Februar 2023: Kunden und Kundinnen dürfen nur noch 3 Stück kaufen.

Screenshot Daily Mail

«Kein Licht am Ende des Tunnels»

Italienische Restaurants sehen sich ebenfalls gezwungen, Tomaten zu rationieren, da eine Kiste laut der Federazione Italian Cuochi UK (kurz FIC) nicht mehr fünf Pounds (umgerechnet 5,60 Franken) kostet, sondern sage und schreibe 20 Pounds (etwa 22,50 Franken). Auch bei der Pommarola – der Tomatensauce – sieht es nicht besser aus: Der Preis für Dosentomaten verdoppelte sich von 15 Pfund pro Kiste auf 30 Pfund. 

Wie der «Guardian» berichtet, planen Restaurants nun Pizza ohne Tomaten zu servieren. Einige wollen Tomaten ganz von ihren Speisekarten streichen. Allgemein dürfte es vermehrt Menus ohne frisches Gemüse geben, denn zurzeit zahlt man in Grossbritannien etwa 22 Pounds für eine Kiste Eisbergsalat, waren es noch bis vor knapp zwei Wochen sieben Pfund. 

Enzo Oliveri, Präsident der FIC, gibt dem Brexit die Schuld für die steigenden Kosten und den «sehr schwierigen» Zeiten für italienische Restaurants. Er befürchtet, dass einige sogar ihre Betriebe aufgeben könnten. «Ich sehe kein Licht am Ende des Tunnels», sagt Oliveri. Er forderte die Regierung auf, die Tomatenpreise zu begrenzen, und warnte: «Wenn die Kosten steigen, haben wir ein Problem. Wir können die Margen nicht mehr kalkulieren.» Schon jetzt finden sich Orte, die etwa «weisse Pizza» und «weisse Saucen für Pasta» anbieten. 

«Kraut-und-Rüben-Politik»

Carmelo Carnevale, Präsident der Italienischen Köche-Vereinigung, gibt an, dass viele Gastrobetriebe zurzeit keinen Gewinn machen. «Es ist sehr stressig für uns, vor allem, weil wir unsere Tomaten auch zweimal pro Woche aus Italien importieren lassen. Als italienisches Restaurant werbe man mit dem Slogan «Made in Italy». «Wir müssen unsere Identität bewahren, ohne die Qualität zu beeinträchtigen. Wir können aber unsere Preise auch nicht erhöhen.» 

Während die britische Regierung weiterhin dem ungewöhnlich kalten Wetter in den Anbaugebieten im Ausland die Schuld gibt, werfen Branchenkenner London eine Kraut-und-Rüben-Politik vor. So habe sie die Gemüseproduzenten trotz steigender Strom- und Gaspreise nach Beginn des russischen Kriegs gegen die Ukraine von Energiesubventionen ausgeschlossen.

Der Einsatz von Gewächshäusern zur Zucht etwa von Tomaten lohne sich deshalb im Winter nicht mehr. «Sie pflanzen hier nicht mehr so viele Sachen an, weil es unwirtschaftlich ist», sagte Adam Leyland, Chefredaktor des Branchenblatts «The Grocer», der BBC. Die Folge: Grossbritannien importiert im Winter rund 95 Prozent der Tomaten. Doch nun kam nur ein Viertel der in Spanien oder Marokko bestellten Ware an.

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