SVP will Schalldämpfer und Nachtzielgerät für die Jagd zulassen

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SVP-VorstösseJäger wollen mit Schalldämpfer und Nachtzielgerät auf die Pirsch

In zwei Vorstössen fordern SVP-Nationalräte, dass das Verbot von Schalldämpfern und Nachtzielgeräten für die Jagd aufgehoben werden soll. Tierschutzverbände warnen davor.

Darum gehts

  • Die SVP hat zwei Vorstösse eingereicht, um den Einsatz von Schalldämpfern und Nachtzielgeräten bei der Jagd zu erlauben.

  • Die Schalldämpfer würden das Gehör der Jäger und deren Hunde schützen, argumentiert SVP-Nationalrat Markus Schnyder.

  • Die Nachtzielgeräte seien aus «Tierschutzüberlegungen sinnvoll», um auch in der Nacht einen sicheren Abschuss abgeben zu können, sagt SVP-Nationalrat Thomas de Courten.

  • Tierschutzverbände kritisieren die Vorstösse – die Nacht gehöre den Tieren und der Einsatz von Schalldämpfern erschwere die Rapportierung von Fehlschüssen.

Mit Schalldämpfer und Nachtzielgerät durch den Wald streifen und sich auf die Pirsch legen? Das könnte bald möglich sein. Zwei SVP-Vorstösse fordern die Legalisierung der beiden Hilfsmittel, die derzeit zu Jagdzwecken noch verboten sind.

SVP-Nationalrat Markus Schnyder fordert den legalen Einsatz von Schalldämpfern: «Es braucht diese nicht absolut zwingend», gesteht er zwar, «aber die Kantone sollen die Möglichkeit haben, sie einfach zu erlauben.» Heute könnten Kantone zwar Spezialbewilligungen zum Einsatz erteilen, jedoch nur in begründeten Ausnahmefällen.

«Schützen das Gehör der Jäger und Hunde»

Im Ausland würden Schalldämpfer schon vielerorts zur gängigen Ausrüstung gehören. «Die Vorteile liegen auf der Hand: Sie schützen vor allem das Gehör der Jäger und deren Hunde», argumentiert Schnyder.

SVP-Nationalrat Markus Schnyder fordert in einem Vorstoss, dass Schalldämpfer für die Jagd zugelassen werden.

SVP-Nationalrat Markus Schnyder fordert in einem Vorstoss, dass Schalldämpfer für die Jagd zugelassen werden.

20min/Matthias Spicher

Schalldämpfer würden aber auch für die Wildtiere zu einer «deutlichen Reduktion des Stresses während der Jagd» beitragen. Auf der Jagd könne vielfach beobachtet werden, dass nach ein paar Schüssen sämtliches Wild aus dem Gebiet verschwinde. Das führe dazu, dass die Abschussziele nicht erreicht und die Jagd verlängert werden müsse, so Schnyder.

Nachtzielgeräte für «sichere Schussabgaben»

Den zweiten Vorstoss, der den Einsatz von Nachtzielgeräten fordert, hat SVP-Nationalrat Thomas de Courten eingereicht. Er begründet, dass dies aus «Tierschutzüberlegungen sinnvoll» sei, um auch in der Nacht einen sicheren Schuss abgeben zu können.

SVP-Nationalrat Thomas de Courten will, dass Nachtzielgeräte für die Bejagung von Schwarz- und Raubwild erlaubt werden.

SVP-Nationalrat Thomas de Courten will, dass Nachtzielgeräte für die Bejagung von Schwarz- und Raubwild erlaubt werden.

20min/Matthias Spicher

Der Einsatz von Nachtzielgeräten solle aber ausschliesslich für die Bejagung von Schwarz- und Raubwild erlaubt sein – also für Wildschweine und etwa Raubtiere wie Füchse, Dachse oder Marder.

Jäger bald in voller Militär-Montur?

Nachtzielgeräte, Schalldämpfer – klingt alles ziemlich militärisch. Streifen Schweizer Jäger bald mit Hightech-Ausrüstung und in voller Kampfmontur durch die Wälder? «Nein», betont Schnyder wieder. Das müsse man nicht befürchten.

«Nachtzielgeräte werden nur dann eingesetzt, wenn es die Bejagung erfordert – etwa bei der Jagd auf Wildschweine, welche viele Schäden verursachen und teilweise schon heute in der Nacht bejagt werden.» In diesen Fällen sei auch die Kombination mit Schalldämpfern «wichtig». Wenn in der Nacht in Siedlungsnähe geschossen werde, verunsichere das die Bevölkerung – Schalldämpfer würden dieses Problem vermindern.

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Tierschutzverbände: «Nacht gehört den Tieren»

«Wir könnten damit leben, wenn Schalldämpfer erlaubt würden», sagt Samuel Furrer vom Schweizer Tierschutz STS. Auch er sehe Vorteile bei der Reduktion von Lärm und Stress für die Wildtiere. Problematisch hingegen sei der geforderte Einsatz von Nachtzielgeräten: «Der Einsatz von Nachtzielgeräten muss eine Ausnahme bleiben», so Furrer. «Die Nacht gehört den Tieren – das gehört auch zur Jagdethik.»

Ähnlich sieht das der Wildtierschutz Schweiz: «Die Verwendung von Nachtzielgeräten beim Jagen ist untersagt, weil sie auch von vielen Jägern als unfair gegenüber dem Wild angesehen wird», sagt Präsident Roberto Babst. Nicht jedes Jagdhilfsmittel, welches die Erfolgschancen erhöht, solle auch genutzt werden – «insbesondere nicht von Hobbyjägern», kritisiert er. «Auch ist es sehr fragwürdig, ein Hilfsmittel zuzulassen, welches während der regulären Jagdzeiten – von Sonnenauf- bis Sonnenuntergang – gar nicht eingesetzt werden kann», ergänzt Babst.

Auch die Schalldämpfer sind ihm ein Dorn im Auge: Sollten diese erlaubt werden, würde es schwieriger für Wildhüter, Jagdaufseher und andere Kontrollorgane, die «kaum hörbaren Entladung», also den Schuss, richtig zuordnen zu können. «So können die vielen Fehlschüsse der Hobbyjäger noch weniger rapportiert werden», befürchtet er.

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