Soldatin zeigt, wie Frauen die RS während der Periode meistern 

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Menstruation im MilitärSoldatin zeigt, wie Frauen die RS während der Periode meistern

Schmerzmittel, Cup und Kaugummibeutel: Mit Tricks machte Ramona Wyssen auch während der Monatsblutung in der RS nicht schlapp. Andere Rekrutinnen sollen von ihr lernen.

Darum gehts

  • Die Monatsblutung hinderte Ramona Wyssen nicht daran, freiwillig die Rekrutenschule zu absolvieren.
  • In einem Post verbreitete sie Tipps für Rekrutinnen im Umgang mit der Periode.
  • Auch andere Rekrutinnen kämpfen in der RS mit der Menstruation.
  • Die Armee schenkt der Mens keine spezielle Beachtung.

Die Periode kann höllisch wehtun. Zwischen 60 und 90 Prozent aller jungen Frauen leiden unter Regelschmerzen. Das Schlucken von Schmerzmittel gehört für manche deshalb wie das Wechseln vom Binden und Tampons zum vollen Programm. Auch Rekrutinnen verschont die Mens nicht. Ramona Wyssen, die unter dem Namen «Just a Swiss Military Girl» während ihrer RS auf Instagram regelmässig über ihren Alltag berichtete, brach in einem Post kürzlich das Tabuthema Militär und Menstruation.

Die Menstruation sei ein Thema, das nicht in der Öffentlichkeit diskutiert werde, schrieb die 23-jährige Nachrichtensoldatin. Entgegen der generellen Empfehlung, die Pille während der ganzen RS durchgehend zu nehmen, sei die Pille für sie nicht infrage gekommen. Sie empfiehlt deshalb: «Generell immer eine Binde tragen – man weiss ja nie. Plus dann, wenn man die Tage hat, einen Menstruationscup.» Alternativ könnten weibliche Armeeangehörige auch Tampons nutzen.

Für den Fall von Krämpfen und Schmerzen hatte sie auch vorgesorgt. Ausgerüstet gewesen sei sei dann mit Dafalgan und Buscopan. Und sie fügt an: «Im Militär ist kein Platz zu hart, um sich mal wegen den Tagen hinzulegen.» Rekrutinnen, die sich für ihr Mens-Equipment schämen, empfiehlt sie, die Binden in einen leeren Kaugummibeutel zu packen.

Positives Feedback

Für die Tipps erntet die Soldatin mit über 1400 Followern viel positives Feedback. Userinnen zeigen sich dankbar, dass sie das Thema «so offen» anspricht. «Ich finde, es gibt den Frauen ein wenig Sicherheit, zu wissen, dass die RS mit Periode schon irgendwie geht», sagt Wyssen zu 20 Minuten. Sie wolle den zukünftigen weiblichen Armeeangehörigen ihr Wissen, das sie auch von anderen Armeeangehörigen mitbekommen habe, weitergeben.

Durch die viele Bewegung während der RS habe ihr die Mens kaum Beschwerden gemacht, so Wyssen. «Allgemein hat man kaum Zeit, sich darum Sorgen zu machen, weil man halt beschäftigt ist.» Das Internet und Freundinnen hätten die Pille (siehe Box) für die RS-Zeit empfohlen. Sie habe sich aber dagegen entschieden, weil sie sehr schlecht auf diese reagiere. «Ich habe einige Nebenwirkungen und finde, dass das Ausbleiben der Tage für mich persönlich die Nebenwirkungen nicht aufwiegt.»

Sich von einer Übung abzumelden, wäre für sie auch bei heftigen Schmerzen nicht infrage gekommen. «Es ist immer noch das Militär. Durchbeissen gehört auch dazu. Wenn man Beschwerden hat, nimmt man halt eine Tablette. Es geht auch um den Erfolg der Truppe.»

«Manchmal war es schon mühsam mit der Periode»

Auch andere RS-Absolventinnen bestätigen, dass Monatsblutung und Militär keine tolle Kombination sind. Als Sanitätssoldatin habe sie fast immer eine Toilette in der Nähe gehabt, sagt K. T.* «Manchmal war es aber schon mühsam mit der Periode, weil Pausen eher kurz eingeplant sind», so die 27-Jährige. Sie habe damals Tampons benutzt, da sie die Menstruationstasse noch nicht gekannt habe. «Heute würde ich definitiv die Menstruationstasse nehmen. Das hätte mir schon damals Stress erspart.»

Sie sei froh, dass sie eine eher schwache Mens mit wenig Schmerzen habe, sagt T. «Dann hat man es wohl generell leichter.» In ihrem Zug sei sie nicht die einzige Frau gewesen. «Wenn es um Mensprobleme ging, konnte ich mich immer einfach an meine weiblichen Vorgesetzten wenden. Das half mir.»

Kein Wirbel um Mens

Auch Ramona Wyssen fühlte sich als Frau in der Armee gut aufgehoben. «Auch bei der Aushebung im Sumiswald hatten wir die Möglichkeit, mit einer Armeeangehörigen zu sprechen. Sie hat uns alle Fragen offen und ehrlich beantwortet», sagt Wyssen.

Die Armee äussert sich nicht detailliert zum Umgang mit der Menstruation. Die Armee sei der Meinung, dem Thema Menstruation keine spezielle Beachtung schenken zu müssen, sagt Armeesprecherin Delphine Allemand. Damit verhalte sich die Armee nicht anders als andere Berufe, der Sport oder die Pfadfinder, wo die Menstruation auch Tatsache sei.

*Name der Redaktion bekannt.

Das empfiehlt die Frauenärztin

Regula Bürki, Fachärztin für Gynäkologie und Geburtshilfe in der Gruppenpraxis Schönburg in Bern, empfiehlt, sich vor Antritt der Rekrutenschule den Umgang mit der Periode zu überlegen. Je nach Schwere der Beschwerden gebe es verschiedene Möglichkeiten. Eine Option sei die Pille. «Wenn diese bisher gut vertragen wurde, ist es absolut nicht schädlich, diese durchgehend einzunehmen», sagt sie. Ungeeignet sei die Pille, wenn Frauen trotzdem Zwischenblutungen hätten. «Um zu sehen, ob die Unterdrückung der Blutungen mit der Pille überhaupt funktioniert, sollten die angehenden Rekrutinnen dies einige Monate vorher ausprobieren.»
Für Frauen mit Menstruationsbeschwerden schlägt Bürki vor, sich mit Schmerzmitteln wie Ibuprofen oder Naproxen auszurüsten. «Diese beiden Mittel wirken spezifischer gegen Krämpfe und reduzieren dazu die Blutung.» Als dritte Option eignen sich laut Bürki auch Hormonspiralen oder -stäbchen. «Dann muss man nicht an die Pille oder das Schmerzmittel denken.»

Mehr Frauen in der Armee

Die Armee wird für Frauen immer attraktiver. Zwischen den Jahren 2013 und 2018 hat sich die Zahl der Rekrutinnen beinahe verdoppelt. Während 2013 noch 158 Frauen die Rekrutenschule besuchten, waren es 280 Rekrutinnen im Jahr 2018. Im März 2019 waren rund 1100 Frauen in der Armee eingeteilt, wie der Armeeauszählung 2019 zu entnehmen ist. Dies entspricht rund 0,8 Prozent des Effektivbestandes der Armee. Zudem waren rund 240 Frauen in den Formationen ausserhalb der Armee eingeteilt. Die Mehrheit der Frauen (55 Prozent) besetzt eine Funktion in den Unterstützungstruppen oder im Bereich Ausbildung und Support. 16 Prozent sind in den Kampftruppen im Einsatz. Bei den Flieger- und Fliegerabwehrtruppen beträgt der weibliche Anteil 11 Prozent. Die restlichen 18 Prozent sind in den übrigen Truppengattungen, zum Beispiel der Militärpolizei, tätig.

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