So kann Apple der Uhrenbranche helfen

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Apple WatchSo kann Apple der Uhrenbranche helfen

Viele Beobachter sehen die Schweizer Uhrenhersteller nach der Präsentation der Apple Watch unter Zugzwang. Doch die geben sich betont gelassen und begrüssen den Konkurrenten sogar.

Laura Frommberg
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Laura Frommberg

«Wir beantworten gerne alle Fragen», liess die Swatch-Pressestelle am Morgen nach der Vorstellung der Apple Watch verlauten. «Aber nicht, wenn es um Apple geht.» Konzernchef Nick Hayek konnte es dann aber doch nicht lassen. Bei einem Anlass am Flughafen Zürich erklärte er laut dem «Tages-Anzeiger»: «Wir leben nicht im Rhythmus von Cupertino.» Mit der Apple-Uhr habe man sich daher nicht beschäftigt. «Für unsere Planungen hat das überhaupt keine Auswirkungen», so der Swatch-Patron weiter.

Swatch plant indes selbst, eine Smartwatch auf den Markt zu bringen. In etwa einem Jahr soll die Swatch Touch lanciert werden. Einen Partner brauche man dazu nicht, so Hayek selbstbewusst. Die Uhr soll unter anderem die Anzahl verbrauchter Kalorien zählen und andere intelligente Dienste anbieten.

Seitenhieb auf Smartphone-Industrie

Einen Seitenhieb auf die Smartphone-Industrie liess sich Hayek dann aber doch nicht nehmen. «Die Schweizer Uhrenindustrie ist unter Druck wegen des Schweizer Frankens, nicht wegen Neuentwicklungen bei schlauen Uhren. Unter Druck sind Firmen, die solche Geräte herstellen. Die Mobiltelefonie, die Apples, die Samsungs, die LG Electronics, die Sonys, die sind hypernervös. Wir sind nicht nervös.»

Marktbeobachter sehen es freilich anders. Im Luxussegment bestehe wegen Apples neuer Uhr keine Gefahr, erklärt etwa Credit-Suisse-Analystin Emilie Gachet. «Wenn, dann schon eher im unteren und mittleren Preissegment.» Für Swatch und Tissot könne das eine gewisse Konkurrenz darstellen. Diese Gefahr zeigt sich auch an der Börse: Mit rund minus zwei Prozent zählte die Swatch-Aktie am Mittwoch zu den Verlierern des Tages.

Chance für Luxusuhren

Weniger als Bedrohung denn als Chance sieht die Apple Watch Jean Claude Biver, Chef der Uhrenmarke Hublot. «Die Uhr wird eine Generation ansprechen, die keine oder nur selten Uhren trägt», erklärte er vor der Lancierung in einem Interview mit 20 Minuten. Mit der Apple-Uhr «werden die Jungen lernen, dass man die Zeit vom Handgelenk abliest». Die nächste Stufe nach einer Smartwatch sei eine mechanische Uhr - «und wir wären die Profiteure».

Er als Apple-Fan wäre einer der Ersten, der sich eine Uhr des Konzerns aus Cupertino kaufen würde, kündigte Biver damals an. Doch nun zeigt er sich enttäuscht von Apple: «Ich warte lieber auf das nächste Modell. Bei der jetzigen Version muss ich das Telefon immer dabeihaben, ich will aber eine unabhängige Uhr.» Ausserdem sei die Apple-Uhr einfach nicht sexy genug.

Darum heisst die Apple Watch nicht iWatch

Es ist nur ein Buchstabe, doch er steht sinnbildlich für unser digitales Zeitalter: das i, das Apple den Namen seiner Produkte voranstellt. Vom iMac über das iPhone bis hin zum iPad hat Apple diese Strategie konsequent umgesetzt. Doch gestern folgte der Stilbruch. Die neue Smartwatch von Apple heisst nicht iWatch, sondern Apple Watch.

Apple adressiert mit seiner neuen Uhr nämlich Kunden, die sich mehr für Style als für Technologie interessieren. Das i habe für diese Personen einen zu stark technischen «Beigeschmack», heisst es von Branchenbeobachtern. Der Name wurde also gewählt, um den Kunden zu vermitteln, dass die Apple-Smartwatch nicht nur technisch viel kann, sondern auch schön aussieht.

Das i steht übrigens für «Internet». Es geht auf den Werber Ken Segall zurück, der 1998 den Namen iMac erfand. Steve Jobs hatte Segall beauftragt, einen Namen für den neuen, eierförmigen Apple-Computer zu finden. (kwo)

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