Krankenkassenprämien: Santésuisse unterstützt Kostenbremse der Mitte

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Santésuisse-Chefin NoldDramatische Lage: Krankenkassen unterstützen Kostenbremse-Initiative

Die Gesundheitskosten steigen auch 2024 weiter an. Santésuisse-Direktorin Verena Nold erklärt, wo sie sparen will – und nimmt Stellung zu den bevorstehenden Abstimmungen.

Darum gehts

  • Die Gesundheitskosten sind 2024 bereits wieder gestiegen.

  • Santésuisse-Direktorin Verena Nold zeigt sich besorgt und fordert Massnahmen zur Kostenbremse.

  • Gemäss Nold müssen Medikamentenpreise gesenkt werden, auch ein neues Tarifsystem für ambulante Behandlungen soll her.

  • Die Kostenbremse-Initiative der Mitte unterstützt sie, die Prämien-Entlastungs-Initiative der SP hingegen sei «Symptom- und nicht Ursachen-Bekämpfung».

Frau Nold, die Kosten im Gesundheitswesen sind bereits in den ersten zwei Monaten wieder gestiegen.

Das ist so. Ich bin sehr besorgt über das hohe Kostenwachstum von fast sieben Prozent in der obligatorischen Krankenpflegeversicherung seit Anfang Jahr. Die Prämienzahlerinnen und Prämienzahler müssen endlich geschützt werden. Deshalb braucht es sofort Massnahmen, um die Gesundheitskosten zu bremsen.

Verena Nold

Die Prämien würden die Gesundheitskosten widerspiegeln, sagt Santésuisse-Direktorin Verena Nold.

Die Prämien würden die Gesundheitskosten widerspiegeln, sagt Santésuisse-Direktorin Verena Nold.

20min/Taddeo Cerletti

Verena Nold ist Direktorin des Krankenkassenverbands Santésuisse. Zuvor war sie Direktorin der Santésuisse-Tochtergesellschaft Tarifsuisse. Diese führt die Tarifverhandlungen mit den Leistungserbringen.

Was schwebt Ihnen denn konkret vor?

Bund und Kantone müssen nun endlich ihre Hausaufgaben machen und die Kosten bremsen. Der Bund muss deshalb die Preise aller Medikamente und Laborpreise sofort auf das ausländische Niveau senken. Diese sind in der Schweiz nämlich zwei- bis dreimal so hoch wie im Ausland. Die Kantone müssen die Zulassung der Ärzte besser steuern, indem sie dort, wo es genug Ärzte gibt, nicht noch mehr zulassen und dafür dort, wo es zu wenige gibt, dafür sorgen, dass es genug gibt. Zudem müssen sie die Spitäler interkantonal planen, damit die Versorgung verbessert wird.

«Der Bund muss die Preise aller Medikamente und Laborpreise sofort auf das ausländische Niveau senken.»

Verena Nold, Direktorin Santésuisse

Welche Bereiche bereiten Ihnen am meisten Bauchschmerzen?

Bei den Ärzten und im spital-ambulanten Bereich macht uns das hohe Kostenwachstum besonders grosse Sorgen, weil hier das Volumen mit jährlich rund 13 Milliarden Franken sehr hoch ist. Das zeigt, dass der heutige Arzttarif viel zu viel Spielraum für zu hohe Abrechnungen lässt. Deshalb braucht es endlich ein neues Tarifsystem für ambulante Behandlungen, das auf Pauschalen aufbaut.

Wie könnte das aussehen?

Das Vorbild dafür sind die bewährten Pauschalen im stationären Spitalbereich – hier sehen wir den einzigen Bereich ohne starkes Kostenwachstum. Das ist bezeichnend. Wir haben zusammen mit dem Spitalverband H+ einen konkreten Vorschlag für ambulante Pauschalen erarbeitet, der jetzt umzusetzen ist.

«Der heutige Arzttarif lässt viel zu viel Spielraum für zu hohe Abrechnungen.»

Verena Nold, Direktorin Santésuisse

Auffallend sind auch die teuren Physio-Therapien

Bei den Physiotherapeuten steigen die die Kosten seit Jahren mit fast zehn Prozent pro Jahr überdurchschnittlich. Deshalb braucht es rasch einen neuen Tarif, um das Kostenwachstum zu bremsen. Wir sehen, dass vor allem bei den grösseren Physiotherapiezentren die Kosten sehr stark steigen. Wir fordern deshalb, dass endlich auch auf der Rechnung ersichtlich ist, wie lange eine Therapie tatsächlich gedauert hat, das ist leider heute nicht der Fall.

Im Juni entscheidet das Volk über zwei Prämien-Initiativen. Wie stehen die Krankenkassen dazu?

Immerhin kann das Volk schon bald über die Kostenbremse-Initiative abstimmen. Denn hier sind Vorgaben enthalten, um das Kostenwachstum zu stoppen. Unser Verband unterstützt selbstverständlich die Initiative, damit endlich etwas passiert zugunsten der Versicherten. Die SP-Initiative hingegen lehnen wir ab. Das ist Symptom- und nicht Ursachen-Bekämpfung. Wir müssen die Kosten senken – und nicht noch mehr Geld ins System pumpen.

Wie wirst du im Juni abstimmen?

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