Chemieunfall in Pratteln BL: Anwohnerin wütend über Information

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Pratteln BL«Ich hatte das Fenster die ganze Nacht offen»

In Schweizerhalle bei Pratteln BL trat am Freitagabend aus einer Chemiefabrik eine unbestimmte Menge Acetylchlorid aus. Die Meldung der Behörden, alle Fenster und Türen zu schliessen, erreichte nicht alle.

Darum gehts

  • In der Nacht auf Samstag kam es zu einem Chemieunfall in einem Produktionsgebäude.

  • Aufgrund des Unfalls informierten die Behörden die Bevölkerung, Fenster und Türen geschlossen zu halten.

  • Auch Alertswiss warnte vor dem Austritt giftiger Stoffe.

  • Die Meldung erreichte nicht alle Einwohnerinnen und Einwohner.

  • Ein News-Scout ist über den mangelnden Informationsfluss wütend und enttäuscht.

In Schweizerhalle bei Pratteln BL ist es am Freitagabend zu einem Chemieunfall gekommen. Wie die Polizei später in der Nacht mitteilte, trat der Stoff Acetylchlorid bei einem Produktionsgebäude der Firma Cabb aus.

Der Kantonale Führungsstab sowie Alertswiss warnten die Bevölkerung vor dem Austritt giftiger Stoffe und mahnten dazu, Fenster und Türen geschlossen zu halten und die Klima- und Lüftungsanlagen auszuschalten.

«Wütend und enttäuscht»

Die Warnung des Kantonalen Führungsstabs sowie von Alertswiss ist jedoch nicht zu allen Einwohnerinnen und Einwohnern in Pratteln durchgedrungen.

Wie Annette Suter am Samstagmorgen sagt, erhielt sie keine Infos bezüglich austretender Giftstoffe in Pratteln. «Ich hatte das Fenster die ganze Nacht offen. Erst heute Morgen wurde ich aufgrund einer SMS von meiner Cousine darüber in Kenntnis gesetzt», so die Einwohnerin aus Pratteln. «Im ersten Moment war ich über die Meldung verängstigt.»

«Ich erwarte als Einwohnerin, dass in einer solchen Situation die Sirenen ertönen oder die Kirchenglocken läuten.»

Annette Suter, Pratteln BL

Aufgrund der Chemiekatastrophe von 1986 in Pratteln sei sie sensibilisiert auf solche Unfälle und auch ein wenig traumatisiert. «Ich habe damals alles hautnah miterlebt. Meine Eltern erhielten auch keine Informationen über den Stand der Dinge», erinnert sich die 43-Jährige zurück. Als Suter am Samstagmorgen dann aber mitgeteilt wurde, dass zu keiner Zeit für die Bevölkerung eine Gefahr bestand, legte sich die Angst wieder bei ihr.

Dennoch ist sie wütend und enttäuscht. «Ich erwarte als Einwohnerin, dass in einer solchen Situation der Sirenenalarm ertönt oder die Kirchenglocken läuten. Das wird den Einwohnerinnen und Einwohnern bereits im Kindesalter gelernt.»

Die Einsatzkräfte konnten den Stoffaustritt im Produktionsgebäude nach sechs Stunden unter Kontrolle bringen. Wie viel Acetylchlorid austrat, ist bislang nicht bekannt.

Der Kantonalen Führungsstab Basel-Landschaft teilte in der Nacht auf Samstag mit, dass zu keinem Zeitpunkt erhöhte Werte ausserhalb des Werkareals gemessen wurden.

Der Kantonalen Führungsstab Basel-Landschaft teilte in der Nacht auf Samstag mit, dass zu keinem Zeitpunkt erhöhte Werte ausserhalb des Werkareals gemessen wurden.

BRK News

Während Einsatz über Nutzung von Sirenen diskutiert

Am Samstagmittag sagt Roland Walter vom Kantonalen Führungsstab, dass man während dem Einsatz in Schweizerhalle darüber diskutiert habe, ob der Sirenenalarm vonnöten ist. «Nach einer ersten Lagebeurteilung haben wir davon abgesehen.»

Im Nachhinein könne aber festgehalten werden, dass man fast zu vorsorglich agiert habe. Sicherheitshalber habe man über Alertswiss mitgeteilt, dass Fenster und Türen in der Nacht geschlossen sein sollten. Auch über Radio-Durchsagen sei die Bevölkerung informiert worden.

Alertswiss knackte 2-Millionen-Grenze

Auf Alertswiss fliessen die relevanten Informationen rund um die Vorsorge und das Verhalten bei Katastrophen und Notlagen in der Schweiz zusammen. Laut dem Bundesamt für Bevölkerungsschutz Babs ist es eine Informationsdrehscheibe, die Leben schützen und retten kann.

Laut dem Mediensprecher des Babs, Andreas Bucher, knackte der Download der App von Alertswiss in den vergangenen Monaten die 2-Millionen-Grenze. «Aktuell haben deutlich mehr als zwei Millionen Menschen in der Schweiz die App auf ihrem Handy», so Bucher. Um sich generell auf dem Laufenden zu halten, empfiehlt das Babs die Installation der Alertswiss-App auf dem Handy und die Beschaffung eines stromunabhängigen (batteriebetriebenen) Radios, um allfällige Radiomeldungen in Zusammenhang mit Sirenenalarmen zu erhalten.

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