Vermisster Arian (6): Expertin sieht im Autismus Überlebenschance

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NiedersachsenVermisster Arian (6): «Autismus kann beim Überleben helfen»

Mehr als 600 Einsatzkräfte suchen weiterhin fieberhaft nach dem seit Montagabend vermissten Buben. Während seine Entwicklungsstörung die Suche erschwert, könnte sie ihm laut einer Expertin helfen zu überleben.

Darum gehts

  • Vier Tage nach dem Verschwinden von Arian fehlt vom Sechsjährigen weiter jede Spur.

  • Nur ein Fussabdruck wurde gefunden, nun soll der Autist mit Ballons und Süssigkeiten angelockt werden.

  • Eine Expertin sieht in der Entwicklungsstörung aber auch eine Chance.

Vier Tage nach dem Verschwinden von Arian aus Bremervörde-Elm in Niedersachsen suchen weiterhin Hunderte nach dem Sechsjährigen. Insgesamt seien mehr als 600 Personen an der Suche beteiligt, darunter Feuerwehrleute, Soldaten der Bundeswehr, die Polizei und auch viele Freiwillige.

Doch abgesehen von einem Fussabdruck und einer Aufnahme einer Überwachungskamera wurde bislang nichts gefunden, und die Suche wird dadurch erschwert, dass Arian Autist ist und nicht spricht. Im Interview mit der «Bild»-Zeitung sagt Jutta Bertholdt aber, dass die Entwicklungsstörung dem Buben beim Überleben sogar helfen könnte. Die 57-Jährige ist Ergotherapeutin mit Schwerpunkt Autismus.

«Bessere Chancen als ein anderes Kind»

Arian sei demnach nicht mehr gefährdet als andere Kinder, im Gegenteil: «Ich denke, er hat vielleicht dadurch, dass er Autist ist, bessere Chancen als ein anderes Kind», so Bertholdt. So sei es gut möglich, dass der Sechsjährige Hunger und Durst nicht so schlimm wahrnehme wie andere Kinder, zudem habe er wohl keine Angst vor dem Wald oder der Dunkelheit. «Er wird sich vermutlich auch nicht ekeln und zum Beispiel aus Pfützen trinken und Gräser essen», so die Ergotherapeutin.

Angesichts des Autismus von Arian setzen auch Polizei und Feuerwehr bei der Suche auf besondere Mittel: So spielen die Retter mit der Hoffnung, dass der Bub von bekannten Stimmen geleitet werden könnte, etwa Tonaufnahmen der Familie ab.

In einer solchen Aufnahme fordert ihn etwa sein Bruder auf, mit ihm zu spielen, in einer anderen gibt ihm die Mutter die Erlaubnis, zu den Suchenden zu gehen. Doch auch Luftballons und Süssigkeiten sollen den Sechsjährigen, wenn möglich, hervorlocken. Am Donnerstag starteten die Rettungskräfte auch Feuerwerk, weil Arian dies mag.

Das rät die Expertin, wenn Arian gefunden wird

Auch wenn der Sechsjährige gefunden werden sollte, müssen die Helfer laut der Expertin bedacht vorgehen: «Es sollte kein grosser Jubel ausbrechen, das würde ihn eher verschrecken. Auch sollte man ihn nicht anfassen, sondern sich vorsichtig nähern, einmal seinen Namen sagen und ihm mitteilen, dass man ihn zu seiner Mutter bringt.» Zudem sei es wichtig, dass die Ansprache auf Augenhöhe geschehe – «wenn er liegt, möglichst im Liegen mit ihm sprechen», rät die Expertin.

Lebst du oder lebt jemand, den du kennst, mit Autismus?

Hier findest du Hilfe:

Autismus deutsche Schweiz, Verein für Angehörige, Betroffene und Fachleute

Pro Mente Sana, Tel. 0848 800 858

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