Bei einer Pegida-Demo in Dresden wurden am Montag Reporter tätlich angegriffen. Angestachelt hatte die Menschenmenge unter anderem der Schweizer Ignaz Bearth.
Ignaz Bearth (Mitte) am 28. September 2015 mit Pegida-Anhängern in Dresden.
Bei der Demo, an der bis zu 10'000 Menschen teilnahmen, hielt der St. Galler, der für seine Direktdemokratische Partei (DPS) für den Nationalrat kandidiert, eine Rede, in der er unter anderem die «Lügenpresse» geisselte.
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Bei der Demonstration wurden prompt zwei Journalisten angegriffen. Einer erhielt einen Faustschlag ins Gesicht, ein anderer wurde getreten. Bearth sagt, davon habe er nichts mitbekommen.
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Bearth posiert in Dresden mit Pegida-Mitkämpfern ...
... und verkauft für fünf Euro T-Shirts, die für seine Partei werben. «Asyltourismus stoppen», steht auf den roten Shirts.
Auch bei der Damenwelt kommt der Schweizer Rechtsextremist in Dresden an ...
... wie diese Bilder zeigen, die Bearth auf Facebook veröffentlicht hat.
Schade nur für Bearth, dass seine deutschen Fans ihn nicht in das Schweizer Parlament wählen können. «Sie wollten sogar Autogramme von mir», sagt Bearth über seine Anhänger in Deutschland.
Dort ist er mittlerweile ein beliebter Redner.
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Ermöglicht werden Bearth diese Auftritte vom deutschen Pegida-Führer Lutz Bachmann, mit dem er befreundet ist.
Keystone/AP/jan Woitas
Lutz Bachmann machte Negativschlagzeilen, als ein Foto auftauchte, auf dem er als Hitler posierte.
Ignaz Bearth fungierte Anfang Jahr als Sprachrohr von Pegida Schweiz. Am 16. Januar 2015 gab der Präsident der rechten Kleinpartei DPS und ehemalige Pnos-Anhänger bekannt, er trete von seinem Amt als Pegida-Sprecher zurück.
Mit diesem Banner warb Pegida Schweiz für ihre Kundgebung. Auf dem Flyer war Berath noch als einer der Redner bei der ersten Schweizer Pegida-Demo angekündigt. Diese Kundgebung fand jedoch nie statt. Stattdessen begann Bearth, Pegida-Anlässe in Deutschland und Österreich zu besuchen.
Schlagzeilen machte Bearth Anfang Jahr mit seiner Facebook-Seite, weil die Mehrzahl der auffällig vielen Likes von Indern kamen. Mittlerweile ist es ihm gelungen, den Anteil an Indern bei seinen momentan über 40'000 Likes zu senken: Er liegt aktuell statt bei 40 nur noch bei 30 Prozent.
Seit der Eskalation der Flüchtlingskrise hat Pegida in Dresden wieder mehr Zulauf: Rund 10'000 Menschen versammelten sich am Montag zur Demonstration gegen die «Islamisierung des Abendlandes». Friedlich blieb die Kundgebung nicht: Ein Journalist erhielt einen Faustschlag ins Gesicht, ein anderer wurde getreten, wie deutsche Medien berichten. Die Polizei ermittelt.
Zu den Hauptrednern bei der Pegida-Demo gehörte auch ein Schweizer: Ignaz Bearth (30), ehemaliges Pnos- und SVP-Mitglied und derzeit Nationalratskandidat der Direktdemokratischen Partei (DPS) im Kanton St. Gallen, wandte sich über eine Viertelstunde lang mit seiner charakteristischen Schreistimme an die Menschenmenge.
Flüchtlinge bezeichnete Bearth als «verdammte Islamisten», als «Sozialschmarotzer». «Sie wollen euer Geld», warnte er das ostdeutsche Publikum. «Volksverräter» wie Angela Merkel müsse man absetzen, am besten schicke man sie nach Sibirien oder Afrika. Zudem geisselte er die «Lügenpresse» – und nannte dabei namentlich auch 20 Minuten. Dafür lobte er Ungarn für seinen Grenzzaun – und sagte, die ungarische Kamerafrau Petra Laszlo, die Flüchtlinge getreten hat, habe «einen Orden verdient». Dem Publikum gefiel es, es johlte und unterbrach die Rede immer wieder mit «Wir sind das Volk»- und «Merkel muss weg»-Sprechchören.
Anfang Jahr hatte Bearth vergeblich versucht, Pegida auch in der Schweiz als Volksbewegung zu lancieren. Seit er damit gescheitert ist, tourt er in Deutschland und Österreich von einer Pegida-Kundgebung zur anderen, hat über ein Dutzend Reden gehalten und geniesst den Applaus im Ausland. In Dresden verkaufte er T-Shirts, die mit dem Slogan «Asyltourismus stoppen» für seine DPS werben. Pech für ihn: Seine deutschen Fans werden Bearth nicht in den Nationalrat wählen können.
Der Extremismus-Experte Samuel Althof beobachtet Bearth schon lange. «Er ist längst nicht so bedeutend, wie er sich selbst gerne sieht. Politisch wird er in der Schweiz kaum Einfluss erlangen, dass er in ein Amt gewählt wird, ist ausgeschlossen», sagt Althof. «Dennoch ist Bearth nicht ungefährlich – mit seinen Reden hetzt er die Leute auf, er schafft eine gefährliche Stimmung, die in Gewalt umschlagen kann.» Inhaltlich habe Bearth jedoch ausser Pegida-Parolen, die er meist von anderen kopiere, wenig zu bieten.
Bearths Beliebtheit in der Bewegung sei fraglich – seine Auftritte an den Demonstrationen in Dresden seien nur über seine Freundschaft mit dem rechtsextremen Pegida-Führer Lutz Bachmann möglich. «Und Redner aus dem Ausland lassen die Pegida grösser erscheinen, als sie ist.»
Zu 20 Minuten sagt Bearth, die Freundschaft zu deutschen Pegida-Vertretern helfe ihm auch im Schweizer Wahlkampf: «Einzelne Freunde sind aus Deutschland in die Schweiz gereist, um mich beim Flyern zu unterstützen.» Er glaubt an seinen Erfolg: «Es gibt SVPler, die mir versprochen haben, auf ihrer Liste einen Namen zu streichen und mich draufzusetzen.» Zudem sei er wegen seines Bekenntnisses zu erneuerbaren Energien auch für Grüne wählbar.
Den Vorwurf, er hetze gegen Ausländer, weist Bearth zurück: «Ich habe sehr viele ausländische Freunde. Und ich bin dafür, dass man echten Flüchtlingen hilft. Aber diese kommen gar nicht zu uns, weil sie kein Geld haben, um Schlepper zu zahlen.» Zu den Angriffen auf Journalisten in Dresden sagt er, davon habe er nichts mitbekommen. «Ich verurteile Gewalt, aber auch die Manipulationen der Presse.» Und Pegida Schweiz sei nicht gescheitert, sondern von den Behörden verhindert worden: «17-mal haben wir Bewilligungen für Demos beantragt, jedes Gesuch wurde abgelehnt.»
Zweiter Schweizer Redner
Neben Iganz Bearth hatte am Montag in Dresden noch ein zweiter Schweizer einen kurzen Auftritt: Tobias Steiger (40), Nationalratskandidat der DPS in Solothurn und bis im Juli 2015 Präsident der SVP Dornach. Steiger lobte die Pegida-Anhänger für ihre Standhaftigkeit gegenüber den Beschimpfungen der Linken und der «Lügenpresse». (lüs)
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