Raiffeisen-Chefökonom: «Der Wohnungsmarkt steuert auf einen Eisberg zu»

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Raiffeisen-Chefökonom«Der Wohnungsmarkt steuert auf einen Eisberg zu»

Die Wohnsituation in der Schweiz spitzt sich weiter zu. So stark, dass der Chefökonom von Raiffeisen nun von einem Wohlstandsverlust spricht.

Viele Menschen in der Schweiz suchen verzweifelt eine neue bezahlbare Wohnung, wie hier bei einer Besichtigung der subventionierten Wohnsiedlung Kronenwiese im Jahr 2019 in Zürich.

20 Minuten/News-Scout

Wohlstandsverlust durch Mietpreise: darum gehts

  • Wer schon lange in einer Wohnung sei, profitiere «von fast unfair tiefen Mieten» – und wer umziehen müsse, zahle die Zeche, sagt der Chefökonom von Raiffeisen.

  • Das Problem werde sich weiter verschärfen, «solange jedes Jahr 10’000 bis 15'000 Wohnungen zu wenig gebaut werden».

  • Falls du eine ausgeschriebene Mietwohnung willst, musst du dich sputen: Inserate sind schon nach 27 Tagen wieder offline.

«Der Schweizer Wohnungsmarkt steuert direkt und mit voller Kraft auf einen Eisberg zu», warnt Fredy Hasenmaile, Chefökonom bei Raiffeisen. Die Wohnsituation in der Schweiz sei noch nie so schnell von einem Überangebot ins Gegenteil gekippt, sagt er in einer neuen Immobilienstudie der Bank.

Einsprachen führen zu Wohnungsknappheit

Gründe für die prekäre Wohnsituation gebe es viele, etwa die Einspracheflut, eine Überregulierung, das Horten von Bauland und die steigenden Baupreise. Die Situation werde sich in den nächsten zwei bis drei Jahren weiter verschärfen, sagt Hasenmaile. Die «Knappheitssignale» seien nicht mehr zu übersehen.

Ausgeschriebene Mietwohnungen sind nach 27 Tagen weg

Die Zahl der verfügbaren Mietwohnungen hat sich laut Raiffeisen in zwei Jahren mehr als halbiert. Inserate für Mietwohnungen auf Schweizer Immobilienportalen seien schon nach 27 Tage wieder gelöscht – sieben Tage schneller als 2022. Auch darum seien die Angebotsmieten im Vergleich zum Vorjahr um vier Prozent rauf.

Raiffeisen spricht von «Wohlstandsverlust»

Viele Menschen in der Schweiz gründen nun Haushalte mit drei oder mehr Personen. Die Haushalte hätten begonnen, ihren Flächenkonsum einzuschränken, sagt auch Raiffeisen. Hasenmaile spricht in diesem Zusammenhang von einem «Wohlstandsverlust».

Führen die hohen Mieten bei dir zu einem Wohlstandsverlust?

Diese «Wohlstandsverluste» sind laut Hasenmaile alles andere als gerecht verteilt: Wer schon lange in einer Wohnung sei, profitiere «von fast unfair tiefen Mieten» – und wer umziehen müsse oder «in der Lotterie um Genossenschaftswohnungen» kein Glück habe, zahle die Zeche.

Es gibt viel zu wenig neue Wohnungen

Viele Menschen in der Schweiz geben nun mehr fürs Wohnen aus, als sie budgetiert haben oder müssen bei der Lage, Belegungsdichte und Wohnungsgrösse Kompromisse eingehen. Diese Probleme werden sich laut Hasenmaile verschärfen, «solange jedes Jahr 10’000 bis 15’000 Wohnungen zu wenig gebaut werden».

Zinswende stoppt Preisanstieg kaum

Auch privates Wohneigentum wird in der Schweiz kaum günstiger, obwohl die steigenden Zinsen den Preisanstieg stoppen sollten. Eine Abkühlung gibt es erst ansatzweise beim Stockwerkeigentum: In den Regionen Bern und Ostschweiz sind die Eigentumspreise im Jahresvergleich erstmals gesunken.

Investoren ziehen ihr Kapital ab 

Raiffeisen geht davon aus, dass in absehbarer Zeit deutlich weniger Kapital von institutionellen Anlegern in den Schweizer Immobilienmarkt fliessen wird. Auch die Börse signalisiert das: Die Preise der zum Handel zugelassenen Schweizer Immobilienfonds notieren aktuell knapp 20 Prozent tiefer als vor der Zinswende.

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