Demenz: Neues Medikament gibt Alzheimer-Patienten Hoffnung

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DemenzHoffnung für Alzheimer-Patienten – neues Medikament bremst geistigen Abbau

Wer an Alzheimer leidet, verliert langsam seine geistigen Fähigkeiten. Heilbar ist die Erkrankung nicht. Kann der Antikörper Lecanemab zumindest den Verlauf verzögern?

Neues Medikament bremst geistigen Abbau – heilen kann es die Krankheit aber nicht.

20min/jd/dsc

Darum gehts

  • Heilbar ist Alzheimer weiterhin nicht.

  • Der Antikörper Lecanemab verlangsamt den geistigen Abbau aber relevant.

  • Dies zeigte eine Studie, die auf der Untersuchung von 1800 Demenzkranken beruht.

  • In Europa soll das neue Medikament Ende März 2023 auf den Markt kommen.

 

Ein neuartiges Antikörper-Medikament verlangsamt einer Studie zufolge das Fortschreiten von Alzheimer. Das berichtet ein internationales Wissenschaftler-Team nach der Untersuchung von knapp 1800 Patienten im frühen Stadium der Demenz-Erkrankung im «New England Journal of Medicine».

Der Antikörper Lecanemab könne Alzheimer nicht heilen oder aufhalten, aber den geistigen Abbau relevant verlangsamen, urteilt der deutsche Alzheimer-Forscher Frank Jessen vom Deutschen Zentrum für Neurodegenerative Erkrankungen (DZNE). Er war nicht an der Studie beteiligt. Jessen spricht von einem «historischen Meilenstein in der Alzheimer-Forschung».

Hirnschwellungen und Mikroblutungen als Nebenwirkungen

Die Sicherheit der Behandlung müsse in längeren Studien weiter untersucht werden, schreiben die Forscher. Sie berichten von Nebenwirkungen wie Hirnschwellungen und Mikroblutungen im Gehirn. Todesfälle seien als Folge der Behandlung nicht aufgetreten.

Vor wenigen Tagen erschien allerdings im Fachmagazin «Science» ein Beitrag über einen Todesfall im Zusammenhang mit der Therapie, insgesamt sei es der zweite. Dies müsse man sehr genau beobachten, sagte Jessen. Er könne sich vorstellen, dass es bei einer Zulassung Beschränkungen für bestimmte Patientengruppen gebe, etwa für Menschen mit erhöhter Blutungsneigung.

Zulassung ist in Europa auf Ende März 2023 geplant

In den USA wird Lecanemab bereits in einem beschleunigten Zulassungsverfahren geprüft. Auch in Japan und Europa ist ein Antrag auf Marktzulassung bis Ende März 2023 geplant.

Das Medikament wird von dem US-Unternehmen Biogen zusammen mit dem japanischen Pharmaunternehmen Eisai entwickelt. Der Antikörper Lecanemab fängt im Gehirn der Patienten das Eiweiss Amyloid-beta (Abeta) ein, das sich dort in Form sogenannter Plaques ablagert.

Abbau verlangsamte sich um durchschnittlich 27 Prozent

Diese Plaques sind ein massgebliches Kennzeichen von Alzheimer und gelten als Mitursache der Erkrankung. In die Studie wurden 1795 Menschen im Frühstadium von Alzheimer eingeschlossen – eine Hälfte bekam in zweiwöchentlichem Abstand den Antikörper, die andere ein unwirksames Scheinmedikament. Die Studie wurde an 235 Zentren in Nordamerika, Europa und Asien durchgeführt.

Die Forschenden prüften in regelmässigen Abständen den Verlauf der Erkrankung und testeten etwa die Gedächtnisleistung, das Orientierungsvermögen und die Problemlösekompetenz der Patienten. Bei den Patienten, die den Antikörper bekommen hatten, verlangsamte sich der Abbau der geistigen Fähigkeiten um durchschnittlich 27 Prozent: Sie schnitten also bei den Tests nach 18 Monaten besser ab als die Probanden der Kontrollgruppe. Allerdings war auch bei den mit Lecanemab behandelten Menschen die Krankheit vorangeschritten.

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(DPA/jd)

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