Brandy Melville: Die fünf heftigsten Vorwürfe gegen das Unternehmen

Brandy Melville steht massiv in der Kritik.

Brandy Melville steht massiv in der Kritik.

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Gehyptes UnternehmenKritik an Brandy Melville: Die fünf heftigsten Vorwürfe

Brandy Melville kleidet junge Frauen und Teenager ein – auch in Basel und Zürich. Das Image: Sommer, Sonne, Sonnenschein. Doch nun steht das Unternehmen massiv in der Kritik.

Celina Euchner
von

Das Logo der Marke Brandy Melville ziert eine amerikanische – und eine Schweizer Flagge. In Zürich und Basel gibt es Läden der Fast-Fashion-Kette. Doch das Unternehmen steht massiv in der Kritik. Anfang April erschien die Dokumentation «Brandy Hellville & the Cult of Fast Fashion» – und zeigt tiefe Abgründe, die sich innerhalb des Unternehmens auftun.

Die HBO-Doku beleuchtet das Fast-Fashion-Label, aber auch dessen Gründer Stephan Marsan. Das sind die fünf wichtigsten Vorwürfe:

1. Anstellung wegen Aussehen

Wer bei Brandy Melville arbeiten will, kommt mit einer klassischen Bewerbung offenbar nicht weit. Laut der Dokumentation werden junge Frauen aufgrund ihres Aussehens angestellt. Das soll so funktioniert haben: Eine Kundin betritt den Laden, entspricht sie den Schönheitsstandards des Unternehmens, wird ihr ein Job angeboten. Die Frauen waren vorwiegend weiss, dünn und nach Auffassung des Gründers hübsch.

Brandy Melville ist in den USA sehr beliebt, auch in Europa hat das Unternehmen Erfolg.

Brandy Melville ist in den USA sehr beliebt, auch in Europa hat das Unternehmen Erfolg.

IMAGO/Sipa USA

Eine Ex-Mitarbeiterin der Hauptfiliale in New York City erzählt: «Eines Tages kam ich zur Arbeit und da waren diese Knöpfe mit einer Art elektrischem System neben jeder Kasse angebracht. Es war ein System, mit dem Stephan die Person an der Kasse darüber informierte, dass sie ein Foto von dem Mädchen machen sollte, das an der Kasse steht.» Leuchtete ein roter Knopf, habe man ihr einen Job anbieten müssen.

2. Brust- und Fussbilder an den Chef

Laut mehreren Berichten ehemaliger Mitarbeiterinnen mussten die Angestellten täglich für Fotos posieren. Diese seien an die Storemanager und den Gründer Stephan Marsan geschickt worden. Emily, eine ehemalige Mitarbeiterin in San Jose, USA, erklärt, dass diese Fotos zunächst Ganzkörperbilder waren. Doch dann seien sie gebeten worden, «Brust- und Fussbilder» zu schicken. Was mit den Bildern passierte, sei unklar.

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3. Nur Weisse im Laden erwünscht

Offenbar sollten nur weisse, schlanke Frauen bei Brandy Melville arbeiten. In der Doku wird mehrfach vertieft, dass nach Frauen gesucht wurde, die dem Schema (weiss, blond, schlank) entsprächen. Angestellte, die nicht in Stephan Marsans Vorstellung von Attraktivität passten, seien mehrfach direkt gefeuert worden.

Doch auch die Kundschaft sollte offenbar weiss sein. Ein ehemaliger Storemanager behauptet, er sei angewiesen worden, den Store in Ontario, Kanada, zu schliessen. Der Grund: Führungskräfte hätten den Laden besucht und festgestellt, dass die Kundschaft hauptsächlich aus Dunkelhäutigen bestanden habe. Der Bruder des Gründers habe den Store als «Ghetto» bezeichnet und verlangt, dass er geschlossen werde.

4. Rassismus im Gruppenchat

In der Doku werden Screenshots aus einem Chat namens «Brandy Melville Gags» thematisiert. Die Bilder, die schon von «Business Insider» aufgedeckt wurden, zeigen angeblich Unterhaltungen zwischen Stephan Marsan und anderen Führungskräften. Die Screenshots enthalten Inhalte wie Pornografie, Bilder von Hitler und Memes mit rassistischen Begriffen. Der Chat umfasste mehr als 30 Männer, darunter Mitglieder des Führungsteams von Brandy Melville wie Marsan, sein Bruder Yvan und der Finanzdirektor des Unternehmens.

5. Unklare Geschäftsstrukturen

In der Doku wird ebenfalls kritisiert, dass das Fast-Fashion-Label die Unternehmensstrukturen verschleiere. Während Brandy Melville mit «Made in Italy» wirbt, sagt Matteo Biffoni, der Bürgermeister der italienischen Region, aus der die Stoffe kommen: «Das ist eine Masche. Denn das einzige Italienische daran ist die Platzierung des Unternehmens und nicht viel mehr.»

Zudem scheint die Unternehmensstruktur undurchsichtig. Es gibt keinen CEO, die Stores scheinen unterschiedlichen Personen zu gehören – und das Brandy-Melville-Trademark besitzt YYGM, eine Schweizer Firma, für die Yvan Marsan, der Bruder des Gründers, arbeitet.

Neben einer amerikanischen Flagge ziert auch eine Schweizer Flagge das Logo.

Neben einer amerikanischen Flagge ziert auch eine Schweizer Flagge das Logo.

imago images/CHROMORANGE

Bislang hat sich niemand von Brandy Melville zur Doku von HBO Max oder den Vorwürfen geäussert.

Bist du oder ist jemand, den du kennst, von Rassismus betroffen?

Hier findest du Hilfe:

Beratungsnetz für Rassismusopfer

GRA, Stiftung gegen Rassismus und Antisemitismus

Pro Juventute, Beratung für Kinder und Jugendliche, Tel. 147

Dargebotene Hand, Sorgen-Hotline, Tel. 143

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Hier findest du Hilfe:

Belästigt.ch, Onlineberatung bei sexueller Belästigung am Arbeitsplatz

Verzeichnis von Anlaufstellen

Beratungsstellen der Opferhilfe Schweiz

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