Gast von Angestellten mit Visier bedient – angesteckt

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Bündner HotelGast von Angestellten mit Visier bedient – angesteckt

In einem Bündner Hotel kam es zu einem Corona-Ausbruch, obwohl das Servicepersonal ein Plastikvisier trug. Jetzt interveniert das BAG beim Wirteverband Gastrosuisse.

Darum gehts

  • Laut dem Bund sollen Face Shields höchstens in Kombination mit einer Maske getragen werden.
  • Die Warnung erfolgt, nachdem die Kantone auffallend viele Ansteckungen registrierten in Fällen meldeten, wo ein Visier getragen wurde.
  • Das Bundesamt für Gesundheit will nun noch klarer kommunizieren.

Der Kanton Graubünden warnt in einer Medienmitteilung davor, dass Plastikvisiere nicht zuverlässig vor einer Ansteckung schützen. Der Hintergrund der Warnung ist ein Corona-Ausbruch in einem Engadiner Hotel.

Hotelgast angesteckt

In dem Hotel in Pontresina wurden mehrere Angestellte positiv getestet, obwohl sie ein sogenanntes Face Shield trugen. Das bestätigt Rudolf Leuthold, der Leiter des kantonalen Gesundheitsamtes: «Es hat sich gezeigt, dass nur jene Mitarbeiter infiziert wurden, die Plastikvisiere trugen. Bei Mitarbeitern mit Maske gab es keine einzige Infektion.» Laut Leuthold wurde in der Folge auch ein Gast des Hotels infiziert: «Wir wissen, dass der Gast von Angestellten mit Plastikvisieren bedient wurden.» Der Kanton fordert nun die Gastrobetriebe auf, ihre Schutzkonzepte anzupassen.

Auch das Bundesamt für Gesundheit (BAG) reagiert jetzt. Es hat aufgrund der Rückmeldungen aus den Kantonen Kenntnis von vermehrten Ansteckungen, die trotz Gesichtsvisier erfolgt seien. Sprecher Yann Hulmann: «Die Visiere dienen nicht als Alternative zu Hygienemasken. Visiere können zusammen mit Masken getragen werden, um den Eigenschutz noch zu verstärken.» Dies werde das BAG noch klarer kommunizieren, «insbesondere wo es um den Schutz der Bevölkerung geht».

BAG interveniert bei Gastro-Branche

Im Schutzkonzept des Wirteverbandes Gastrosuisse werden Gesichtsvisiere explizit als Alternative zur Schutzmaske vorgesehen, wenn bei der Arbeit die Distanz von 1,5 Metern nicht gegeben ist. Auch im Service empfiehlt der Verband eine Maske oder ein Visier, eine Pflicht gibt es allerdings nicht.

Das BAG kündigt nun an, mit Gastrosuisse das Gespräch zu suchen. Beim Wirteverband heisst es dazu: «Unser Schutzkonzept für das Gastgewerbe folgt den Empfehlungen des Bundesamtes für Gesundheit und wurde vom BAG validiert. Falls auch das BAG inzwischen zu einer neuen Einschätzung kommen sollte, so müssten allfällige Anpassungen wiederum im gegenseitigen Austausch erfolgen.» Zahlen über die Verbreitung der Visiere, die auch beim Coiffeur oder in Gartencenter eingesetzt würden, habe man keine.

Ungenügender Schutz vor Aerosolen

Es gibt erst wenige Studien, die den Schutz durch Face Shields untersucht haben. Eine Rolle spielt, dass ein Visier weniger eng anliegt als eine Maske, wie das Bayerische Landesamt für Gesundheit und Lebensmittelsicherheit auf seiner Website schreibt. «Wichtig ist, dass die Mund-Nasen-Bedeckung gross genug ist, um Mund, Nase und Wangen vollständig zu bedecken und an den Rändern möglichst eng anliegt. Bei Visieren können sich Tröpfchen, vor allem durch die grosszügige Öffnung nach unten und oben, nach wie vor leicht verteilen. Die relevante und notwendige Reduktion der Verteilung der Viren durch die Atemluft ist somit nicht gegeben.»

Visiere seien nicht zur Verhinderung der Virenausbreitung geeignet und erfüllten nicht die Anforderungen des Infektionsschutzes. «Sie dürfen zwar genutzt werden, können aber lediglich ergänzend zur Mund-Nasen-Bedeckung verwendet werden.»

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