Occasionen kaum gefragt – Elektroauto-Besitzer bleiben auf ihren Karossen sitzen

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Occasionen kaum gefragt Elektroauto-Besitzer bleiben auf ihren Karossen sitzen

Die Akku-Technologie in Elektroautos wird immer besser. Deshalb sind die Preise für alte E-Modelle im freien Fall. Auch für Käufer von Neuwagen ist das ein Problem.

Darum gehts

Elektroautos boomen. E-Auto-Pionier Tesla liefert trotz Chipkrise so viele Fahrzeuge aus wie noch nie. Auch in der Schweiz gehts vorwärts mit der Elektrifizierung. Der Anteil an E-Autos bei den Neuzulassungen hat sich innerhalb von zwei Jahren verfünffacht.

Beliebt sind vor allem die neuen Wagen. Auf die gibt es wegen Lieferproblemen aber je nach Modell lange Wartezeiten. Occasionen will hingegen fast keiner. Von den Leuten, die ein E-Auto kaufen möchten, kann sich nur jeder dritte einen Gebrauchtwagen vorstellen, wie eine Umfrage des deutschen Meinungsforschungsinstituts Civey im Auftrag der «Automobilwoche» ergab.

Akku-Probleme mit alten Modellen

Denn bei Elektroautos gibt es schon nach wenigen Jahren enorme Wertverluste, wie die Umfrage zeigt. Als Gründe nennen die Teilnehmer vor allem Leistungsverluste beim Elektro-Akku. Dessen Leistung nehme wie beim Handy über mehrere Jahre stark ab. Zudem sorge der Technologiewandel für immer bessere Akkus in den neuen Modellen.

In der Schweiz würde die Umfrage ähnlich ausfallen, sagt Jan Schenker von Car For You zu 20 Minuten. «Bei den gebrauchten Elektroautos sind vor allem die jüngeren Modelle interessant, ältere Elektroautos mit einer älteren Technologie haben es da eher schwer», so Schenker.

«Preise sind im freien Fall»

Gebrauchte Elektroautos verlieren deshalb schnell an Wert. «Die Restwerte sind im freien Fall», sagt der Münchner Marktbeobachter Berylls dem Magazin «Moove». Auch der Ökonom Johannes von Mandach vom Basler Forschungsinstitut BAK Economics sagt: «Der Wertverlust ist ein grosses Problem, man bleibt auf den Autos sitzen, weil die Nachfrage zurückhaltend ist.»

Das sei auch für Käufer von Neuwagen schwierig. «Sie wissen nicht, wie sich die Preise für Occasionen in Zukunft entwickeln werden», so von Mandach. Denn für eine verlässliche Prognose gebe es noch zu wenige Daten für den relativ jungen Occasionsmarkt.

BMW i3 oder Renault Zoe bringen Verluste

Auch der deutsche «Auto-Papst» Ferdinand Dudenhöffer vom Center Automotive Research der Uni Duisburg-Essen sagt: «Elektroautos bergen das Risiko, zu Zitronen im Gebrauchtwagenmarkt zu werden, wenn sie nicht staatlich subventioniert werden wie in Deutschland.» Im Nachbarland zahlt der Staat bis zu 40 Prozent auf den Kaufpreis. In der Schweiz gibt es nur in einigen Kantonen die Möglichkeit für einen Steuerabzug (siehe Box).

Steuerabzug vom Kanton abhängig

Dudenhöffer empfiehlt deshalb, sich gut zu überlegen, ob man das E-Auto wirklich kaufen soll. «Ich rate zum Leasing- oder Abo-Modell, damit man nicht Gefahr läuft, das E-Auto mit Verlusten später verkaufen zu müssen.»

Nur bei wenigen Modellen im Markt wie dem Mercedes EQA oder neuen Teslas gebe es noch eine grosse Nachfrage. Ältere Autos wie der BMW i3 oder der Zoe von Renault hätten nicht die neueste Batterietechnik und könnten daher beim Weiterverkauf Verluste bringen.

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