Horw: Bestatter erzählt von seinem Alltag

Aktualisiert

Horw«Die Maden befallen bei den Toten zuerst das Gesicht»

Johannes Ruchti ist Bestatter und Trauerredner und hält Vorträge über seinen Berufsalltag. Er erzählt, was seinen Beruf ausmacht. Dabei wird es manchmal auch makaber.

20 Minuten war im März an der Bestattungsmesse und unser Reporter konnte in einem Sarg probeliegen. Bestatter Johannes Ruchti war ebenfalls vor Ort. 

20min/Thomas Sennhauser

Darum gehts 

  • Der Luzerner Bestatter Johannes Ruchti erzählt sehr offen, wie sein Arbeitsalltag aussieht.  

  • Seine Strategie mit speziell tragischen Vorfällen umzugehen, ist gleichzeitig seine Antwort auf den Sinn des Lebens. 

  • Nach seinem ersten Vortrag über seinen Beruf erhielt er viel Zuspruch. Weitere Vorträge sind geplant.

So geht Ruchti mit dem Tod um

«Meine Strategie, mit intensiven Fällen umzugehen, ist mein Glaube daran, dass der Tod nicht das Ende ist. Lediglich der Körper stirbt, doch ich glaube daran, dass die Seele weiter wandert». Auch das Privatleben des Luzerners wird durch seinen Beruf beeinflusst: «Ich sage meinen Kindern eher ja, wenn sie Fussball spielen wollen. Weil ich weiss, wie schnell alles vorbei sein kann». Ruchti ist erst seit 2016 als Bestatter tätig: «Durch Zufall lernte ich eine Frau kennen, deren Partner Bestatter ist. Beim Schnuppern merkte ich dann, dass nicht nur das Interesse da ist, sondern mir der Beruf tatsächlich liegt.» 

Seine Zeremonien sind unterschiedlich

Der Bestatter aus Horw ist auch Trauerredner. «Junge Menschen tanzen eher an einer Bestattung als Menschen aus älteren Generationen», so Ruchti. Und das ist tatsächlich passiert. An einer Trauerfeier liessen Angehörige das Lieblingslied einer verstorbenen Brasilianerin laufen und tanzten dazu. «Die Liebsten der Verstorbenen wussten, was in dem Moment richtig war». 

Jetzt wirds makaber

«Oft sind die Gerüche schlimmer als die visuellen Eindrücke. Bei Verstorbenen, die an heissen Tagen lange nicht aufgefunden wurden, hilft nicht mal mehr der Tigerbalsam, der unterhalb der Nase aufgetragen wurde. Der Befall von Insekten und Maden ist ebenfalls kein schönes Bild, vor allem, weil diese zuerst das Gesicht heimsuchen», erzählt Ruchti. Der Grund ist, dass diese Tiere von der Feuchtigkeit der Gesichtsöffnungen angezogen werden. 

Glaubst du an ein Leben nach dem Tod? 

Darum hat er Quellmittel dabei 

Der 47-Jährige hat stets seinen Bestatterkoffer dabei. Der Inhalt: Sekundenkleber, Skalpell, Gummibänder, Wachs, Quellmittel, Küchenpapier und Plastikstreifen. «Das Quellmittel zum Beispiel benutze ich als Bestatter, und Achtung, jetzt wird es eklig, um zu verhindern, dass Flüssigkeiten aus Nase, Ohren und Mund herauslaufen». 

Das ist das Feedback zu seinen Vorträgen

Am Samstag hält Ruchti zum zweiten Mal von zehn bis 11.30 Uhr in der Maihof Kirche in Luzern einen Vortrag über seinen Alltag und beantwortet jegliche Fragen in diesem Zusammenhang und zu seinen Gegenständen im Bestatterkoffer. «Bisher war die Resonanz gut und es wurden sehr viele spannende Fragen besprochen.»

Trauerst du oder trauert jemand, den du kennst?

Hier findest du Hilfe:

Dargebotene Hand, Sorgen-Hotline, Tel. 143

Seelsorge.net, Angebot der reformierten und katholischen Kirchen

Muslimische Seelsorge, Tel. 043 205 21 29

Jüdische Fürsorge, info@vsjf.ch

Lifewith.ch, für betroffene Geschwister

Verein Regenbogen Schweiz, Hilfe für trauernde Familien

Pro Juventute, Beratung für Kinder und Jugendliche, Tel. 147

Pro Senectute, Beratung älterer Menschen in schwierigen Lebenssituationen

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