Der Embolo des Hockeys greift in der Nati an

Aktualisiert

Dave SutterDer Embolo des Hockeys greift in der Nati an

Kennen Sie Dave Ntamack? Wohl kaum. Dabei debütiert der gebürtige Kameruner am Wochenende in der Hockey-Nati. Allerdings unter dem Namen Dave Sutter.

Marcel Allemann
Kloten
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Marcel Allemann
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Dave Sutter wurde als Dave Ntamack am 21. Februar 1992 in Kameruns grösster Stadt Douala geboren. Seinen leiblichen Vater lernte er nie richtig kennen. Inzwischen ist dieser verstorben. Als Vierjähriger zog er mit seiner Mutter in die Schweiz, sie wollten hier ein neues Leben beginnen. Monthey im Kanton Wallis wurde die neue Heimat. Dort lernte die Mutter auch ihren neuen Lebenspartner kennen, und Dave mit ihm seinen Stiefvater und Förderer.

Bis 15 spielte er Eishockey und Fussball

Denn der Junge aus Kamerun ist sportlich äusserst begabt. Von seinem Stiefvater bekam er die Begeisterung für das Eishockey mit auf den Weg, seine zweite Leidenschaft war der Fussball. «Bis ich 15 Jahre alt war, spielte ich beides, doch dann musste ich mich entscheiden», erzählt er. «Das war schwierig, denn ich liebe Fussball sehr, viele meiner Freunde spielten Fussball und ich war auch nicht so schlecht darin, doch auf dem Eis habe ich mich einfach noch eine Spur wohler gefühlt», so der einstige Mittelfeldspieler.

Dass mit Breel Embolo ein anderer Kamerun-Schweizer mit einer ähnlichen Lebensgeschichte wie seiner eigenen in der Schweizer Fussball-Nati für Furore sorgt, hat der 24-Jährige natürlich mitbekommen. «Persönlich habe ich ihn bis jetzt noch nicht kennengelernt, aber natürlich verfolge ich seine Karriere.»

Aus Dave Ntamack wird auf dem Eis Dave Sutter

Dave Ntamack selbst wird sich an diesem Wochenende am Slovakia-Cup ebenfalls erstmals das Schweizer Nati-Trikot überstreifen. «Als mich Nati-Trainer Patrick Fischer anrief, war das für mich unglaublich. Die Gefühle kann ich gar nicht in Worten beschreiben. Ich hoffe, es gelingt mir, Eindruck zu hinterlassen», sagt er voller Vorfreude.

Allerdings tut er dies nicht unter seinem leiblichen Namen Dave Ntamack, der auch in seinem Pass steht. Im Eishockey trat er schon immer unter dem «Künstlernamen» Dave Sutter auf. «Dies, weil mein Stiefvater Sutter heisst und er mir meinen sportlichen Werdegang erst ermöglicht hat. Es macht mich und sicher auch ihn stolz, seinen Namen auf meinem Trikot zu sehen», sagt Ntamack und man spürt bei seinen Worten eine grosse Dankbarkeit.

Von Servette in die NLB abgeschoben

Seine ersten Gehversuche als Eishockeyspieler machte er beim HC Monthey, später schloss er sich den Junioren von Genf-Servette an und spielte auch zwei Jahre bei den Seattle Thunderbirds in der nordamerikanischen Junioren-Liga WHL. 2012 kehrte der Verteidiger zu Servette zurück, konnte sich aber dort nicht festbeissen und wurde in die NLB zu Martigny geschickt.

«Das war eine Enttäuschung für mich, doch im Nachhinein bin ich froh, dass es so gekommen ist. Ich konnte mich so optimal weiterentwickeln.» Denn bei Martigny erhielt Sutter viel Verantwortung und startete durch. Der EHC Biel holte sich das grossgewachsene (194 cm) und kräftige (96 kg) Talent. Sutter etablierte sich letzte Saison auf Anhieb in der NLA und entwickelte sich in dieser Spielzeit munter weiter.

Ab nächster Saison bei den ZSC Lions?

Deshalb wurde auch Nati-Trainer Patrick Fischer auf ihn aufmerksam und machte den Verteidiger zum Teil seines jungen Perspektiven-Teams, mit dem er an diesem Wochenende am Slovakia-Cup antritt. «Ich habe ihn aufgeboten, weil er gut ist. Er ist ein riesiger Athlet, hat Übersicht, gute Hände und ist ein ruhiger Typ, der nicht so schnell in Panik gerät», sagt Fischer über seinen Neuling.

Fischer ist nicht der Einzige, der Gefallen an Dave Ntamack oder eben Dave Sutter findet. So steht schon jetzt fest, dass er den EHC Biel Ende Saison verlassen wird, um den nächsten Schritt zu machen. Das Gerücht macht die Runde, dass der Unterwalliser bereits bei den ZSC Lions unterschrieben haben soll. Darauf angesprochen, zuckt er lediglich mit den Schultern und lächelt verschmitzt, ehe er sagt: «Ich höre in letzter Zeit viele Geschichten. Etwa auch, dass ich schon in Zug und Lausanne unterschrieben haben soll.»

Nach 14 Jahren wieder Ferien in Kamerun

Die Verwandtschaft in Kamerun wird über seinen Transfer mit Sicherheit auf dem Laufenden gehalten. Daves Mutter zeigt dieser regelmässig Fotos von ihm, wenn sie die Heimat besucht. «Meine Verwandten wissen, dass ich ein professioneller Eishockeyspieler bin, aber ich denke nicht, dass sie sich wirklich etwas darunter vorstellen können», sagt er. Sutter war seit 14 Jahren nicht mehr in Kamerun, will dies jedoch im kommenden Sommer ändern. Schmunzelnd sagt er: «Die werden staunen. Damals war ich ein kleiner Junge, inzwischen bin ich fast zwei Meter gross.»

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