Heinz Günthardt muss gehen - «Das SRF wollte ohne mich einen Neuanfang»

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Heinz Günthardt muss gehen«Das SRF wollte ohne mich einen Neuanfang»

Heinz Günthardt wird in Zukunft beim SRF nicht mehr als Tennisexperte arbeiten. Im Oktober hat er den letzten Einsatz. Das sagt der 62-Jährige über die Entscheidung.

Darum gehts

  • Heinz Günthardt wird in Zukunft kein SRF-Experte mehr sein.

  • Der 62-Jährige erhält beim SRF keinen neuen Vertrag mehr.

  • Für Günthardt kam die Trennung nicht überraschend, aber unerwartet.

36 Jahre kommentierte Heinz Günthardt für das SRF die Tennisspiele. Er prägte eine Ära, begleitete zahlreiche Schweizer Tennisspieler an die Weltspitze und kommentierte Tausende Minuten live. Am Montagabend kam die Meldung, dass das SRF in Zukunft auf die Dienste des 62-Jährigen verzichtet. Für die Fans ein Schock. 

Aber auch für Günthardt selbst nicht einfach. Der Tennis-Experte wurde am Montagmorgen im Newsroom des SRF über den Entscheid informiert. Zu 20 Minuten sagt er: «Es war viel im Umbruch, man war mittlerweile darauf sensibilisiert. Es kam also nicht ganz überraschend, dass es aber so plötzlich kam, war unerwartet.»

Auf Anfrage erklärt der 62-Jährige auch, wie das SRF den Entscheid begründete: «Mir wurde gesagt, dass der Abgang von Stefan Bürer für sie überraschend kam und wir ja eine Marke seien, die es nicht mehr gibt. Ausserdem sei auch anzunehmen, dass Federer nicht mehr lange spielen wird. Deshalb wollten sie einen Neuanfang ohne mich.»

Viele positive Nachrichten erhalten

Über den Entscheid ohne ein vorheriges Gespräch zeigte sich Günthardt enttäuscht: «Ich hatte gehofft, dass wir nach 36 Jahren nochmals zusammensitzen. Dass man diskutiert, wie die Zusammenarbeit aussieht. Vielleicht wäre man zum Schluss gekommen, dass ich nach den US-Open aufhöre oder sporadische Einsätze habe. Es hätte viele Möglichkeiten gegeben. Dieses Gespräch hat leider nicht stattgefunden.»

Nach der Kommunikation seines Abgangs habe er viele positive Nachrichten aus seinem direkten Umfeld erhalten. «Die Arbeit beim SRF war ein grosser Teil in meinem Leben.» Nicht nur die Arbeit hinter dem Mikrofon hat Günthardt in den letzten Jahren viel Spass gemacht. Auch die Zusammenarbeit mit zahlreichen Personen hinter der Kamera. «Ich werde die tägliche Arbeit mit diesen Leuten sicherlich vermissen, aber viele davon sind Freunde und die Verbindungen werden bleiben», so der 62-Jährige.

In den 36 Jahren gab es sehr viele Highlights für Günthardt. Zwei Spiele bleiben ihm aber besonders im Gedächtnis. Der Wimbledon-Final 2008 zwischen Nadal und Federer mit Regenunterbrechung. «Fast neun Stunden waren wir auf Sendung. Es war eine unglaubliche Dramaturgie», so Günthardt. Auch die Australian Open im Jahr 2017 waren für den früheren Profi was Besonderes. «Da hat Federer sein Comeback gegeben und Nadal in fünf Sätzen geschlagen.»

Günthardt bleibt dem Tennis erhalten

Ein Fazit nach 36 Jahren zu ziehen, ist schwierig. «Ich war als Kommentator unendlich viele Stunden auf Sendung. Dadurch habe ich viel Weltklasse-Tennis gesehen. Das hat mich als Coach extrem weitergebracht, aber da auch eine menschliche Komponente dazugehört, hat mir das auch viel gezeigt, wie der Mensch unter Stress funktioniert.»

Wie es für Günthardt weitergeht, ist noch unklar. Die US-Open wird er sicher noch für das SRF zusammen mit seinem langjährigen Kollegen Stefan Bürer kommentieren. Allerdings wird er dies auch aus dem Studio in Zürich tun und nicht nach New York reisen. Günthardt bedauert das: «Klar ist es ein ganz anderes Gefühl, aus dem Stadion direkt zu kommentieren.»

In Stadien wird sich Günthardt aber auch ohne das SRF in Zukunft weiter aufhalten. «Ich arbeite ja noch als Fed-Cup-Coach und bin bei Swiss Tennis ebenfalls als Consultant angestellt. Am Dienstag war ich zum Beispiel mit den jungen Spielern Dominik Stricker und Leandro Riedi auf dem Platz.» Dazu kommt: Da Günthardt selbst ein starker Tennisspieler war, gehört er an den French Open, den US-Open und Wimbledon zu den «Last 8». Das bedeutet, dass er die Spiele vor Ort besuchen kann.

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