Darum könnten bald die Preise für Ferien und Benzin stark steigen

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InflationDarum könnten bald die Preise für Ferien und Benzin stark steigen

An der Börse geht das Inflationsgespenst um: Anleger fürchten Engpässe und Preisanstiege nach der Pandemie. Flüge, Hotels und Restaurantbesuche könnten viel teurer werden.

Darum gehts

  • Anleger haben Angst vor einer Inflation.

  • Das drückt auf die Stimmung an der Börse.

  • Viele fürchten, dass die Nachfrage nach der Pandemie stärker steigt als das Angebot.

  • Das könnte die Preise für beispielsweise Flüge und Hotels stark in die Höhe treiben.

Die Stimmung der Anleger ist gedämpft: Seit zwei Wochen verzeichnet die Schweizer Börse immer wieder Rückschläge. Händler machen Inflationssorgen dafür verantwortlich. Denn nach der Pandemie könnte die Nachfrage stark steigen, während das Angebot knapp bleibt. Das führt zu Engpässen und Preisanstiegen.

So hat jüngst auch UBS-Präsident Axel Weber vor einer Inflation gewarnt. Besonders im Dienstleistungssektor wurden die Kapazitäten stark reduziert und auf eine rasch steigende Nachfrage könne nicht reagiert werden. Wird also bald alles teurer? Die wichtigsten Fragen und Antworten:

Was ist das Problem?

Zurzeit steigen Rohstoffpreise stark an: Der Ölpreis ist seit Jahresanfang um über 30 Prozent angestiegen. Mais ist 17 Prozent teurer geworden, Baumwolle und Sojabohnen kosten fast 10 Prozent mehr. Der Grund ist die Corona-Pandemie, erklärt Matthias Geissbühler, Investment-Chef von Raiffeisen Schweiz: «Letztes Jahr sind die Rohstoffpreise temporär stark eingebrochen.» Wegen des Preisrückganges wurde entsprechend das Angebot reduziert. «Mit den Lockerungen der Massnahmen steigt die Nachfrage jetzt wieder stark an und daher werden Rohstoffe teurer», so Geissbühler.

Wieso führt das zu einer Inflation?

Steigen die Preise, gibt es für das gleiche Geld weniger Produkte – die Inflation steigt. «Es besteht ausserdem auch die Gefahr einer Überkompensation nach der Pandemie», sagt BAK-Chefökonom Martin Eichler. Denn in der Krise haben viele Schweizer und Schweizerinnen Geld gespart und wollen es ausgeben. Das Problem: Die Produktion ist weiterhin reduziert. «Die Nachfrage wäre dann grösser als das Angebot – es drohen Preiserhöhungen und damit Inflation», so Eichler. Ob es wirklich zu einer Inflation kommt und wie stark diese ausfällt, hänge aber auch von der Reaktion der Notenbanken ab: Je länger und mehr diese Geld ins System pumpen, desto grösser werde die Gefahr einer starken Inflation.

Das bedeutet Inflation:

Die Inflation beschreibt den stetigen Anstieg des Preisniveaus einer Volkswirtschaft. Der Wert des Geldes sinkt bei der Inflation. Steigen die Löhne und Gehälter langsamer als die Preise, sinkt die Kaufkraft und es kommt zur Inflation. Das heisst, man kann sich für den gleichen Geldbetrag plötzlich weniger kaufen als zuvor. Als Folge davon müssen die Löhne erhöht werden, was wiederum zu Preiserhöhungen führt: Es entsteht eine Lohn-Preis-Spirale.

Was wird dann teurer?

Kommt es zu einer gesteigerten Nachfrage, dürften zuerst die Preise für Dienstleistungen steigen: «Flüge und Hotels könnten beispielsweise schnell mehr kosten, wenn dort die Angebote nach der Pandemie beschränkt sind», erklärt Eichler. Auch das Essen im Restaurant dürfte dann teurer werden. Zudem schiessen die Energiepreise in die Höhe. Denn bereits jetzt ist der Ölpreis sehr hoch im Vergleich zum Vorjahr. Matthias Geissbühler von der Raiffeisen geht hingegen nicht davon aus, dass die Preise in der Reisebranche stark steigen werden: «Diese Branche ist schwer unter Druck und leidet unter Überkapazitäten. Da möchte man die Kunden nicht mit hohen Preisen vertreiben.» Dass die Heiz- und Stromkosten steigen dürften, bestätigt Geissbühler.

Wie lange könnte eine Inflation andauern?

«Wir werden wohl ab April eine deutlich höhere Inflation spüren», sagt Matthias Geissbühler von der Raiffeisen. Doch es sei von einem temporären Phänomen auszugehen – ab 2022 dürfte sich die Lage stabilisieren. Denn viele Unternehmen müssten ihre Produktion einfach wieder hochfahren: «Das dauert zwar eine Weile. Danach kann die gesteigerte Nachfrage aber wieder abgedeckt werden.». Zudem bleibt die Situation am Arbeitsmarkt angespannt, was eine klassische Lohn-Preis-Spirale verhindere.

Was bedeutet das für die Börse?

Die Angst vor einer Inflation schwächt die Börse. Die Verunsicherung der Anleger ist gross: Anleihen mit tiefen Zinsen werden unattraktiv und deshalb verkauft. «Dadurch sinkt der Preis und dies wiederum treibt die Renditen nach oben», erklärt Geissbühler. Deshalb sind die Zinsen bei den Staatsanleihen zuletzt deutlich angestiegen. Dieser schnelle Zinsanstieg ist aber Gift für die Aktienmärkte: «Damit erhöhen sich die Refinanzierungskosten für die Unternehmen, was auf die Gewinnmargen drückt. Zudem nimmt die relative Attraktivität zu Anleihen ab», so Geissbühler. Institutionelle Anleger schichten darum teilweise ihre Anlagegelder von Aktien in Anleihen um.

Könnte dann der Bitcoin an Wert gewinnen?

«Hält die Inflation an, werden Anleger auch vermehrt in reale Werte wie Immobilien und Gold investieren», sagt Martin Eichler vom BAK. Aber auch Bitcoin könnten an Beliebtheit gewinnen. Allerdings sei es schwierig abzuschätzen wohin sich der Kurs der digitalen Währung entwickelt. «Bitcoin ist eine sehr spekulative Anlage, gewinnt aber sicher an Potential in einer Inflationsphase», so Eichler.

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