Bayer Leverkusen: Granit Xhaka im Meisterinterview

Granit Xhaka, Sie sind deutscher Meister, was sind Ihre ersten Gedanken?

Wenn man den ersten Ball kickt, träumt man von solchen Momenten. Man hat schon als Jugendlicher die Meisterfeiern in Deutschland verfolgt, weil sie besonders sind. Ein Traum geht in Erfüllung. Ich habe auch schon in Basel Titel geholt, jetzt aber auf internationalem Niveau eine Meisterschaft zu holen, ist meiner Meinung nach noch spezieller. Dies vor allem mit einem Club, der noch nie Meister geworden ist. Wir haben Geschichte geschrieben. Jeder Einzelne in diesem Club ist eine Legende. Es gibt jetzt nichts Schöneres, als es gemeinsam zu geniessen.

Was haben Sie sich beim 2:0 gedacht, welches Sie selber erzielt haben?

Der Ball kam perfekt zu mir und ich habe einfach gedacht: abziehen. Umso schöner, ging er dann rein.

War dann klar, das ist der Titel?

In der ersten Halbzeit waren doch viel mehr Emotionen da, als wir gedacht haben. Es war nicht unsere beste Halbzeit. Mit dem 1:0 zur Halbzeit waren wir aber auf gutem Weg. Das 2:0 war ein Schlag ins Gesicht für die Bremer – da dachte ich, wir haben etwas Ruhe. Zu den restlichen Toren muss ich, glaube ich, nicht viel sagen.

Wie haben Sie die Schlussphase mit den Platzstürmen der Fans erlebt?

Wir haben es schon so erwartet. Dass sie so lange geduldig waren, ist schon besonders. Es sind Fans da, die 60 oder 70 Jahre darauf gewartet haben. Es war das Ziel Nummer eins, den Titel zu holen, wenn wir schon so nahe dran sind. Dann auch noch im eigenen Stadion, dann muss man ihn einfach holen. Es ist so besonders und ich finde noch gar nicht die richtigen Worte.

Können Sie es schon einordnen? Letztes Jahr waren Sie schon nahe dran mit Arsenal ...

Für mich ist es vielleicht noch emotionaler. Letztes Jahr hat es fast mit Arsenal geklappt. Darum habe ich auch immer gesagt, ruhig bleiben – egal, wie viel Punkte wir Vorsprung hatten. Ich bin wirklich froh, haben wir das Ding nach Hause gebracht.

Wie feiert das Team heute?

Jetzt feiern wir mit den Engsten, mit der Familie. Am Montag haben wir frei und dann gilt der Fokus sofort wieder auf die Europa League.

Was war für Sie der Schlüssel zu dieser Traumsaison?

Ich glaube, es sind viele Faktoren, die uns besonders machen. Es beginnt beim Verein und beim Trainer. Wie alle arbeiten, ist unglaublich. Und der Hunger natürlich. Die Balance, die wir haben zwischen jungen und erfahrenen Spielern. Auch die Mentalität, die wir alle drei Tage auf den Platz bringen. Die Mannschaft, in der jeder Potenzial hat und dieses auch zeigt, egal, ob er spielt oder weniger spielt.

Wie sorgen Sie als Chef nun dafür, dass Ihr Team jetzt heiss auf die anderen beiden Titel bleibt, die noch möglich sind?

Da muss man nicht gross darüber reden. Wir sind im DFB-Pokal-Final gegen Kaiserslautern, wo sicher wir die Favoriten sind. Aber es ist nur ein Spiel, dementsprechend müssen wir bei 100 Prozent sein. In der Europa League sind wir im Viertelfinal. Das ist alles schön und gut, aber das Rückspiel in London gegen West Ham wird ein anderes Spiel als das 2:0 im Hinspiel.

Dann wird Granit Xhaka von seinen Mitspielern beim Interview unterbrochen. Teamkollege Stanisic: «Er muss jetzt leider mitkommen, tut uns leid.» Das nächste Ziel: die Bierdusche für Trainer Xabi Alonso bei der Pressekonferenz.