Zuwanderung: Schweiz steuert auf Rekordjahr zu

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FachkräftemangelSchweiz steuert bei Zuwanderung auf Rekordjahr zu

Bis Ende Jahr könnten 100’000 Personen in die Schweiz eingewandert sein. Nach wie vor stammen die meisten Einwandernden aus Deutschland, Italien und Frankreich. 

Darum gehts

  • Laut Prognosen des Bundesrats könnten bis Jahresende 100’000 Personen in die Schweiz eingewandert sein.

  • Die Schweiz hatte zuletzt 2008 einen Bevölkerungszuwachs in ähnlichem Ausmass wie im aktuellen Jahr erlebt.

  • Personen aus Deutschland, Frankreich und Italien haben mehr als ein Drittel der Nettozuwanderung ausgemacht.

Zwischen Januar und Oktober 2023 sind nach den Daten des Staatssekretariats für Migration insgesamt 81’345 Ausländerinnen und Ausländer in die Schweiz eingewandert. Es wird erwartet, dass bis zum Jahresende diese Zahl 100’000 erreichen wird, zumindest nach den Prognosen des Bundesrats. Damit würde die Schweiz bei der Zuwanderung auf ein Rekordjahr zusteuern. Die durchschnittliche Nettozuwanderung in den letzten 20 Jahren lag bei rund 64’000 Personen pro Jahr, wie die Zeitungen der CH Media schreiben.

Die Schweiz habe zuletzt im Jahr 2008 einen Bevölkerungszuwachs in ähnlichem Ausmass wie im aktuellen Jahr erlebt. Diese Zunahme sei damals auf die kürzlich eingeführte uneingeschränkte Personenfreizügigkeit mit Bulgarien und Rumänien zurückzuführen gewesen.

Fachkräftemangel als Treiber

Gleichzeitig habe die Schweizer Wirtschaft floriert, bis sie von der weltweiten Finanzkrise erfasst wurde. Die habe zu einem Rückgang der Zuwanderung geführt. Etwa die Hälfte der Personen, die in diesem Jahr in die Schweiz eingewandert sind, habe dies aufgrund eines beruflichen Angebots gemacht. Ein weiteres Viertel der Zuwanderung sei auf den Zuzug oder Nachzug von Familienangehörigen von Familienmitgliedern zurückzuführen. 

Ursächlich für den aktuellen Anstieg sei vor allem die Schaffung zahlreicher neuer Arbeitsplätze, die wiederum den Fachkräftemangel verstärkten, so Michael Siegenthaler, Experte für den Arbeitsmarkt bei der Konjunkturforschungsstelle der ETH Zürich, gegenüber den Zeitungen der CH Media. Die IT- und die Gastrobranche rekrutieren laut dieser Zeitung am fleissigsten im Ausland. Das Gesundheits- und Sozialwesen habe in jüngster Zeit jedoch den stärksten absoluten Stellenzuwachs verzeichnet. Seit Anfang 2021 seien mehr als 50’000 zusätzliche Arbeitsplätze geschaffen worden.

Deutsche kehren in die Schweiz zurück

Nach wie vor stammen die meisten Einwandernden hauptsächlich aus den drei grossen Nachbarländern Deutschland, Italien und Frankreich. In diesem Jahr habe diese Gruppe von Ländern mehr als ein Drittel der Nettozuwanderung ausgemacht.

Auffallend sei die rasante Zunahme der Personen aus Deutschland, die in die Schweiz einwanderten. Vor der Pandemie im Jahr 2019 seien netto 5889 Deutsche eingewandert. 2021 seien es bereits 8123 gewesen. Im letzten Jahr habe der Zuwachs aus Deutschland 11’390 Personen betragen, was 15 Prozent der gesamten Nettozuwanderung ausgemacht habe. Auch in diesem Jahr setze sich der Anstieg der Zahl deutscher Einwanderer fort.

Arbeitsmarkt hinkt der Konjunktur hinterher

Die Zahlen seien jedoch in der Vergangenheit bereits deutlich höher gewesen. Im Rekordjahr 2008, vor Ausbruch der Finanzkrise, habe die Nettozuwanderung von Deutschen 31’463 Personen betragen.

In gleichem Masse, wie die Zuwanderung zugenommen habe, habe die Schweiz auch einen rapiden Anstieg der Beschäftigtenzahl verzeichnet. Seit Anfang 2021 hätten Unternehmen mehr als 300’000 Arbeitsplätze geschaffen. Es werde jedoch erwartet, dass der Stellenausbau im kommenden Jahr wieder auf ein normales Niveau zurückgehe, da sich die Aussichten für die Schweizer Wirtschaft nun eintrübten, insbesondere in der Industrie. Laut Siegenthaler hinkt der Arbeitsmarkt der Konjunktur immer etwas hinterher.



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