Horrordroge: Zombiedroge «Tranq» – schwappt die Krise in die Schweiz über? 

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HorrordrogeZombiedroge «Tranq» – schwappt die Krise in die Schweiz über?

In den USA sorgt die Zombie-Droge «Tranq» für wüste Szenen. Im liberalen San Francisco ist die Opiod-Krise ausser Kontrolle geraten. Und sie breitet sich immer weiter aus.

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«Wie Zombies»: Die Opioid-Sucht in den USA hat schreckliche Ausmasse angenommen.

20min/Samira Groner

Darum gehts

  • In den USA wird die Opioidkrise zunehmend dramatischer: Unter den 18- bis 49-Jährigen ist sie die führende Todesursache. Die neuste Horror-Droge: Xylazin, genannt «Tranq». 

  • Fast nirgends ist es so schlimm wie in San Francisco. 

  • Dort wird die Innenstadt von Süchtigen bevölkert, viele mit einem Buckel wegen des «Fentanyl fold». 

  • Die Bevölkerung der liberalen Stadt ist fundamental geteilter Meinung, wie es weitergehen soll. 

Das Schicksal

Alle paar Wochen sucht Jacqueline Berlinn (58) nach ihrem Sohn. Dafür fährt sie – stets vor Einbruch der Dunkelheit – in die Innenstadt von San Francisco, mit den Vierteln Tenderloin und Somadem das Epizentrum der Drogenszene Nordkaliforniens. «Hier, im Schatten des prunkvollen Salesforce-Towers und einigen der teuersten Immobilien weltweit, liegen Drogenabhängige wie tote Tiere in den Büschen», schrieb die NZZ in einer Reportage.

Findet die sechsfache Mutter ihren Sohn Corey (32) in den vermüllten Gassen nicht, erkundigt sie sich bei anderen Drogenabhängigen nach ihm. Das spricht sich herum. Meist gibt Courey später dann ein Lebenszeichen. Seine Mutter erzählt mit Tränen in den Augen von der gesunden Version ihres einst so gutaussehenden Sohnes. Das Leben auf der Strasse und die Droge haben ihn gezeichnet. Längst hat er einen Buckel wegen des «Fentanyl fold», einer Rundung der Wirbelsäule. Diese entsteht, weil die Abhängigen in ihrem Rausch zusammensacken und über Stunden vornüber gekippt verharren. 

Die alte und die neue Droge

Fentanyl wirkt 50 Mal so stark wie Heroin, da es schneller und enger an die Opioid-Rezeptoren im Gehirn andockt. Bereits zwei Milligramm – so viel wie eine kleine Prise Salz – können zum Tod führen. Fentanyl lässt sich überall in Laboren herstellen. Anders als Heroin und Kokain ist es als synthetischer Stoff keiner Ernte unterworfen und muss nicht über komplexe Schmuggelrouten transportiert werden. Zudem hält der Rausch mit Fentanyl nur kurz an, sodass Süchtige es mehrfach täglich konsumieren. Auch das macht die Gewinnmarge von Fentanyl für Dealer und Kartelle viel attraktiver, als es beim Handel mit Heroin der Fall ist. 

Nun nimmt nach und nach eine noch schlimmere Droge Überhand in den USA: Xylazin, genannt «Tranq». 2001 erstmals dokumentiert, findest es sich in Philadelphia mittlerweile in über 90 Prozent aller illegalen Drogenfunde. Von Philadelphia aus gelangte es in weitere Regionen, bis heute wurde «Tranq» in 48 der 50 Bundesstaaten dokumentiert – und fand von da den Weg nach Europa: In Grossbritannien und Lettland wurde die «Zombie-Droge» bereits dokumentiert. 

«Tranq» ist billig und wurde bis vor Kurzem in dem USA nicht als illegale Droge eingestuft – was zur raschen Verbreitung beitrug. Es kommt leicht zu Überdosierungen, zumal Xylazin oft Drogen zugefügt wird, ohne dass die Konsumenten davon wissen. Weil die Taliban Anbau und Handel mit Heroin verbieten, befürchten Experten nun, dass Opioide wie Fentanyl und «Tranq» sich in Europa verbreiten – und auch in die Schweiz überschwappen. 

Die Folgen 

In den gesamten USA wird die Opioidkrise zunehmend dramatischer: Unter den 18- bis 49-Jährigen ist Fentanyl-Missbrauch die führende Todesursache. Längst ist die Fentanyl-Epidemie auch in die Welt der Kinder und Jugendlichen geschwappt. Auf Instagram, Snapchat und Etsy werden Antidepressiva und Schmerzmittel angeboten, versetzt mit Fentanyl. Auch Joints werden damit angereichert. Schon länger und so auch besonders schlimm ist es in San Francisco.

Laut NZZ sterben hier zurzeit durchschnittlich zwei Personen täglich an einer Überdosis. Das sind 40 Prozent mehr als im Vorjahr. Auch in Kanada werden  Fentanyl und «Tranq» zum gröberen Problem. In Europa gibt es erste Krisenherde und Konstellationen im Drogenmarkt, die Fachleute besorgen. 

Die Politik 

Gerade in San Francisco gelten äusserst liberale Gesetze. Dealer werden kaum zu Haftstrafen verurteilt. Gleichzeitig zahlt die Stadt grosszügige Sozialleistungen, was Obdachlose und Drogenabhängige von überall her anlockt. Die Bevölkerung der Stadt ist in der Drogenpolitik geteilt: Einige finden, der Kampf gegen Drogen könne nicht von den Strafverfolgern und mit überfüllten Gefängnissen gewonnen werden.

Es brauche Schadensbegrenzung mit Konsumstellen und mehr Sozialwohnungen. Andere finden, dass die Stadt eine falsch verstandene Toleranz gegenüber Drogensüchtigen und Dealern lebe, weswegen die Fentanyl-Krise San Francisco überhaupt so hart treffe. Es brauche mehr Polizei und strengere Gesetze. 

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