Self-Checkout: Sicherheitspersonal zum Schutz der Angestellten

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Mehr Sicherheitspersonal«Wurde bedroht»: Aggressive Diebe machen Laden-Personal zu schaffen

Mehr Diebstähle und aggressive Kundschaft bringen das Verkaufspersonal an den Self-Check-out-Kassen an den Anschlag. Detailhändler reagieren mit Sicherheitspersonal.

Darum gehts

  • Weil es bei Self-Check-out-Kassen immer häufiger zu stressigen Situationen mit Kundinnen oder Kunden kommt, setzen verschiedene Detailhändler auf Sicherheitspersonal.

  • Dies zum Schutz des Verkaufspersonals, das vermehrt angefeindet wird.

  • Wegen der Zunahme von Diebstählen haben einige Ladenketten im Ausland die Self-Check-outs wieder abgeschafft.

Wer bei den grossen Detailhändlern einkaufen geht, dem dürfte aufgefallen sein: Immer häufiger steht Sicherheitspersonal nicht nur vor den Läden, sondern auch bei den Self-Check-out-Kassen. Migros, Coop, Aldi und Lidl sagen unisono, dass sie zur Sicherheit von Kunden und Kundinnen und Personal private Sicherheitsdienste beauftragen. Sie schweigen aber über die Gründe, die Kosten und die genauen Einsatzorte und Zahlen.

Klar ist: Seit der Einführung der Self-Check-out-Kassen wird mehr geklaut. «Ich bezahle doch nicht acht Franken für einen veganen Käse», sagt eine 25-jährige Studentin zu 20 Minuten. Andere überspringen beim Scannen einfach Produkte.

Verkaufspersonal am Limit

Das Verkaufspersonal, das beim Self-Check-out Stichprobenkontrollen durchführt, fühlt sich zunehmend unsicher. «Ich wurde schon ein paar Mal bedroht», sagt Michi, der seit über zwanzig Jahren bei Coop arbeitet. Von Kunden und Kundinnen, die er an der Self-Check-out-Kasse beim Diebstahl ertappte, habe er schon Sätze gehört wie: «Ich weiss, wie du heisst» oder «Ich finde heraus, wo du wohnst.»

Das löse ein mulmiges Gefühl aus: «Wenn ich nach meiner Schicht zum Auto laufe, habe ich schon eine gewisse Angst, dass mir da jemand auflauert», so Michi. Der psychische Stress sei mit der Einführung des Self-Check-outs deutlich gestiegen. «Wenn Leute in die Stichprobe kommen, sind sie genervt und lassen ihren Frust an uns aus.» Das Personal versuche dabei, stets freundlich zu bleiben, «aber nach zwei bis drei Stunden am Self-Check-out ist man mit den Nerven am Ende».

«Wegen der Anfeindungen habe ich mich am Anfang gar nicht getraut, die Leute anzusprechen, wenn ich merkte, dass sie Artikel nicht gescannt hatten», sagt eine 25-Jährige, die früher bei Coop arbeitete. «Mit der Zeit hatte ich dann den Mut dazu, aber es gibt auch Personal, das sich weniger traut.»

Schutz des Personals

Florim Abazi (48) ist Inhaber der Sicherheitsfirma Prime Security und seit 25 Jahren selbst als Ladendetektiv unterwegs. Ihn erstaunen die Aussagen des Personals gar nicht: «Es braucht uns immer mehr zum Schutz des Personals. Die Kunden flippen teils schon aus, wenn die Kasse nicht funktioniert. Wenn wir sie beim Klauen erwischen und sie Einkäufe aus dem Rucksack holen und zeigen müssen, sind sie oft genervt und werden aggressiv.»

Überhaupt haben Ladendiebstähle laut Abazi seit der Einführung der Self-Check-out-Kassen extrem zugenommen. «Wir sehen alles, vom Obdachlosen bis zur CEO klauen alle. In Winterthur hatten wir in fünf Stunden 18 Diebstähle.» Auch die Deliktbeträge und die Waren, die gestohlen werden, variieren laut Abazi: «Am Dienstag habe ich einen Jungen erwischt, der ein Schoggigipfeli geklaut hat. Er sagte, er klaue seit vier Jahren regelmässig und sei zum ersten Mal erwischt worden.»

Ende des Self-Check-outs?

Die Diebinnen und Diebe werden laut dem Ladendetektiv auch kreativ: «Eine ältere Frau hat ein Joghurt gekauft und zu Hause den Strichcode ausgeschnitten. Diesen hielt sie dann jeweils über die Strichcodes von Fleisch und anderen teuren Produkten.» So hätten am Schluss für Waren im Wert von 100 Franken sieben Franken auf dem Kassenzettel gestanden. «Erwischt habe ich sie, weil es auffällig war, dass sie alles mit zwei Händen einscannt. Sie musste ja den Strichcode festhalten.»

Im Ausland haben einige Ladenketten die Self-Check-out-Kassen wieder abmontiert und setzen wieder auf Verkaufspersonal. Abazi sagt: «Wenn es so weiter geht wie bisher und noch schlimmer wird, muss man sich das aus meiner Sicht auch in der Schweiz überlegen. Es wird viel mehr geklaut, die Stimmung ist aggressiv und das Personal leidet darunter.»

Wie findest du es, wenn du beim Self-Check-out in eine Stichprobe kommst?

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