«Gieriges Biest Inflation bekämpfen»– EZB erhöht Leitzins erneut

Aktualisiert

4,25 Prozent«Gieriges Biest Inflation bekämpfen»– EZB erhöht Leitzins erneut

Jetzt folgt die neunte Zinserhöhung in einem Jahr. Noch nie stiegen die Zinsen so stark. Bisher verpuffen die Effekte aber.

EZB: Darum gehts

  • Die Europäische Zentralbank erhöht den Leitzins zum neunten Mal in einem Jahr.

  • Damit will sie die Inflation bekämpfen.

  • Die Wirtschaft leidet aber unter den Folgen der Zinspolitik.

Im Kampf gegen die Inflation nach der US-Notenbank am Mittwoch hebt nun auch die Europäische Zentralbank (EZB) den Leitzins weiter an, von vier auf 4,25 Prozent, wie die EZB am Donnerstagnachmittag mitteilt.

Zu diesem Zins können sich die Banken Geld bei der EZB besorgen. So hoch war der Leitzins zuletzt zu Beginn der weltweiten Finanzkrise Anfang Oktober 2008.

Es ist die neunte Zinserhöhung in einem Jahr. Noch nie stiegen die Zinsen so schnell an. Nach Jahren mit Null- und Negativzinsen haben die Währungshüter angesichts der hohen Teuerung die Zinsen seit Juli 2022 in einer beispiellosen Serie angehoben.

Doch bisher verpufft der Effekt. Die Kerninflation stieg zuletzt sogar weiter auf 5,5 Prozent. Bei dieser sind die schwankungsanfälligen Preise für Energie und Nahrungsmittel herausgerechnet.

Deutsche Bundesbank fordert weitere Erhöhungen

Die EZB kritisierte zuletzt, dass Unternehmen die Inflation für übertriebene Preisaufschläge nutzen und daraus eine «Gierflation» machten. Durch Zweitrundeneffekte wie höhere Löhne stiegen die Preise weiter. «Die Inflation ist für mich wie ein gieriges Biest. Und wir müssen gegen dieses gierige Biest kämpfen», sagte der deutsche Bundesbank-Chef Joachim Nagel kürzlich. Nagel warb für weitere Zinserhöhungen.

Der Kampf der EZB sei noch nicht beendet. Die höheren Zinsen verteuern Kredite. Das kann die Nachfrage bremsen und hohen Teuerungsraten entgegenwirken. Doch die steigenden Zinsen verteuern auch Kredite für Unternehmen, weshalb Investitionen ausfallen könnten. Die deutsche Wirtschaft befindet sich bereits in einer Rezession und auch die Industrie in der EU ist im Abschwung. Es drohen Entlassungen (siehe Box).

Die Folgen der Rezession

Deutschland steckt in der Rezession. Zwei Quartale hintereinander ist die Wirtschaftstätigkeit allgemein zurückgegangen. Auch fürs Gesamtjahr dürfte Deutschlands Wirtschaft schrumpfen. Bei einer Rezession halten Unternehmen und Haushalte ihr Geld zurück. Es drohen steigende Arbeitslosenzahlen und mehr Kurzarbeit. Wenn die Leute weniger Geld verdienen, sinkt wiederum auch die Nachfrage.

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