Euclid-Teleskop gestartet, um Dunkle Energie zu ergründen

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Sechs-Jahres-MissionEuclid-Teleskop ist gestartet, um Geheimnisse des Weltalls zu ergründen

Das Weltraum-Teleskop Euclid der ESA ist am Samstag ins All gestartet. Von der Mission erhoffen sich die Forschenden Erkenntnisse über fremde Galaxien – und über die kaum bekannte Dunkle Materie.

Darum gehts

  • Am Samstag ist das Teleskop Euclid der European Space Agency ESA auf seine 1,5 Millionen Kilometer lange Reise ins All aufgebrochen.

  • Das Hightech-Gerät soll Milliarden Galaxien beobachten und zehn Milliarden Jahre in die Vergangenheit blicken.

  • Vor allem aber soll sie Erkenntnisse zu Dunkler Energie liefern, einer Kraft, die das Universum zusammenhält.

Es sind die grossen, einflussreichen Unbekannten im All: Dunkle Materie und Dunkle Energie. Die europäische Raumsonde Euclid soll nun die Erforschung dieser beiden Phänomene, über die man bislang so gut wie nichts weiss, einen grossen Schritt weiterbringen.

Das Teleskop der Europäischen Raumfahrtagentur Esa hob am Samstag vom US-amerikanischen Weltraumbahnhof Cape Canaveral an Bord einer Falcon-9-Rakete des US-Unternehmens SpaceX ab. Weniger als eine Stunde später schickte die Sonde ein erstes Signal aus dem All. «Euclid ist auf seinem Weg, das kosmische Geheimnis von Dunkler Materie und Dunkler Energie zu lüften», schrieb die Esa auf Twitter. «Die Stimmung ist sehr, sehr gut hier», sagte Esa-Generaldirektor Josef Aschbacher.

Zusammen bilden Dunkle Materie und Dunkle Energie einen extrem grossen Anteil am Universum. Alle anderen bekannten Bestandteile – Sterne, Planeten, unsere Milchstrasse, andere Galaxien – machen lediglich etwa fünf Prozent aus, wie Giuseppe Racca, der Esa-Programmmanager für Euclid, im Vorfeld erklärte. «Die Kosmologie ist in einer Situation, die als Blamage bezeichnet werden könnte.»

Einblick in die letzten zehn Milliarden Jahre

Dunkle Materie und Dunkle Energie sind bestimmende Faktoren im All. Im Universum, erklärte Astrophysiker David Elbaz, gibt es mehr Schwerkraft, als auf Grundlage der sichtbaren Teile angenommen würde. «Die Sonne dreht sich mit einer so hohen Geschwindigkeit um das Zentrum der Milchstrasse, dass sie aus der Galaxie ausbrechen sollte. Und wenn sie nicht ausbricht, heisst das, dass sie von einer anderen Masse angezogen wird, die wir nicht sehen.» Das sei die Dunkle Materie. Dunkle Energie hingegen beschreibe eine Art Anti-Schwerkraft, durch die Galaxien sich abzustossen schienen. Beides sei äusserst schwer zu erforschen.

Ist das Geld für Weltraumforschung gut angelegt?

Euclid soll nun etwas Licht ins Dunkel bringen. «Das Unsichtbare sichtbar machen», fasst Astrophysiker Elbaz den Kern der Mission zusammen. Das Herzstück der etwa 4,7 Meter grossen, 3,5 Meter breiten und knapp unter zwei Tonnen schweren Sonde ist ein hochauflösendes Teleskop. Dieses ist mit zwei Kameras ausgestattet – eine für den sichtbaren Wellenlängenbereich und eine für den Nah-Infrarotbereich. Mit dem Teleskop will die Esa einen Blick in die Vergangenheit des Universums werfen und dessen Entwicklung innerhalb der letzten zehn Milliarden Jahre erforschen. Ziel ist es auch, eine 3D-Karte zu erstellen, in der Zeit die dritte Dimension ist. Insgesamt sollen Daten zu Milliarden Galaxien gesammelt werden.

Vermessung von zwei Milliarden Galaxien

Mit der Mission, so hoffen Forscherinnen und Forscher, soll sichtbar werden, wie das Universum sich ausgedehnt hat und wie einzelne Strukturen entstanden sind. Daraus wollen sie Schlüsse zu Dunkler Materie und Dunkler Energie ziehen und auch verstehen, wie Dunkle Materie und die Schwerkraft zusammenhängen.

Zunächst einmal ist die knapp 1,4 Milliarden Franken teure Mission, an der mehr als 20 Länder beteiligt sind, auf sechs Jahre angesetzt. Euclid soll etwa 1,5 Millionen Kilometer weit ins All fliegen. Am sogenannten zweiten Lagrange-Punkt zwischen Erde und Sonne befindet sich auch schon das James-Webb-Teleskop. Von dort aus soll Euclid sechs Jahre lang bis zu zwei Milliarden Galaxien vermessen, die sich über mehr als ein Drittel des Himmels erstrecken. Bis die Sonde dort ankommt, dürfte rund ein Monat vergehen. Es folgen einige Tests, bis im Herbst die Mission ihre eigentliche Arbeit aufnimmt und erste Bilder liefern soll.

Forschende erwarten Überraschungen

Die von Euclid gesammelten Informationen könnten für die Forschung eine grosse Bereicherung sein. Racca, der Programmmanager für Euclid, rechnet bereits im ersten Jahr der Mission mit mehr Daten zur extragalaktischen Astronomie, als es bisher von allen anderen vergleichbaren Missionen gegeben hat. «Ich erwarte, dass Euclid die Wissenschaftsgemeinschaft mit einer nie da gewesenen, riesigen Menge an Daten fluten wird.»

Astrophysiker Elbaz geht davon aus, dass man etwa anderthalb Jahre nach dem Start von Euclid erstmals ein besseres Verständnis von Dunkler Materie haben könnte. Doch was die Mission langfristig für Erkenntnisse bringt, sei nicht absehbar. «Heute zu wissen, was der Einfluss unseres besseren Verstehens von Physik und davon, was Euclid uns sagen wird, sein wird, (...) ist unmöglich.»

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(DPA/AFP/trx)

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