Mental Load: Frauen leisten in der Beziehung die Planungsarbeit

Der Mental Load in deiner Partnerschaft belastet dich? Wir geben Tipps, wie du etwas vom Druck loswirst.

Der Mental Load in deiner Partnerschaft belastet dich? Wir geben Tipps, wie du etwas vom Druck loswirst.

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Dauerstress im AlltagSo scheitert deine Beziehung nicht am Mental Load

Hausarbeit und deren Organisation können an einer Beziehung nagen, wenn sie ungleich aufgeteilt sind – doch das zu ändern ist gar nicht so einfach. Eine Paar- und Familienberaterin erklärt, wie es klappt.

Malin Mueller
von

Wann wird der Karton abgeholt, wer bringt das Kind zum Ballett, was wird abends gekocht? Neben unzähligen Aufgaben im Haushalt fallen im Alltag auch Planungs- und Koordinierungsaufgaben an, die man nicht sehen kann. Trotzdem muss sie jemand erledigen, damit Beziehungen und Familien funktionieren. Diese unsichtbare Denkarbeit wird als Mental Load, also mentale Belastung, beschrieben. Die psychologische Einzel-, Paar- und Familienberaterin Tamara Berke hat Tipps, wie du sie besser aufteilen kannst.

Über die Expertin

praxisberke.ch

Tamara Berke ist psychologische Einzel-, Paar- und Familienberaterin mit Praxis in Zürich.

Warum belastet Mental Load so stark?

Die ungleiche Verteilung ist die Regel, nicht die Ausnahme. Berke sagt: «Oft wird der gesamte Mental Load unausgesprochen von einer Person übernommen.» Das sei zum Beispiel nach Geburten oft der Fall. «Kommt ein Kind auf die Welt, setzen sich die wenigsten Paare hin und sprechen darüber, wer ab jetzt die Fläschchen auswäscht, die Windeln kauft, den Kitaplatz organisiert.» Dazu kommt die scheinbare Selbstverständlichkeit. «Weil viele der Aufgaben nicht sichtbar sind, fehlen auch Dankbarkeit und Anerkennung

Kommt ein Kind auf die Welt, setzen sich die wenigsten hin und sprechen darüber, wer ab jetzt die Fläschchen auswäscht.

Tamara Berke

Das Problem beim Mental Load

Wer schon mal ein Projekt gemanagt hat, kennt das Problem: Plant man alle Schritte, bleibt für die eigentlichen Aufgaben kaum noch Zeit. Daheim will die Wäsche aber trotzdem gemacht, die Wohnung gesaugt oder der Impftermin vereinbart werden. Das läppert sich – vor allem bei Frauen, so Fachleute.

Die Expertin weiss: «Man kann das nicht verallgemeinern. Aber in meiner Praxis erlebe ich immer wieder, dass der Mental Load vor allem bei Frauen liegt.» Der Gender Equality Index von 2021 zeigt ähnliche Ergebnisse. Laut ihm verbringen arbeitende Frauen pro Tag etwa 2,3 Stunden mit Hausarbeiten, Männer nur etwa 1,6 Stunden.

Wie schafft man es, den Mental Load zu verringern?

1. Aufgaben erkennen und verteilen

«Paaren in meiner Therapie rate ich dazu, alle Aufgaben im Haushalt aufzuschreiben, die ihnen in den Sinn kommen, und dann eine faire Aufteilung zu finden – vielleicht war bisher auch gar nicht beiden Parteien klar, wie viele Punkte es gibt.» Dabei lohnt es sich laut Berke, darauf zu achten, was bei einem der Partner besonderen Stress auslöst. «Hasst es eine Person in der Beziehung, Altglas zu entsorgen, und die andere weniger, sollten die Aufgaben dementsprechend verteilt werden.» Wichtig: «Nach zwei, drei Wochen sollte man sich erneut hinsetzen und darüber reden, wie man sich mit der Situation fühlt, was gut passt und woran weiter gearbeitet werden sollte.»

Wer plant in deiner Beziehung den grössten Teil?

2. Kontrolle abgeben lernen

«Etwas vom Mental Load abgeben heisst auch Kontrolle abgeben – und das fällt vielen schwer.» Immerhin, so die Beraterin, verliere man dadurch an Sicherheit, dass die Dinge so funktionierten, wie man möchte. «Damit leben zu lernen, ist ein Prozess. Wenn die Erfahrung sagt, dass eine Aufgabe nicht erledigt wird, wenn ich nicht explizit darum bitte, muss ich meinem Partner oder meiner Partnerin nochmals eine neue Chance geben, damit sich etwas bessert.» Zudem liegt das Problem nicht immer bei der anderen Person: «Auch Hilfe anzunehmen fällt einigen schwer und muss erst erlernt werden.»

Häufig übernimmt eine der Parteien in einer Partnerschaft den gesamten Mental Load.

Häufig übernimmt eine der Parteien in einer Partnerschaft den gesamten Mental Load.

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3. Die To-do-Liste hinterfragen

«Wenn Aufgaben zusammen erledigt werden, kann auch mal etwas einen Tag länger stehen bleiben. Man muss lernen, damit umzugehen», rät die Expertin. Denn oft sind es nicht die ungemachte Wäsche oder das Chaos in der Wohnung, die stressen. «Häufig stecken Glaubenssätze dahinter, mit denen wir aufgewachsen sind. Etwa, dass wir unser Leben nicht im Griff haben oder nicht genug sind, wenn wir nicht alles sofort erledigen. Wer dabei Hilfe braucht, kann in einer Therapie daran arbeiten, erlernte Glaubenssätze aufzugeben und eigene aufzubauen.»

Wie sieht es in deiner Partnerschaft aus? Erzähle uns von deinen Erfahrungen.

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